Salzburg: "Die Gründer-Szene wächst laufend"

Romy Sigl betreibt mit dem Coworkingspace in Salzburg-Itzling auch ein Netzwerk
Eine Start-up-Initiative will Jungunternehmern aus dem Bundesland den Markteintritt erleichtern.

Emanuel Schattauer war bereits dort, wo viele ambitionierte Start-up-Gründer wohl gerne wären: Im Silicon Valley. Der Salzburger versuchte nach seinem Studium in Japan in der als Start-up-Eldorado bekannten Region in Kalifornien Fuß zu fassen. Wurzeln schlug er aber keine. Sein Co-Unternehmer habe keine Aufenthaltsgenehmigung erhalten, erzählt er.

Nach zehn Jahren im Ausland wollte der heute 34-Jährige wieder zurück in die Heimat: "Bei meiner Rückkehr bin ich draufgekommen, dass es in der österreichischen Start-up-Szene wahnsinnige Möglichkeiten gibt", sagt Schattauer. Seit rund zwei Jahren versucht er mit "Fact Ai" sein Glück. Das "Ai" im Firmennamen steht für "Artificial Intelligence" – künstliche Intelligenz. Mit seinen mittlerweile sechs Mitarbeitern entwickelt Schattauer Software, die Produkte aus dem Internet nach Bewertungen reiht. Für einen Automobilhersteller tüftelt das Start-up derzeit an einem Programm, das dem Kunden die Auswahl des passenden Modells erleichtern und dem Autohersteller einen höheren Absatz bringen soll. "Wir schauen uns an, was die Bedürfnisse der Menschen sind", benennt Schattauer die Philosophie von Fact Ai. 2017 soll das Unternehmen erstmals Gewinn abwerfen.

Als Standort für junge Unternehmen sehr sei die Stadt Salzburg sehr attraktiv, meint Fact-Ai-Mitarbeiter Arnold Keller. "Die Stadt hat ein gutes Image. Das ist auch für Geschäftspartner interessant: Jeder kommt gerne nach Salzburg", sagt Keller. Für Gründer hat er einen einfachen Tipp: "Nicht darauf warten, bis alles perfekt ist, sondern so schnell auf den Markt gehen wie möglich und schauen, ob es funktioniert."

Salzburg: "Die Gründer-Szene wächst laufend"
Startup- Unternehmen: FACT.AI Bild: Walter Schweinoester
Fact Ai ist eines von fünf Unternehmen, das von der Initiative "Start-up Salzburg" beim Markteintritt besonders unterstützt wird. In der Initiative haben sich acht Institutionen zusammengeschlossen, um Gründern den Start zu erleichtern, darunter das Land, die Fachhochschule und die Wirtschaftskammer. Das Ziel: Salzburg soll in den kommenden Jahren zur "Gründer-freundlichsten Region Österreichs" aufsteigen.

Netzwerke schaffen

"Die Gründer-Szene in Salzburg befindet sich im Aufbruch, sie wächst laufend", sagt Oliver Wagner, Leiter von Start-up Salzburg. Neben Beratung und Veranstaltungen organisiert die Initiative einen Start-up-Stammtisch, bei dem sich Jungunternehmer austauschen können. "Bei diesen Formaten treffen sich regelmäßig 50 Personen", sagt Wagner. Außerdem gibt es ein Mentoring-Programm, über das Start-ups mit bekannten Firmen wie Pappas, Sony oder dm kooperieren. "Etablierte Unternehmen haben großes Interesse, mit Start-ups zusammen zu arbeiten", meint Wagner. Hier würden Wissen und Markterfahrung auf jene treffen, "die am Puls der Zeit sind". 250.000 Euro stellt das Land jährlich an Förderungen bereit. Kürzlich hat die Stadt Salzburg einen Mietzuschuss für Start-ups in der Gründungsphase beschlossen (siehe Zusatztext).

Romy Sigl betreibt einen sogenannten Coworking-Space in Salzburg-Itzling – ein Großraumbüro, in dem sich Unternehmer Arbeitsplätze mieten können. Über Coworking Salzburg ist sie Teil der Start-up-Initiative. Sigl begrüßt die Mietförderung der Stadt: "Ich finde das super. Wir haben denen fünf Jahre erklärt, was ein Start-up ist", sagt Sigl. Viel wichtiger als der Raum sei aber ein funktionierendes Netzwerk. "Die Standortfrage, ob es in Wien, Berlin oder im Silicon Valley einfacher ist, ist eine Ausrede", meint Sigl. "Einfach machen", lautet ihr Leitsatz.

Ende Oktober hat der Gemeinderat einen Mietzuschuss für Start-ups beschlossen: Die Stadt stellt für den ersten Arbeitsplatz 300 Euro Förderung pro Monat in Aussicht. Für jeden weiteren werden zusätzlich 50 Euro ausbezahlt. So sollen Unternehmer in der Gründungsphase finanziell entlastet werden. Der Mietzuschuss ist auf maximal zwei Jahre begrenzt. Bis 2019 hat die Stadt Salzburg dafür 230.000 Euro bereitgestellt.

Darüber hinaus bietet der Wirtschaftsservice der Stadt Beratung bei Behördenangelegenheiten an. Außerdem werden Räume für Veranstaltungen und Workshops zur Verfügung gestellt. Unterstützung erhalten junge Unternehmen auch bei der Medienarbeit. "Start-ups sorgen für positive Dynamik und Verjüngung am Wirtschaftsstandort, schaffen Arbeitsplätze in spannenden Bereichen, sichern Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität – wir tun also gut daran, diese Szene zu unterstützen", begründet Bürgermeister Heinz Schaden das Engagement der Landeshauptstadt.

Die Stadt kooperiert über das Projekt "wissen:stadt" mit der Initiative "Start-up Salzburg", die den Auftrag hat, junge Unternehmen beim Markteintritt zu unterstützen. "Wir fokussieren uns speziell auf Gründer mit innovativen Ideen, die wissensintensiv und auf schnelles Wachstum ausgerichtet sind", erklärt Oliver Wagner, Leiter von Start-up Salzburg.

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