Rydl will Steuerschulden tilgen

Steuerrebell Werner Rydl
Steuerrebell. Finanzjongleur geht nach Brasilien.

Bevor Werner Rydl, 55, gestern in seinen Flieger nach Brasilien stieg, hatte er nochmals gehörig ausgeteilt. Die Justiz, der Fiskus und mysteriöse Seilschaften bekamen ihr Fett ab. Rydl, bekannt als Steuerrebell, prellte den Staat – und den Steuerzahler – angeblich um zwölf Milliarden Euro. 186 Firmen hatte er gegründet, jedoch die Umsatzsteuer bei allen Deals einbehalten. Er nannte seinen Steuerboykott „Embargo“ und versuchte so das Umsatzsteuersystem auszuhebeln.

Staatenlos

Nur: Der Grenzgänger, der stets beteuerte, vor einer brasilianischen Küste fünfeinhalb Milliarden Euro im Atlantik versenkt zu haben, lebte zuletzt von der Sozialhilfe. Brasilien, seine neue Heimat seit Mitte der 90er-Jahre, hatte ihn vor drei Jahren nach Wien ausgeliefert und ausgebürgert. Fünf Jahre hatte er in Auslieferungshaft verbracht, die ihm später auf die Strafe in Österreich angerechnet wurde. Deshalb war er hier rasch ein freier Mann – jedoch ohne Heimat. Ein Staatenloser.

Zu Jahresbeginn bekam er nach langem Ringen einen Fremdenpass von der Behörde in Baden. Bedingung: Er müsse die 11,6 Millionen Euro Schulden am örtlichen Finanzamt begleichen. Rydl willigte ein. Überdies wurde gegen ihn ein zehnjähriges Aufenthaltsverbot verhängt.

Gestern fragte er provokant: „11,6 Millionen Euro. Will der Staat nicht mehr zurückhaben?“ Auf sein Anbot, die im Auslieferungsantrag genannte Summe von rund 250 Millionen Euro zu begleichen, habe die Finanzbehörde bisher nicht reagiert. Außerdem lasse er gerade prüfen, ob seine Auslieferung rechtens war.

Neben ihm saß Erwin Maglot, der sich von Rydl alle Rechte an seiner Lebensgeschichte gesichert hat. Das letzte Kapitel eines geplanten Buches, also ob er bezahlen wird, bleibt offen.

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