Bettelverbot - Salzburger Kirche übt Druck auf Franziskaner aus
Sie waren nie weg. Vor der Gemeinderatswahl wurden die Bettler ganz anders als vor fünf Jahren aber nie zum Thema. Im Stadtbild waren sie außerhalb der Verbotszone dennoch stets präsent. Seit einem Vorfall vom vergangenen Samstag sind die meist aus Osteuropa stammenden Armutsmigranten auch wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Ein Franziskaner-Pater, der bei einem Streit schlichtend eingreifen wollte, wurde tätlich attackiert und von einer Frau selbst der Gewalt beschuldigt.
Als Reaktion haben die Franziskaner Anfang der Woche ihre Obdachlosenstube, in der auch viele Bettler ein Mittagessen bekamen, bis auf weiteres geschlossen. Außerdem fordern sie von der Stadt eine Ausweitung des Bettelverbots auf den Bereich rund um das Kloster und die Franziskanerkirche in der Altstadt. Die Reaktionen auf diese Maßnahmen fallen geteilt aus. Rasend viel Verständnis bekommen die Franziskaner, die selbst ein Bettelorden sind, nicht.
Kirche will kein Bettelverbot
Unterstützung bekommen die Ordensleute dagegen von mehreren Seiten. Bürgermeister Harald Preuner hat ihnen bereits einen Gesprächstermin zugesagt. Er stellt aber klar, dass eine Ausweitung des Verbotes nicht in Frage komme. Das wäre nicht so leicht umzusetzen, so Preuner. Unterstützung, aber auch Kritik kommt von der Erzdiözese.
Eine Ausweitung des Bettelverbots werde die Situation nicht verbessern, sondern nur verlagern. „Als Kirche von Salzburg warnen wir vor so einer Vorgangsweise“, sagt Alois Dürlinger, Referent von Erzbischof Franz Lackner in Armutsfragen. Gemeinsam mit der Caritas wolle man den Orden unterstützen. „Wir wünschen uns, dass die Franziskaner auch weiterhin Hilfe für alle notleidenden Menschen anbieten können. Daher wollen wir gemeinsam nach einer Lösung suchen“, erklärt Dürlinger.
Rassismus-Vorwurf
Franziskaner-Provinzial Oliver Ruggenthaler hatte in mehreren Medien schwere Vorwürfe gegen die Bettler erhoben. Er sprach von „Banden“ und berichtete, dass sich viele Obdachlose wegen der Bettler nicht mehr in die Wärmestube trauen würden. Raim Schobesberger, Obmann des Salzburger Roma-Sinti-Vereins Phurdo, kennt viele rumänische Bettlergruppen und bestätigt Konflikten zwischen einheimischen und rumänischen Obdachlosen. „Sie sehen die ausländischen Bettler als Konkurrenten“, sagt Schobesberger zum KURIER.
Vermehrt sei aber auch plumper Rechtsradikalismus Grund für die Auseinandersetzungen – nicht nur vonseiten Obdachloser. Er selbst habe auch schon ein gemeinsames Frühstück mit Franziskanern verlassen, nachdem ein Ordensmann rassistische Kommentare abgab. „Das brauche ich mir nicht anzuhören“, sagt Schobesberger. Vonseiten der Franziskaner war am Dienstag für den KURIER niemand für eine Stellungnahme erreichbar.
Auch die Polizei konnte die Banden-Vorwürfe nicht bestätigen. Ein Auftreten von Banden sei nicht zu beobachten. „Das ist der erste derartige Vorfall in den letzten Monaten, der bei uns aufschlägt“, sagt Polizei-Sprecher Hans Wolfgruber. Sollte es Vorfälle gegeben haben, seien diese offenbar ohne Polizei geregelt worden.
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