Salzburg: Autolenker umfahren die Kontrollen

Grenzkontrollen am Walserberg
Anrainer in Wals-Siezenheim leiden: Der Verkehr durch die Grenzgemeinde hat zugenommen.

"Irre. Es ist einfach ein Wahnsinn", sagt Johanna Schön verbittert, wenn sie an den Verkehr denkt, der täglich vor ihrem Haus im Wals-Siezenheimer Ortsteil Gois herrscht. "Wenn man einen Schritt auf die Straße macht, begibt man sich in Lebensgefahr", sagt Schön.

Wenn es am Walserberg wegen der Grenzkontrollen auf der Autobahn staut, weichen viele Lenker auf die schmale Gemeindestraße aus. So gelangen sie auf der Bundesstraße nach Piding (Bayern), von wo sie wieder auf die Autobahn auffahren können. Im besten Fall entkommen die Autofahrer der Kontrolle, ohne im Stau zu stehen. Seit der Einführung im September 2015 wälzt sich zu den Stoßzeiten nun regelmäßig eine "Kolonne" durch das beschauliche Gois, das großteils aus Einfamilienhäusern besteht. So beschreibt es jedenfalls Johanna Schön. Die Navigationsgeräte würden auch viele ortsunkundige Lenker durch die Siedlung lotsen. "Polen, Schweden, Deutsche sowieso – da findet man alle Kennzeichen", sagt Schön. Die Verschärfung der Kontrollen seit 15. Dezember hätte die Situation aber zumindest nicht weiter verschlimmert. Bisher haben sich die Staus laut Asfinag-Daten in Grenzen gehalten.

Im nahen Ortsteil Viehhausen ist das Problem ebenfalls bestens bekannt. Landwirtin Marianne Klausner beobachtet vermehrt Autolenker aus Bayern. Staus seien häufiger geworden. "Es kann schon passieren, dass man in den Stoßzeiten ein paar Minuten steht." Verständnis für die Kontrollen bringt die Bäuerin keines auf. "Wer hinüber will, nimmt die kleinen Grenzübergänge", sagt Klausner.

Mehr Staus

Andreas Schober sieht ebenfalls keinen Sinn in den Kontrollen auf der Autobahn. Er wohnt am Fuße des Walserbergs, wo auch der kleine Grenzübergang liegt. "Ich finde es schlecht, dass die Kontrollen gemacht werden, weil der Ausländerhass dadurch noch mehr geschürt wird", meint Schober. Er befürchtet, dass den Flüchtlingen die Schuld daran gegeben wird. Selbst spüre er jedenfalls die Folgen bei der Fahrt von der Arbeit nach Hause. "Bei der Heimfahrt stehe ich öfter im Stau, als es noch vor den Kontrollen der Fall gewesen ist", sagt der Geologe, der in Wals arbeitet.

Auf bayerischer Seite

Entspannter ist die Lage offenbar im bayerischen Grenzgebiet. In Piding sind die Staus mit der Verlegung der Kontrollstation auf den Walserberg und dem Ausbau auf zwei Spuren verschwunden, meint Bürgermeister Hannes Holzner. "Wir haben ein großes Problem gehabt, als die Kontrollen noch direkt an der Autobahnabfahrt und einspurig waren", sagt Holzner. Rund um die Abfahrt habe es auf den Gemeindestraßen immer wieder gestaut.

Da es zuletzt auf der Autobahn keine nennenswerten Verzögerungen gab, seien keine Ausweichbewegungen erkennbar. "Unsere Erfahrung im Gespräch mit den Bürgern und Unternehmern ist, dass die Menschen zwischen fünf und zehn Minuten Wartezeit hinnehmen und erst darüber hinaus Umwege suchen", meint Holzner. Im Urlauber-Rückreiseverkehr ist dann aber wieder mit längeren Stehzeiten bei der Rückreise nach Deutschland zu rechnen.

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