Runter vom Gas: Ab heute 80 km/h
90.000 Kfz-Lenker müssen ab heute, Donnerstag, auf der Autobahn A1 in Salzburg auf die Bremse steigen. Die Fahrt zwischen Salzburg-Nord und dem Knoten Walserberg dürfte rund eineinhalb Minuten länger dauern. Dort gilt bis 19. Mai Tempo 80 statt bisher 100. Der Testbetrieb war umstritten, jetzt ist er doch in Kraft getreten.
Wieso darf man nur noch 80 statt 100 km/h fahren?
Laut einer Studie könnten 20 km/h weniger die Belastung an Stickoxiden um 13 Prozent reduzieren. Der Lärm für rund 3600 Anrainer an der Autobahn soll sich um ein Drittel verringern. Die Verordnung wurde schon 2012 im Landtag beschlossen, dann kamen Finanzskandal und Regierungswechsel dazwischen.
Womit argumentieren die Gegner?
Emotionen haben in der Debatte überhand genommen: Man fühle sich "ausgebremst" und "bevormundet", klagen Autofahrer seit Wochen auf diversen Plattformen. Auf sachlicher Ebene zweifelt die Wirtschaftskammer die Messwerte, die zu der Verordnung geführt haben, an.Die Kammer plädiert dafür, dass der Verkehr "rasch und behinderungsfrei" vorankommen soll. Eine Alternative sei eine flexible Regelung mittels Überkopfanlagen.
Wird es heute Proteste auf der Autobahn geben?
In der Facebook-Gruppe "Gegen Tempo 80", die mit gestrigem Stand 36.880 Fans zählte, haben Gegner ein "Hupkonzert" angekündigt. Davon hält Initiator Peter Harlander aber nichts: "Man soll die Anrainer nicht belästigen. Ich rate allen, sich an das Limit zu halten. Auch, wenn es Unsinn ist."
Wird am Donnerstag verstärkt kontrolliert?
"Es gibt keine ‚Aktion scharf’", betont Friedrich Schmidhuber, Chef der Verkehrspolizei. Die Geschwindigkeitskontrollen werden wie gewohnt von Radarkästen, einer Autobahn- und einer Zivilstreife durchgeführt.
Wer kassiert das Geld aus den Strafmandaten?
Da es sich um eine IG-L-Regelung (Immissionsschutzgesetz-Luft) handelt, gehen die Strafgelder nicht an den Bund, sondern an Stadt und Land nach ihren Anteilen. Sieben der zehn Kilometer gehören zur Stadt Salzburg.
KURIER: Trotz aller Proteste startet heute die Testphase. Auf Facebook haben ihre Gegner ein „Hupkonzert“ angekündigt. Wie reagieren Sie?
Astrid Rössler: Ich appelliere an alle Autofahrer, diesem Probebetrieb eine Chance zu geben. Wir haben dringenden Handlungsbedarf. Außerdem wäre ein bisschen mehr Gelassenheit ratsam. Ich verstehe den Hype um diese Maßnahme nicht.
Gegner stellen die Messwerte, die zu der Verordnung geführt haben, infrage.
Das sind Verschwörungstheorien. Die Umweltbelastung ist nicht wegzuleugnen. Die Messwerte zeigen, dass dass wir die Schadstoffgrenzen jahrelang überschritten haben. Uns droht eine Klage der EU, weil Salzburg gegen das Luftreinhaltegesetz verstößt. Man wirft uns Untätigkeit vor, das muss aufhören.
Was passiert in diesen drei Testmonaten?
Wir beobachten die Messwerte laufend. Drei Monate könnten aber nicht reichen. Das Verkehrsministerium hat eine Verlängerung empfohlen. Darüber müssen wir jetzt nachdenken und sprechen.
Wie stehen die Chancen für einen dauerhaften Achtziger?
Wenn die Werte aussagekräftig genug sind, ist das Verkehrsministerium am Zug. Ich gehe davon aus, dass er fix verordnet wird, da der Handlungsdruck sehr groß ist.
Fahren Sie selbst mit dem Auto über diesen Abschnitt?
Nein, ich habe kein Auto. Es geht mir auch nicht darum, jemanden zu schikanieren. Die eineinhalb Minuten Verzögerung sind verkraftbar, wenn es dem Anrainerschutz dient.
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