Saftige Pleite eines namhaften Jagdguts

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Das Einzelunternehmen konnte Kreditraten und Lieferantenrechnungen nicht mehr bedienen.

Das Jahr 2018 ist für diese Land- und Forstwirtschaft samt riesigen Jagdbetrieb ganz schlecht ausgelaufen bzw. das Jahr 2019 schlecht angelaufen. Das Einzelunternehmen "Angelika Schmidtkunz – Jagdgut Hohenlehen" mit Sitz in Gstadt, Waidach (Opponitz), hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beim Landesgericht St. Pölten beantragt. Das Verfahren wurde von Insolvenzrichter Markus Sonnleitner laut den Gläubigerschutzverbänden Creditreform und AKV heute, Mittwoch, eröffnet. Die Prüfungstagsatzung ist für den 5. März 2019 anberaumt.

Drei Mitarbeiter werden derzeit im "Gut Hohenlehen", das südlich von Waidhofen an der Ybbs und nördlich von Hollenstein liegt, beschäftigt, darunter ist auch der Gutsherr Michael Schmidtkunz. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Christian Kies mit Kanzlei in Scheibbs bestellt.

"Die Schuldnerin gab an, dass das Ausscheiden des Ehegattens aus der Führung des Unternehmens zu einem massiven Umsatzrückgang geführt hat. Trotz Umstellung des Betriebes konnte die notwendige Liquidität nicht mehr sichergestellt werden", heißt es dazu vom AKV.

 

Saftige Pleite eines namhaften Jagdguts

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Das Einzelunternehmen beschäftigt sich mit Forst- und Landwirtschaft und einer Jagd. "In der Landwirtschaft sind 82 Angus-Rinder und 110 Schweine vorhanden", teilte das Unternehmen dem Gericht mit. Im Bereich Jagd werden Jagd-Kunden professionell betreut, Abschüsse angeboten und das Wildbret verwertet. Das Betrieb verfügt über eigene und gepachtete Flächen, es besteht auch eine sogenannte Eigenjagd. Detail am Rande: In Niederösterreich muss eine Eigenjagd zumindest 115 Hektar umfassen. Die Wildprodukte (Fleisch, Wurst) werden seit dem Vorjahr in einem Laden in Waidhofen an der Ybbs verkauft.

"Wildromantische Jagdgebiete"

"In unserem Revier ist es möglich, auf Rotwild, Gamswild, Muffelwild, Rehwild, Damwild und Steinböcke zu treffen", heißt es auf der Guts-Homepage www.gut-hohenlehen.at. "Unsere wildromantischen Jagdgebiete liegen vorwiegend in den niederösterreichischen Voralpen und reichen von 450 Meter Seehöhe bis auf die Almen hinauf. In unserem Jagdrevier, Gut Hohenlehen, haben wir über 20 Hektar Wildwiesen und Wildäcker angelegt, um unserem Wild ein bestmögliches Äsungsangebot zur Verfügung zu stellen und so ein gutes Miteinander zwischen Wild, Wald und Mensch zu gewährleisten." Nachsatz: "Modernstes Wildtiermanagement und der Einsatz von bestens geschultem Jagd-und Forstpersonal machen es möglich, einen artenreichen und hohen Wildbestand unter besonderer Berücksichtigung der forstlichen Ressourcen zu erhalten. Unser ganzer Stolz ist ein hochalpines, landschaftlich besonders beeindruckendes, 800 Hektar großes befriedetes Jagdrevier."

Die Insolvenzursachen

Mit dem Ausscheiden des Gutsherren Michael Schmidtkunz im Jahr 2014 aus dem Betrieb soll es laut Firmenangaben zu einem Umsatzrückgang gekommen sein, der auch durch die Neuaufnahme eines Führungsmitarbeiters nicht gestoppt werden konnte. Im Herbst 2017 trat Herr Schmidtkunz wieder ins Unternehmen ein und nahm umgehend Restrukturierungsmaßnahmen vor; beim Personal wurde gekürzt und die Strukturen wurden angepasst. Dazu kam die Eröffnung des Verkaufsladen in Waidhofen. Auf der Gut-Hohenlehen-Homepage wird Michael Schmidtkunz als Geschäftsführer ausgewiesen. Unter Kontakte findet sich auch eine "Gut Hohenlehen Betriebs GmbH".

"Der laufende Betrieb wurde durch Darlehen der Schmidtkunz' schen Familienstiftung gestützt", wurde dem Gericht von der renommierten Sanierungsanwältin Christine Riess, die das Einzelunternehmen rechtsfreundlich vertritt, mitgeteilt. Auch ein Wechsel der Hausbank wurde vorgenommen. Trotz aller Mühen konnte die notwendige Liquidität für den Betrieb nicht mehr sichergestellt werden. Die Schmidkunz' sche Familienstiftung hat ihren Sitz in Vaduz, Liechtenstein.

Saftige Pleite eines namhaften Jagdguts

Schulden und Vermögen

Die Verbindlichkeiten werden laut AKV und Creditreform mit rund 634.000 Euro beziffert, davon entfallen 249.000 Euro auf Banken und 385.000 Euro auf Lieferanten. Angaben zu den Verbindlichkeiten bei der Schmidtkunz' schen Familienstiftung, der Hauptgläubigerin, liegen derzeit noch nicht vor.

Das Vermögen besteht vor allem aus Liegenschaften, Gebäuden, Maschinen und Geräten sowie den Lebendtieren. Auf einer Liegenschaft (7000 Quadratmeter) sind bloß mit zwei persönlichen Belastungs- und Veräußerungsverbote eingetragen, auf der zweiten Liegenschaft (33.800 Quadratmeter) sind drei Höchst-Pfandrechte einer Bank in Höhe von bis zu 6,305 Millionen Euro, bis zu 300.000 Euro und bis zu 250.000 Euro eingetragen sowie jeweils Simultanhaftungen auf fünf weiteren Liegenschaften. Diese Simultanhaftungen beziehen sich auf sehr umfangreiche Grundstücke der Schmidtkunz' schen Familienstiftung. Darunter ist eine Liegenschaft mit mehr als 310 Hektar Fläche. Das Gut Hohenlehen verfügt laut Eigenangaben in einer Jagdzeitschrift (2011) über 800 Hektar Eigengrund, davon sind 386 Hektar Wirtschaftswald.

Die Zukunft

Das Unternehmen soll fortgeführt und mit Hilfe von dritte Seite saniert werden. Die Hauptgläubigerin, die Schmidtkunz' sche Familienstiftung, wird für ihre Forderungen eine Rückstehungserklärung abgeben; auch von der Hausbank wird eine solche Erklärung erwartet. Die Kosten für die Verfahrungseröffnung sind gedeckt, ebenso können durch die Jagderlöse weitere Geldmittel aufgebracht werden. Die Futtermittel für die Tiere sind vorhanden.

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