Schnaps und Limonade aus Heu verpönt

Peter Aschbacher und Kellnerin Corinna mussten den Heu-Schnaps entsorgen
Nur die Kärntner Lebensmittelaufsicht zieht Produkte aus dem Verkehr. Schnaps ist Fall fürs Parlament.

Im Abfluss landeten 50 Liter Heuschnaps, die der Katschberger Hüttenwirt Peter Aschbacher aus dem Naturprodukt hergestellt hatte. Die Heu-Limonade von Biobauer Hannes Löschenkohl aus Kappel (Bezirk St. Veit) ereilte nach einem Besuch der Lebensmittelpolizei dasselbe Schicksal. Der Grund: das Gesundheitsministerium erließ 2016 eine Regelung, wonach Heu nicht als Lebensmittel einzustufen sei. Während andere Bundesländer untätig bleiben, wird in Kärnten beinhart durchgegriffen.

13 Jahre lang war es Tradition, dass Gäste auf der Gamskogelhütte am Katschberg mit einem Stamperl Heuschnaps auf den gelungenen Ausflug anstießen. Jetzt ist Schluss mit lustig. Ein Gast kam auf die (Schnaps)-Idee, den edlen Tropfen bei der Lebensmittelpolizei anzuzeigen. Daher fehlt das Getränk nun auf der Gästekarte. "Das hat sogar Kanzler Christian Kern kürzlich beim Besuch auf unserer Hütte verwundert", erzählt Aschbacher, dessen "Heu-Petition" mehr als 2000 Menschen unterschrieben haben.

Das zweite Heu-Verbot wurde ebenfalls in Kärnten ausgesprochen: Biobauer Hannes Löschenkohl aus Kappel am Krappfeld (Bezirk St. Veit) hat sein patentiertes Heukracherl bis in die Spitzengastronomie verkauft. "Tausende Flaschen – bis die Kärntner Behörde das Verbot ausgesprochen hat. Jetzt kämpfe ich mich für die Limo und die geplante Heu-Schokolade durch alle rechtlichen Instanzen", verspricht Löschenkohl.

Österreich ist anders

Die Verwendung von Heu ist konkret in keinem EU-Land gesetzlich verankert. In Österreich hat das Gesundheitsministerium am 10. August 2016 eine Regelung erlassen, wonach das getrocknete Gras kein Lebensmittel sei (siehe Info-Box). Das Schreiben ging an alle Länder, aus dem Verkehr gezogen wurden Produkte aber nur in Kärnten. "In den anderen Bundesländern hat man sich mit der Causa noch nicht beschäftigt, oder man sieht es gelassen. In Kärnten hingegen fährt die Lebensmittelaufsicht eine scharfe Linie", sagt Christian Jochum von der Landwirtschaftskammer.

"Wir müssen gewährleisten können, dass das Lebensmittel sicher ist. Beim Mähen des Heus können ungeeignete Pflanzen mitverarbeitet werden", sagt Harald Truscher vom Institut für Lebensmittelsicherheit in Kärnten. "Dass keine Giftstoffe in meinem Schnaps sind, hat mir ein staatlich geprüftes Institut in Deutschland bestätigt, wo ich eine Analyse in Auftrag gegeben habe", unterstreicht Aschbacher.

Das spiele keine Rolle, entgegnet Truscher. Es gebe aber Möglichkeiten um Heu-Produkte sicher zu machen: "Entweder kontrollierter Anbau oder handverlesene Ernte", rät die Lebensmittelbehörde. "Das ist teuer und widerspricht dem Konzept, das das Heu-Aroma ins Zentrum rückt", meint Jochum.

Einigkeit im Landtag

Aschbacher und Löschenkohl hoffen auf das Einlenken des Gesundheitsministeriums. FPÖ-Nationalratsabgeordneter Erwin Angerer hat eine parlamentarische Anfrage an die Behörde gestellt. "Heu muss als Lebensmittel zugelassen werden. Es ist Unsinn, dass etwas verboten wird, was in Deutschland als unbedenklich eingestuft wird." Der Kärntner Landtag hat indes einen Dringlichkeitsantrag verabschiedet, wonach sich die Landesregierung beim Bund gegen das Heu-Verbot einsetzen werde. Dieser wurde – was nicht alltäglich ist – von allen Parteien unterschrieben.

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