Schweigen im Walde und am Airport
Klaus Littmann und Franz Orasch. Auf den ersten Blick trennen diese Persönlichkeiten Welten: Littmann, der Künstler, pflanzt 2019 vielleicht Bäume im Klagenfurter Stadion. Orasch, der Immobilientycoon, hat den Klagenfurter Flughafen gekauft. Und doch gibt es Gemeinsamkeiten: beide pflanzen derzeit die Medien, indem sie schweigen. Beide sorgen mit ihren Handlungen für Verwirrung unter den Bürgern. Und beide schreiben der Politik die Spielregeln vor.
Littmann schweigt jetzt
Zwei Wochen lang versuchte der KURIER täglich, ein Interview mit ihm zu bekommen. Zwei Pressesprecherinnen versprachen mehrfach Rückrufe des Schweizers, die nie einlangten. Es sollen im Herbst 2019 im Stadion 200 Bäume wachsen, ein Kunstprojekt. Steuergelder würden nicht verwendet, sagt die Politik. Weil das Stadion einen jährlichen Abgang von 1,2 Millionen Euro produziert, der Wald die Arena aber monatelang für Konzerte und Fußballspiele blockiert, ist die Bevölkerung gespalten.
Die FPÖ hat im Internet eine Petition (www.fpoe-ktn.at) gegen das Vorhaben gestartet und wird im Gemeinderat einen Antrag auf Gemeindevolksbefragung einbringen. Erst recht, weil die Klagenfurter SPÖ erklärt hat, das Projekt werde definitiv realisiert.
Das stimmt so aber nicht. Denn es sieht aus, als hätte Littmann die Politik vor seinen Karren gespannt. Er kann die Sache abblasen, falls er nicht 1,5 Millionen Euro, etwa über den Verkauf von Baumpatenschaften zu 5000 Euro pro Pflanze, erlöst. „Der Vertrag zwischen Sportpark und Littmann ist nicht unterschrieben. Der Künstler hat bis Ende Juli Zeit, dies zu tun. Ist diese Frist verstrichen, planen wir für Herbst 2019 neu“, betont Sportpark-Geschäftsführer Gert Unterköfer. Er hat Littmann vor zwei Wochen getroffen. „Viele Patenschaften seien verkauft, hat er mir versichert.“ Herbert Prohaska habe eine übernommen. Der Baum der Fußballlegende sollte derzeit wie die 199 anderen in Containern verpackt wachsen und sich auf den Auftritt 2019 vorbereiten. Das ist nicht erfolgt. Weil es im Frühjahr in den Wäldern zu warm gewesen sei, hat Littmann Unterköfler erzählt.
Orasch schwieg stets
Er gibt keine Interviews – aus Zeitnot heißt es aus seinem Büro. Der 47-jährige Völkermarkter und Chef der Lilihil Capital GmbH ist vielbeschäftigt. Er hat in den vergangenen drei Jahren die Immobilien-Filetstücke in der Klagenfurter Innenstadt aufgekauft, von der Stadt die erwünschen Abriss-, Um- oder Neubaugenehmigungen ergattert – und letztlich von Stadt und Land den Zuschlag für den Kärnten Airport.
Die Öffentlichkeit weiß nicht, wie viel er dafür bezahlt, wie viel er zu investieren gedenkt, über seine Pläne gibt es nur Spekulationen. Orasch, die Kleine Zeitung schätzt sein Lilihill-Imperium 340 Millionen Euro schwer, hat auch der Politik einen Maulkorb verpasst: Als das Land den Anteilsverkauf am Flughafen Ende Mai (einstimmig) beschloss, mussten sich die Politiker mündlich zur Verschwiegenheit verpflichten. Als kürzlich der Sanctus der Stadt Klagenfurt folgte, ging Orasch auf Nummer sicher. „Wer Einsicht in die Pläne haben wollte, musste eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben und Handys abgeben, damit keine Fotos gemacht werden können“, erzählt Gemeinderat Klaus Jandl vom Team Kärnten. Dennoch stimmten 41 von 45 Mandataren für den Verkauf.
Das Closing soll in wenigen Wochen erfolgen. Ob dann die Flughafen-Pläne publik werden, ist offen.
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