Saalfelden: Neuer Eremit für Einsiedelei gesucht

Die natürliche Felshöhle wurde im 17. Jahrhundert zu einer Kapelle ausgebaut.
Jobkriterien: Mit Pilgern und Besuchern beten und reden. Bewerbungen sind bis 15. März möglich.

Saalfelden im Pinzgau ist auf der Suche nach einem Bewohner für die mehr als 350 Jahre alte Einsiedelei. Die in den Fels gebaute Klause am Palfen ist seit Herbst 2016 nicht mehr bewohnt. Eine klassische Stellenbeschreibung gibt es zwar nicht, doch die Stadtgemeinde hat eine klare Vorstellung: Der Einsiedler sollte eine Verbindung zum christlichen Glauben haben und für die Pilger da sein.

"Er soll sich nicht aufdrängen"

"Wir suchen einen in sich ruhenden Menschen, der bereit ist zum Gespräch. Er soll sich nicht aufdrängen", erläuterte Dechant Alois Moser, der gemeinsam mit Saalfeldens Bürgermeister Erich Rohrmoser einen neuen Einsiedler auswählen wird, welche persönlichen Eigenschaften der neue Eremit mitbringen sollte. Ausbildung und berufliche Erfahrungen seien zweitrangig. Den Bewerbern müsse klar sein, dass sehr viele Einheimische und Gäste auf die Einsiedelei kommen - um die Aussicht zu genießen, zu beten und darüber zu reden, was sie bewegt und bedrückt.

Saalfelden: Neuer Eremit für Einsiedelei gesucht
Die Wanderung zur Einsiedelei ist bei Einheimischen und Touristen sehr beliebt

Kein Strom, kein fließendes Wasser

Die natürliche Felshöhle oberhalb von Schloss Lichtenberg wurde im 17. Jahrhundert zu einer Kapelle ausgebaut. Als Unterkunft errichtete der damalige Einsiedler Thomas Pichler eine Klause im Fels. Auch heute leben die Einsiedler in dieser Klause karg und einfach. "Ohne Strom und ohne fließendes Wasser. Aber mit viel Zeit zum Gebet und zur inneren Einkehr", hieß es am Donnerstag in einer Aussendung des Stadtamtes Saalfelden. Wer nicht ohne Fernsehen, Computer und Zentralheizung auskommt, für den sei die Klause am Fuße des Steinernen Meeres nicht geeignet.

Seit 352 Jahren

Die Einsiedelei in Saalfelden feierte im September 2014 ihr 350-jähriges Bestehen. Sie ist eine der wenigen in Mitteleuropa, die noch von Eremiten bewohnt wird. Dort wird seit dem 16. Jahrhundert das Bildnis des Heiligen Georgs, des Schutzpatrons der Tiere, verehrt. Vergangenen Herbst ist der Wiener Pfarrer und Psychotherapeut Thomas Fieglmüller nach einem Jahr als Einsiedler wieder in sein bürgerliches Leben zurückgekehrt. Zuvor wurde die Klause zwölf Jahre lang vom Benediktinermönch Raimund von der Thannen bewohnt.

"Bruder Raimund hat für die Pilger jederzeit ein offenes Ohr", hieß es 2014 in der August-Ausgabe des Saalfeldner Stadtblattes. Bei trockenem Wetter saß der 66-jährige Mönch oft auf einer Holzbank vor der Kapelle. Der gebürtige Vorarlberger wusste viel zu erzählen, legte aber den Besuchern auch die Bedeutung des Schweigens, der inneren Einkehr und der Spiritualität nahe. Er sei zufrieden, weil er "Ja sagt zum Leben, so wie es ist", wie er damals gerne erzählte. Er hatte mehrere Berufe ausgeübt, mit Spielsucht zu kämpfen und war an Krebs erkrankt. Auf der Suche nach neuen Wegen und Spiritualität pilgerte er im Jahr 2000 von Vorarlberg nach Lourdes, 2003 trat er ins Benediktinerkloster St. Lambrecht ein.

Saalfelden: Neuer Eremit für Einsiedelei gesucht
Die "Saison" für den Einsiedler dauert von April bis November. Während der Wintermonate ist die Klause nicht bewohnbar. Der neue Einsiedler von Saalfelden soll Mitte April bei der traditionellen Georgifeier sein Amt antreten. Die Bewerbungsfrist läuft bis 15. März 2017. Die Bewerbung sollte ein Bewerbungsschreiben sowie einen Lebenslauf und ein aktuelles Foto enthalten und per Post erfolgen. "Für uns ist es wichtig, dass die Beweggründe für die Bewerbung klar ersichtlich sind", erklärte Dechant Moser.

Bewerbungen an das Pfarramt Saalfelden, zH. Herrn Dechant Alois Moser, Lofererstraße 11, 5760 Saalfelden

Eine menschliche Tragödie unterbrach vor mehr als 40 Jahren das friedliche Leben in der Einsiedelei: 1970 wurde achtmal auf die Eingangstüre geschossen. Der damalige Einsiedler Karl Kurz blieb unverletzt. Der aus der Steiermark stammende Kaufmann war jedoch so verängstigt, dass er in seine Heimat zurückkehrte. Motiv des Attentats war offensichtlich Neid. Als Täter wurde ein Pinzgauer ausgeforscht, der sich um den Einsiedlerposten erfolglos beworben hatte. Karl Kurz war 1969 bei Robert Lembkes TV-Beruferaten "Was bin ich" aufgetreten und wurde dadurch auch dem Fernsehpublikum bekannt.

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