Konkret soll es ab 1. März zwei Anmeldelisten für Sozialwohnungen geben. Antragsteller aus dem sogenannten Mittelstand – also Besserverdiener – wären dann grundsätzlich bereits anspruchsberechtigt, wenn ihre Mietbelastung 25 Prozent des Nettofamilieneinkommens übersteigt. Auf der zweiten Liste gelten weiter die alten Kriterien, hier muss die Mietbelastung 40 Prozent des Einkommens übersteigen.
„Jemand, der weniger verdient, muss also eine höhere Mietbelastung haben“, lautet die Rechnung von Plach. Ein Haushalt mit zwei Erwachsenen und einem Kind mit einem Monatseinkommen von 4.000 Euro müsse 1.000 Euro Mietbelastung vorweisen, um auf die neue Liste zu kommen.
Wird die Familie nicht dem Mittelstand zugerechnet, müsse sie bei einem Einkommen von 3.500 Euro aber 1.400 Euro Mietbelastung haben, um Chancen auf eine Sozialwohnung zu haben.
"Mittelstand bricht weg"
Trotz seiner Kritik teilt Plach den Ansatz, dass der Mittelstand Zugang zu Stadtwohnungen erhalten soll: „Das sind Leute, die uns aus Innsbruck wegbrechen.“ Das Grundproblem in der Tiroler Landeshauptstadt: Das Wohnen ist hier derart teuer, dass Menschen mit durchaus passablen Gehältern sich Mieten am freien Markt nicht leisten können, aber bisher auch keinen Anspruch auf Sozialwohnungen hatten.
Das neue Modell sieht aber vor, dass ausgerechnet ein Drittel der ausfinanzierten und somit günstigsten Stadtwohnungen an den Mittelstand gehen sollten. Und damit der Kuchen für die sozial Bedürftigen kleiner wird. Auf der Warteliste für eine der rund 17.000 Stadtwohnungen stehen schon jetzt konstant rund 2.000 Personen.
Massiv gestiegen sind Druck und Nachfrage auch in Linz. Zwar gibt es in der oö. Hauptstadt mit 120.100 Wohneinheiten so viele wie noch nie, aber auch die Nachfrage ist groß wie nie. Das zeigen die Zahlen, die der Linzer städtischen Wohnbaugesellschaft GWG vorliegen.
Bei der GWG, dem größten Wohnungsanbieter in Oberösterreich und Linz, wohnt fast jeder sechste Linzer. Bis Oktober dieses Jahres wurden mit fast 4.000 um 33 Prozent mehr Anmeldungen als im Jahr davor verzeichnet.
Insgesamt sind über 10.000 Wohnungssuchende bei der GWG in Linz vorgemerkt, etwas mehr als 4.000 suchen aktiv nach einer neuen Wohnung, bei der Hälfte davon geht es um dringlichen Wohnbedarf – etwa nach Trennungen oder wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen. Stark zu spüren sei derzeit auch, dass die Menschen – vornehmlich ältere Semester – wieder aus dem Umland in die Stadt zurückziehen wollen – etwa wegen der besseren Gesundheitsversorgung, so die GWG.
Zurückzuführen sei die massive Steigerung bei der Nachfrage an Wohnungen auch darauf, dass wesentlich weniger Einfamilienhäuser gebaut werden als früher – der Rückgang von 70 Prozent bei der Errichtung von Einfamilienhäusern müsste auch mit Wohnungen, häufig im städtischen Bereich, kompensiert werden, betonen Vertreter der GWG.
Laut kürzlich veröffentlichter Zahlen des Städtebundes hat Linz den größten Anteil an öffentlichem und gemeinnützigem Wohnbau von allen Städten mit mehr als 11.000 Einwohnern in Österreich. 55 Prozent aller Wohnungen sind das in Linz, knapp gefolgt von Kapfenberg (52 Prozent) und Knittelfeld (51 Prozent). In Innsbruck liegt der Anteil knapp unter 25 Prozent, in Graz unter 20 Prozent. Wien hält inklusive der 220.000 Gemeindewohnungen bei einem Anteil von 40 Prozent.
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