Salzburg-Tourismus fürchtet sich vor S-Link-Baustelle
Die Volksbefragung zur Trassenführung des S-Link, der neuen Mini-U-Bahn für Salzburg, ist eben erst mit einer Ablehnung einer Trassenvariante ausgegangen, schon steht der nächste Meilenstein für das Mega-Projekt vor der Tür.
Am Montag findet die Umweltverträglichkeitsprüfung für den ersten Teil der Strecke statt – jenen vom Hauptbahnhof zum Mirabellplatz. 8.500 Seiten wurden zur Genehmigung des Projektes eingereicht – ein Kilometer Länge, 1,18 Minuten Fahrzeit.
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Während die Verkehrsplaner, die Salzburger Regionalstadtbahn Projektgesellschaft (ein Verbund von Stadt, Land und Salzburg AG), den S-Link als notwendigen Nord-Süd-Korridor zur Reduzierung des überlasteten des städtischen Autoverkehrs preist, reiht sich die Tourismuswirtschaft aktuell in die Riege der Gegner ein.
Georg Imlauer vom gleichnamigen Hotel- und Gastronomiebetrieb und Obmann der Sparte Hotellerie in der Wirtschaftskammer Salzburg, schlägt mit einer Studie Alarm.
Imlauers Kritik
Vier seiner Betriebe liegen genau entlang der geplanten Trasse, die am Montag verhandelt wird. Eine Studie hat nun errechnet, dass es während der ersten Bauphase rund 800.000 Nächtigungen weniger in Salzburg weniger geben werde – samt 110 Millionen Euro Umsatzrückgang.
Nicht zu stemmen für einen Unternehmer wie ihn, stellt Imlauer nun klar: „Bei so großen Verlusten werden die Betriebe nicht mehr wirtschaftlich zu führen sein.“ In der Studie von Prodinger Tourismus und Freizeit – von der Wirtschaftskammer beauftragt – wurden 20 Hoteliers und 45 Gastronomiebetriebe entlang der Strecke befragt, als Referenz wurden Daten aus dem Bau der U2 und U5 in Wien herangezogen.
Das Ergebnis: 240 Jobs könnten während des Baus im Hotel- und Gastronomiegewerbe in dem Bereich der Baustelle verloren gehen.
Studienautor Thomas Reisenzahn sagt, „dass die Betriebe in der Zeit nicht profitabel agieren können“. Dazu käme der Verlust bei den Zulieferern, die einen Verlust von über 50 Millionen Euro zu erwarten hätten. Und der Stadt würden durch Entfall diverser Abgaben weitere 2,6 Millionen Euro entgehen. 80 Prozent der in dem Baustellenbereich jetzt angesiedelten Lokale hält Studienautor Reisenzahn für gefährdet.
Hotels in Gefahr
Imlauer selbst fürchtet, dass er zumindest zwei, wenn nicht sogar drei seiner Betriebe während der Bauphase dichtmachen müsse. Seine Forderung, abgeleitet aus dem errechneten Szenario: „Stadt und Land Salzburg sollen einen Entschädigungsfonds auflegen, der mit zwei bis drei Prozent der Bausumme für das Gesamtprojekt dotiert ist.“
Seine Rechnung: Bei kolportierten Kosten von bis zu 2,8 Milliarden Euro für die im Endausbau 17 Kilometer lange Strecke wären das 84 Millionen Euro. Zugleich hätte der Unternehmer für die Mitarbeiter gerne ein Modell mit Kurzarbeit wie während der Corona-Pandemie.
Daraus könne sich die von Imlauer vorgeschlagene pauschale Entschädigung in der Höhe von 30 Prozent des tatsächlichen Umsatzverlustes – gemessen an den Umsätzen des heurigen und kommenden Jahres – gegenfinanzieren lassen. Und eine weitere Forderung lasse sich aus der Studie ableiten: Kurzarbeitsmodelle wie zu Pandemiezeiten.
Die Reaktionen
Die Betreibergesellschaft zeigt Verständnis für die Sorgen, betont aber in einer Stellungnahme: „Wir werden im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten alles versuchen, um die Wirtschaftstreibenden bestmöglich zu unterstützen.“ Die Lokalbahnverlängerung biete aber gerade in diesem Bereich viele Chancen der Aufwertung. Darüber hinaus habe der Standortanwalt der Wirtschaftskammer eine positive Stellungnahme im UVP-Verfahren eingebracht.
Im Büro von Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) wird die Aussagekraft der Studie zwar bezweifelt, man verwies aber auf laufende Gespräche mit der Wirtschaftskammer: „Wir sind dabei, ein Entschädigungsmodell zu prüfen.“
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