"Schmerzmittel": Polizei vernichtete Cannabis

Auch in Wien-Favoriten stellte die Polizei Cannabis-Pflanzen sicher
Für einen Flachgauer endete der Einsatz in der Psychiatrie. Seine Freundin kritisiert die Hausdurchsuchung.

Wilhelm W. ist Besuch der Polizei eigentlich gewohnt. Der 58-Jährige aus Henndorf im Salzburger Flachgau leidet seit einem Arbeitsunfall an chronischen Schmerzen und baut deshalb Cannabis-Pflanzen an, um sie zu schmerzlindernden Produkten zu verarbeiten. Gesetzlich ist das allerdings untersagt. Acht Mal waren deshalb Beamte der Polizeiinspektion Eugendorf in seinem Haus, um die Pflanzen zu vernichten. W. musste sich deswegen bereits vor Gericht verantworten.

Am Montagvormittag wurde neuerlich die Polizei bei ihm vorstellig. Dafür reisten eigens Beamte aus Niederösterreich zur Hausdurchsuchung an. Einer der Polizisten sei durchs Fenster gestiegen, während andere die Tür eingetreten hätten, sagt W.s Lebensgefährtin Daniela Macek. "Die haben die Wohnung verwüstet und uns behandelt wie Schwerverbrecher", berichtet die 28-Jährige. Handys, Computer, ein Tablet, ein Navi und Bargeld seien konfisziert worden. Die Polizisten hätten außerdem 76 Hanfpflanzen abgeschnitten. Rund 25 seien aber nicht in der Blüte und somit legal gewesen, behauptet die Frau. W. selbst war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht erreichbar – er ist seit Montag in der psychiatrischen Anstalt der Christian-Doppler-Klinik in Salzburg untergebracht.

Laufende Ermittlungen

Seitens der Polizei verweist man auf das Landesgericht Korneuburg, das die Hausdurchsuchung veranlasst habe. "Es gibt ein laufendes Ermittlungsverfahren in Niederösterreich. Darin haben andere Beschuldigte auf die Person hingewiesen", sagt Polizeisprecher Markus Haindl.

"Schmerzmittel": Polizei vernichtete Cannabis
Hausdurchsuchung im CSC Salzburg
Die Vorwürfe, es sei zu Sachbeschädigungen gekommen, wies Haindl zurück. Dass W. in die Psychiatrie gebracht wurde, habe außerdem der Amtsarzt verfügt. Demnach soll der 58-Jährige von Suizid gesprochen haben.

Einen ähnlichen Einsatz gab es am Dienstag in Wien-Favoriten. Dort stellten Beamte in einer Wohnung rund 800 Gramm Cannabis und 144 Pflanzen (Ertrag rund fünf Kilo) sicher. Der 44-jährige Verdächtige gab an, die Pflanzen seien für den Eigenbedarf bestimmt – er habe ein Bandscheibenleiden und verwende das Cannabis als Schmerzmittel und Einschlafhilfe.

Kritik an den beiden Polizeieinsätzen kommt vom Verein Hanf-Institut, der sich für die Legalisierung von Cannabis einsetzt. Von einem "Cannabis-Krieg" der Polizei war in einer Aussendung die Rede. „Diese Leute (chronisch Kranke, die ihre Schmerzen mit Cannabis-Produkten zu lindern versuchen, Anm.) haben sich die Frage, ob sie legal sterben oder illegal überleben wollen, längst selbst beantwortet“, sagt Obmann Toni Straka.

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