Schallaburg-Ausstellung: Viel Renaissance und Dürers Locke

Schallaburg-Ausstellung: Viel Renaissance und Dürers Locke
Anhand sensationeller Schaustücke wird die Renaissance als Zeit des Umbruchs, der Wissenschaften und des Prunkes erlebbar. Viele Exponate stammen aus nicht weit entfernten Sammlungen.

Schallaburg: Die Schau „Renaissance einst, jetzt & hier“ ist bis 3. November zu sehen. Heuer wird das 50-jährige Jubiläum als Ausstellungsbetrieb durch das Land NÖ gefeiert. 6,3 Millionen Besucher kamen seit 1974 zu den Sonderausstellungen.

Programm: Neben der umfassenden Ausstellung, die auch das Schloss und die Gärten umfasst, werden Familienprogramme und ein neuer Escape Room, mit dem Spionageabenteuer  „Mission Goldener Panther“ geboten.
 

Faszinierende Exponate in einem Umfeld, das selbst ein grandioses Schaustück ist: Das Renaissanceschloss Schallaburg ist heuer Ausstellungsort der großen Schau „Renaissance einst, jetzt & hier“. Unter den von den Kuratoren zusammengetragenen Kunstobjekte aus der Epoche des Wissens und der Schönheit sind einige besonders sehenswert und ungewöhnlich. Der „Spiegel der Wahrheit“ etwa könnte als Einzelstück wohl Romane über diese Epoche erzählen.

Fast wären Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und die Eröffnungsgäste beim Erstrundgang an dem Kabinettschränkchen vorbeigegangen. „Zu diesem Stück könnte ich einiges erzählen“, sagte aber einer der Begleiter, der sich als Carl Philip Clam, Besitzer der gleichnamigen Burg im Mühlviertel vorstellte. Er sei der Eigentümer des Schränkchens, erklärte er und lud Mikl-Leitner zum Blick in den besonderen Spiegel ein.

Nicht spiegelverkehrt, wie üblich, sieht sich der Betrachter darin, sondern so wie eine Person gegenüber den Betrachter sieht, erklärte Clam. Sprich: Der gehobene rechte Zeigefinger ist im Spiegel nicht links, sondern ebenfalls rechts zu sehen. Der edle Schrank aus Holz mit eingelegtem Ruinenmarmor wurde als Schmuckdepot verwendet und findet sich sonst im Burgmuseum Clam. Dass ihn das Land NÖ für die Schallaburg-Schau restaurieren ließ, freute Carl Clam sehr.

Schallaburg-Ausstellung: Viel Renaissance und Dürers Locke

Astronomie

Eines der wertvollsten Werke mussten die Ausstellungsgestalter ebenfalls von nicht allzu weit herholen. Das „Astronomicum Caesareum“ von Peter Apians ist ein Höhepunkt des naturwissenschaftlichen Wissens der frühen Neuzeit. Es fasst das damalige astronomische Wissen zusammen. Der bestens erhaltene wertvolle Band ist eine Leihgabe des Stifts Zwettl. Das Meisterwerk der frühen Buchdruckkunst spiegelt aber auch die Zeit des Umbruchs wider. Nur drei Jahre nach dem Erscheinen 1540 war es wissenschaftlich überholt. Nikolaus Kopernikus hatte bewiesen, dass nicht die Erde, wie im Buch angenommen, sondern die Sonne der Mittelpunkt unseres Planetensystems ist.

Prunk und Widersprüchlichkeit der Renaissance symbolisiert auch eine kleine Horizontalsonnenuhr aus dem 16. Jahrhundert. Die konnte man auf Reisen mitnehmen und bei Sonne auch verwenden. Das Exponat wird seiner Epoche auch optisch gerecht. Der Deckel der Leihgabe des Kunsthistorischen Museums Wien ist mit einem Renaissancegarten verziert, den Boden schmückt eine allegorische Justitia. Fragt sich nur, wozu Reisende damals die exakte Uhrzeit benötigten. Die Postkutschen mit genauen Abfahrtszeiten gab es erst 100 Jahre später.

Regelrecht vergöttert wurden verklärte Darstellungen der Antike. Der Bildhauer Giambologna verstand es, meisterhaft dynamische Herkules-Figuren zu inszenieren. Auf der Schallaburg ist ein Original zu sehen: Der Kampf zwischen Herkules und dem Riesen Antaeus.

Schallaburg-Ausstellung: Viel Renaissance und Dürers Locke

Modische Schuhe

Exklusiv sind auch die High Heels von Anna Caterina Conzaga, der Frau des Tiroler Erzherzogs Ferdinand II. Ein stylishes, aber wohl unbequemes Schuhwerk, verziert mit Gold und Silber. Anna Caterina schenkte es dem von ihr gegründeten Innsbrucker Servitenkloster, wo es im Gedenken an die Klostergründerin aufbewahrt wurde.

In der Kunst der Selbstdarstellung war der Maler Albrecht Dürer begnadet. Kurz vor seinem Tod 1528 ließ er sich eine Haarlocke abschneiden und an einen Schützling zur Erinnerung schicken. Die Locke des Meisters erreichte den Status einer Reliquie. Nun soll sie die Besucher der Schallaburg-Schau verzücken.

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