Schwarzgeld-Karussell am Bodensee dreht sich

Hari Huseinovic und Ingrid Kofler angeln für den Zoll in Vorarlberg nach Bargeld-Schmugglern.
Im Dreiländereck ist seit dem Urteil gegen Steuersünder Hoeneß Bargeld in großen Mengen unterwegs.

Wir haben manchmal das Gefühl, die Leute holen alle ihr Geld", zieht Hagen Kohlmann vom Hauptzollamt Ulm eine Bilanz der vergangenen Wochen. Er und seine Leute sind für die deutschen Grenzen im Raum Lindau zuständig. Sie versuchen, Bargeld-Schmugglern auf die Spur zu kommen, die nach Behebungen in der Schweiz über Vorarlberg nach Deutschland reisen.

Wer Beträge von 10.000 Euro oder mehr bzw. Edelmetall im entsprechenden Gegenwert in die EU einführt, muss das melden. Stammt das Vermögen aus Schwarzgeld, ist die Bereitschaft dazu gering. Bei Verstößen drohen Strafen, aber vor allem Meldungen an die Finanz. Und die will dann wissen, woher das Geld kommt. "Zurzeit ist unglaublich viel Bargeld unterwegs. Das wird sicher durch das Hoeneß-Urteil befeuert", glaubt Kohlmann. "Alle unsere Teams melden in diesen Tagen Bargeldaufgriffe. Wir kommen nicht mehr nach", sagt der Zollbeamte.

Doch nicht nur die Deutschen legen ihre Netze im Bodenseeraum aus. 18 Grenzübergänge zwischen Vorarlberg und der Schweiz gibt es. Sie können vom österreichischen Zoll mangels Personal nicht alle ständig überwacht werden. Doch die Beamten setzen auf den Überraschungseffekt.

Verdächtige Geschichte

Dieses Mal soll er in Höchst zum Erfolg führen. Hari Huseinovic und seine Kollegin Ingrid Kofler haben ein genaues Auge auf die Autos, die ihnen von einer kleinen Brücke aus der Schweiz entgegenrollen. Immer wieder stoppt Huseinovic eines der Fahrzeuge. "Beim Reden kommen die Leute zusammen. Man hört, ob jemand nervös ist", erklärt der 42-Jährige seine Taktik. Er befragt die Angehaltenen stets auch zu ihrer Reise. "Sind die Angaben nicht schlüssig, ist das verdächtig."

Die Geschichte eines älteren Herren aus der Nähe von Stuttgart kommt Huseinovic spanisch vor. "Wir waren in der Schweiz Hüttenkäse kaufen, den es nur dort gibt", erzählt der 79-Jährige. Das Ehepaar muss seinen BMW abstellen. Noch einmal wird es befragt und anschließend zur Leibesvisitation gebeten.

Dann ist der Wagen an der Reihe. "Es ist ein Wahnsinn, was sich die Leute für Verstecke einfallen lassen", weiß der Zöllner aus Erfahrung. Er hat bereits Geld in nassen Socken, Tennisballdosen oder im Luftfilter des Autos entdeckt.

Dieses Mal sind es 5000 Euro, die Huseinovic in der Herrenhandtasche des pensionierten Geschäftsmannes findet. "Das ist meine eiserne Reserve", sagt der. Egal. Es ist eine Summe, die nicht deklariert werden muss. "Das waren druckfrische Scheine", schaut der Zollbeamte dem abfahrenden Wagen misstrauisch hinterher.

Am 13. März wurde Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Der Präsident des FC Bayern hatte Millionen seines Vermögens in der Schweiz gebunkert und damit spekuliert. 28,5 Millionen Euro sollen dem deutschen Fiskus entgangen sein.

Es sind Fälle wie diese, die bei Steuerbetrügern die Alarmglocken schrillen lassen. Die einen versuchen es mit Selbstanzeige. Die anderen räumen ihre Schwarzgeldkonten ab. Deutsche Zollbeamte haben bereits 2013 573 Millionen Euro nicht deklariertes Bargeld sichergestellt. Sie orten seit Wochen eine massive Heimholung von mutmaßlichen Schwarzgeldern.

Der Großteil kommt aus der Schweiz. Schmuggelrouten führen zum Teil durch Vorarlberg, das deshalb neben dem Flughafen Schwechat in Wien als Hotspot für Aufgriffe nicht angemeldeten Bargelds gilt. 1,1 Millionen Euro wurden im Ländle im Vorjahr durch den Zoll entdeckt. Das ist nahezu doppelt so viel wie 2012. Der höchste Aufgriff betraf einen Einheimischen, der aus der Schweiz einreisen wollte. Ein Bargeld-Spürhund erschnüffelte 224.000 Euro. Österreichweit zählten die Behörden 8,2 Millionen Euro an geschmuggeltem Bargeld.

Bei Verstößen gegen die Deklarationspflicht (ab 10.000 Euro) eingeführten Geldes drohen in Österreich Strafen von bis zu 100.000 Euro. Außerdem werden die Finanzbehörden informiert.

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