Aufschrei der Schwarzcamper

Symbolbild
Betreiber soll zu Tarnung der nicht genehmigten Bauten in Seekirchen geraten haben.

Holzbauten mit Planen bedecken, um sie wie Zelte aussehen zu lassen und an Container Räder schrauben, damit sie als "fahrbare" Heime durchgehen. Die bau- und naturschutzrechtlichen Bestimmungen im Salzburger Flachgau dürfte ein Campingplatzbetreiber in Seekirchen am Wallersee recht fantasievoll ausgelegt haben. Tipps wie diese soll er nämlich seinen Pächtern und Käufern gegeben haben, damit sie ihre Wohnwägen komfortabel ausbauen können. Und die hätten das nicht lange hinterfragt, geben die Betroffenen, die anonym bleiben möchten, beim KURIER-Lokalaugenschein zu. "Wir haben uns darauf verlassen, dass er sich damit auskennt und uns richtig berät."

Der Seecamping-Betreiber wirbt sogar mit entsprechenden Bildern auf seiner Internetseite. "Mit dem Versprechen, dass hier alles möglich ist, hat er uns angelockt. Und jetzt haben wir den Ärger", sagt eine Camperin. Besonders empört sie: Bei den Rundgängen durch das Areal, das als Naturschutzgebiet gewidmet ist, hätten die Sachverständigen nie etwas bemängelt.

Nach einer Anzeige Anfang des Jahres ist das Potemkinsche Dorf aufgeflogen. Bis September hätten die Vordächer, Terrassen und Carports entfernt werden müssen. Die Gemeinde hat den Campern jetzt eine Gnadenfrist gewährt. Bis Mitte November muss jeder seine Mängel zumindest melden, sonst droht ein Verfahren. "Wir versuchen, den Betroffenen entgegenzukommen, weil viele offenbar nicht gewusst haben, was erlaubt ist und was nicht. Sobald alles aufgeklärt ist, gibt es keine Ausreden mehr. Als Baubehörde müssen wir handeln, sonst machen wir uns strafbar", betont Bürgermeisterin Monika Schwaiger.

Sommerresidenz

Von den insgesamt 170 Parzellen sind rund 80 Pächter und 40 Grundstückseigentümer betroffen. Darunter das Ehepaar B., das sich in der Pension eine Parzelle als Sommerresidenz gekauft hat. "Wir wohnen in einer Zinskaserne ohne Balkon. Hier kommen wir her, um uns vom Lärm und der Enge in der Stadt zu erholen. Wir haben unser ganzes Geld reingesteckt", ist Nikolaus B. verzweifelt. Einen Abriss könne sich der pensionierte Gemeindebedienstete nicht leisten. Rund 20.000 Euro habe er in den Anbau seines Wohnwagens investiert.

Was nach außen dank Plane wie ein Zelt aussieht, ist innen nämlich ein Holzanbau mit geschlossenem Dach. B. will jetzt erst einmal abwarten – der Winter kommt und sein Domizil soll vor Schnee geschützt sein. "Spätestens im Frühling muss aber eine Lösung da sein." Er hofft, dass seine Bauten nachträglich genehmigt werden.

"Grenzwertig"

Dafür stünden die Karten allerdings schlecht, sagt Bürgermeisterin Schwaiger. "Einige Fälle sind grenzwertig. Ich kann mir nur vorstellen, dass sie unter bestimmten Auflagen erlaubt sind. So, wie der Campingplatz jetzt aussieht, kann er aber sicher nicht bleiben."

Der Seecamping-Betreiber verweist auf Anfrage auf das Behördenverfahren. Die Vorwürfe der Camper will er nicht kommentieren.

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