Schwarz-Rot in Tirol: Nebel um neues Regierungsteam lichten sich
Für die Koalitionsverhandlungen hatten ÖVP und SPÖ Vertraulichkeit vereinbart. Dass tatsächlich kaum etwas nach außen drang – insbesondere was die personelle Aufstellung der neuen Landesregierung betrifft – war aber vor allem der Tatsache geschuldet, dass die beiden Parteichefs, Anton Mattle (ÖVP) und Georg Dornauer (SPÖ), sich auch intern nicht in die Karten schauen ließen.
Am Mittwoch sickerten dann praktisch alle Namen des schwarz-roten Regierungsteams durch. Wie zunächst die APA berichtete, wird neben Mattle nur noch Bauernbundobmann Josef Geisler aus der Ära von Günther Platter weiter auf der VP-Regierunsbank sitzen.
Alter Fädenzieher
Der 61-jährige Agrar-Landesrat galt stets als enger Vertrauter und einer der Fädenzieher des nun scheidenden Landeshauptmanns. Als Chef des Bauernbunds ist er innerparteilich ein Machtfaktor und kann dem künftigen Landeshauptmann Mattle diese Flanke abdecken.
Keine Zukunft als Landesrat hat unter dem neuen VP-Chef Raumordnungslandesrat Johannes Tratter. Er muss weichen. Die VP-Landesrätinnen Beate Palfrader und Annette Leja ziehen sich auf eigenen Wunsche zurück.
Mit seinen weiteren personellen Weichenstellungen leitet Mattle einen überfälligen und intern vehement geforderten Generationenwechsel ein. Die genannten Namen werden offiziell noch nicht, aber sehr wohl hinter vorgehaltener Hand bestätigt. Dass sich bis zum Landesparteivorstand am Freitag noch etwas ändert, ist möglich, aber eher unwahrscheinlich.
Frisches Blut
Ein Regierungsticket bekommen demnach der Touristiker Mario Gerber (41) und die Vize-Bürgermeisterin von Telfs, Cornelia Hagele (47) – beide, wie auch Mattle, aus dem Wirtschaftsbund. Für den AAB kommt offenbar – und das ist die vielleicht größte Überraschung – die Kufsteiner Bezirkspolizeikommandantin Astrid Mair (41) zum Zug.
Die Lebensgefährtin von Helmut Tomac, noch Generalsekretär im VP-Innenministerium und bald wieder Landespolizeidirektor von Tirol, ist politisch ein unbeschriebenes Blatt. Dem Vernehmen nach soll sie Landesrätin für Arbeit und Sicherheit werden.
Finale Verhandlung
Welche Landesämter genau in welchen Ressorts und unter welcher Verantwortung gebündelt werden, war am Mittwochnachmittag noch Inhalt letzter Verhandlungen zwischen Mattle und Dornauer, wie zu hören war.
Fest steht: Die ÖVP wird einen Regierungssitz an die SPÖ abgeben, die dann drei Landesräte stellen wird. Neben Georg Dornauer als Landeshauptmann-Stellvertreter kommt Eva Pawlata, Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Tirol, für die Roten – voraussichtlich als Soziallandesrätin – in die Regierung. Auch hierfür gab es noch keine offizielle Bestätigung.
Spekulationen
Ein Fragezeichen steht noch hinter dem dritten SPÖ-Regierungsticket. Hier wurde unter anderem der ÖBB-Regionalmanager für Tirol, René Zumtobel, als heiße Aktie gehandelt. Er käme als Verkehrslandesrat infrage.
Am Donnerstagabend werden sich aber die letzten Nebel lichten. Da muss Dornauer sich von seinen Parteigremien Regierungsteam und Koalitionspakt absegnen lassen. Bei der ÖVP steht das am Freitag an. Danach soll die neue Landesregierung präsentiert werden.
Die Ressortverteilung stand am Mittwoch nur in groben Zügen fest. Wie in den vergangenen zehn Jahren bei den Grünen soll die SPÖ Soziales sowie Verkehr/Umwelt verantworten, berichtete die Tiroler Tageszeitung. Zudem sollen Wohnbau und Sport von der ÖVP zur SPÖ wandern.
Wenn es dabei bleibt, und danach schaut es aus, bleiben die großen Schlüsselressorts wie etwa Finanzen, Personal, Raumordnung oder Gemeinden bei der ÖVP.
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