Seilbahn gegen den Verkehrskollaps

Geplante Seilbahnstation am südlichsten Punkt beim Bahnhof Ebelsberg
Pendler sollen im Süden der Stadt in Kabinen zu ihrem Arbeitsplatz schweben

Zu ebener Erde wird die Stadt Linz der täglichen Verkehrsflut längst nicht mehr Herr. Die Idee, einen Teil der Pendler in luftiger Höhe in die Linzer Industrie- und Gewerbegebiete zu transportieren, ist nun ein Stück in Richtung Realisierung gerückt. Eine seriöse Machbarkeitsstudie für die zehn Kilometer lange und teilweise in 100 Metern Höhe schwebende Seilbahn bestätigt die Durchführbarkeit sowie eine große Verkehrsentlastung. Allerdings sind die Investitionskosten von 283 Millionen Euro für die leistungsfähigere Variante für die Stadt Linz alleine absolut nicht zu stemmen.

Wurde das Seilbahnprojekt bislang als Skurrilität abgetan, so sieht der Linzer Bürgermeister Klaus Luger, SPÖ, „unter gewissen Bedingungen sehr konkrete Chancen auf Realisierung“. Die Fläche der Stadt Linz mit 100 Quadratkilometern sei sowohl in den Betriebs- als auch in den Wohngebieten dicht verbaut. Für neue Verkehrswege sei wenig Platz. Weshalb auch das große geplante Öffi-Projekt, die zweite Schienenachse durch Linz, nur mehr in der teuren unterirdischen Variante machbar sei, erläutert Luger.

Wie für den Bürgermeister ist auch für FPÖ-Verkehrsstadtrat Markus Hein die finanzielle Beteiligung von Bund und Land OÖ die Grundvoraussetzung für die Realisierung der Stadtseilbahn. Umweltfreundlich und so schnell wie mit Autos könnten ein großer Teil der täglich in die Stadt einpendelnden 110.000 Arbeitnehmer verteilt werden, ist Hein überzeugt.

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Touristische Seilbahn im deutschen Koblenz als Vorbild für Linzer Pendlerbahn

Europapremiere

„Wir hätten die Chance, europaweit als erste Stadt eine Seilbahn im direkten öffentlichen Verkehr zu nutzen“, erklärt Hein. Überall, wo zuletzt Stadtseilbahnen aus hauptsächlich touristischen Gründen errichtet wurden, etwa in Koblenz oder in London, hätten sie sich bestens bewährt. In den bolivianischen Großstädten La Paz und El Alto würden Seilbahnen bereits täglich von 230.000 Menschen genutzt.

Je nachdem, ob man in Linz eine kapazitätsstärkere Dreiseilvariante (zwei Tragseile, ein Zugseil), oder ein Einseillaufsystem errichtet, rechnet der Seilbahnexperte und Studienautor Hans-Georg Leitner mit 4000 bis 5500 Passagieren pro Stunde je Fahrtrichtung.

Start beim Bahnhof

Start- und Schlüsselpunkt für das Projekt wäre der Bahnhof Ebelsberg im Süden von Linz. Auf hohen Stützen, die eine Spannweite der Seile von bis zu einem Kilometer zulassen, soll die Bahn dann zum Werksgelände der Voestalpine und über den Bahnhof Franckstraße und die Industriezeile bis zur Hafencity führen. Von dort wäre ein letzter 1,7 km langer Abschnitt zum Pleschinger See geplant.

Nur vage seien bisher Gespräche über Kostenbeteiligungen mit Bund und Land verlaufen, so Stadtrat Hein, der nun intensivere Gespräche führen will. Vor allem das Grazer Projekt „Mur-Seilbahn“, für das der Bund eine massive Beteiligung in Aussicht stellte, macht die Linzer hellhörig. Daran angelehnt könnten der Bund 50 Prozent und Stadt und Land je 25 Prozent zu 70 Mio. Euro übernehmen. Große Hoffnungen setzt Hein in FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer. Er hat für 2020 einen Budgettopf für die Infrastruktur in den Zentren außerhalb Wiens angekündigt.

Zweites Projekt Vorerst nur in den Köpfen und in Plänen Linzer Unternehmer und Visionäre schwebt noch ein zweites attraktives Seilbahnprojekt: Eine Stadtseilbahn zwischen markanten Kultur- und Eventzentren der Stadt soll vor allem den Tourismus beflügeln – der Verein „Keplarium“ will  rund um das Jubiläum des großen Astronomen Johannes Kepler die „Planetenseilbahn“  über Linz schweben lassen.
Die Investitionskosten für einen ersten Ring der Seilbahn, deren 48 Gondeln    Planeten gleichen sollen,  werden auf 30 bis 35 Millionen Euro geschätzt. In der ersten Ausbaustufe sollen der Schlossberg, das Hauptplatz-Tor bei der Nibelungenbrücke, das Lentos-Museum  und das Brucknerhaus sowie am nördlichen Donauufer das Ars Electronica und der Urfahraner Marktplatz miteinander verbunden werden.
Betreiber Erich Gattringer beklagt zwar, dass zwei große Investoren ausgefallen seien, kündigt aber noch bis Weihnachten eine große öffentliche Präsentation an. Im Rathaus Linz hat man von dem Privatprojekt schon seit einem Jahr nichts gehört, so  Stadtrat Markus Hein

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Investorensuche für Planetenbahn Linz läuft noch

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