Dann wurde es wieder still. Doch im Hintergrund liefen die Arbeiten für die Rückholung bereits. Am Samstagabend landeten die Frauen und ihre Kinder in Wien-Schwechat - der KURIER berichtete. Evelyn T. befindet sich in Polizeigewahrsam, ihr Sohn wurde dem Jugendamt übergeben. Maria G. und ihre Kinder konnten zu ihrer Familie nach Salzburg - es besteht aktuell keine Festnahmeanordnung, da die Salzburger Staatsanwaltschaft (STA) keinen Festnahmegrund mehr sieht.
G. war davor jahrelang zur Festnahme ausgeschrieben, war für die Behörden aber nicht greifbar. In den vergangenen Jahren hatte sich das geändert. "Frau G. und ihre Familie hatten das große Bestreben, nach Österreich zurückzukehren. Der zuständige Referent rechnete nach einer Rückkehr nicht länger mit einer Flucht- und Tatbegehungsgefahr", erklärt Elena Haslinger von der STA Salzburg. Eine Rolle habe zudem gespielt, dass es nach der Internierung im Gefangenenlager keine Hinweise mehr auf eine Mitgliedschaft in einer Terrororganisation gegeben habe.
Die Anwältin von Maria G., Doris Hawelka, betont im KURIER-Gespräch, dass die Kinder ihrer Klientin wohlauf seien, aber dennoch routinemäßige medizinische Checks anstünden. "Die Familie ist unendlich froh, dass sie österreichischen Boden betreten konnte und den österreichischen Behörden dankbar, dass diese das ermöglicht haben", so Hawelka.
Ingrid Pöschmann, Sprecherin der Kinder und Jugendhilfe (MA 11) bestätigte dem KURIER, dass ein Kind, der Sohn von Evelyn T., in Obhut genommen wurde: "Das Kind ist gestern in unsere Obhut gekommen im Rahmen einer Sofortmaßnahme. Jetzt erfolgt eine Gefährdungsabklärung. Dabei geht es darum, wo das Kind längerfristig leben kann." Gesundheitlich gehe es dem Bub "den Umständen entsprechend gut". "Er ist traurig, dass die Mama nicht bei ihm ist. Aber er kommt gut zurecht. Wir tun alles dafür, dass er sich wohlfühlt."
Rückholung über Irak
Stück für Stück werden nun Details zu der Rückholung bekannt. Bereits am Donnerstag wurden die Mütter mit ihren Kindern aus dem kurdischen Camp geholt. Sie dürften sofort nach Erbil, Irak, gebracht worden sein. Dort bestiegen sie das Flugzeug.
Es war eine Rückholung in letzter Minute. Denn schon im vergangenen Dezember wurden Notpässe ausgestellt, sie hätten dieser Tage ihre Gültigkeit verloren. Im Vorfeld wurde zudem noch einmal ein DNA-Gutachten eingeholt - um sicherzugehen, die richtigen Personen nach Österreich zu bringen.
Absolute Diskretion
Selbst die Angehörigen der Frauen wurden erst sehr kurzfristig über die Rückkehr informiert. Man wollte verhindern, dass die Information an die Medien durchsickert und ein Tross an Kamerateams den Flughafen belagert.
Evelyn T. wurde, wie der KURIER erfuhr, bereits vom Verfassungsschutz befragt. Sie verweigerte im Beisein ihrer Anwältin Anna Mair vorerst die Aussage. Über die U-Haft wird wohl Montag oder Dienstag entschieden. Der 26-Jährigen wird Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation vorgeworfen.
Der Frau gehe es gut, sagt Anwältin Mair. "Der Trubel hat sie natürlich geschwächt." Wie es dem neunjährigen Buben gesundheitlich geht, ist allerdings unklar. Er wurde sofort vom Jugendamt in Empfang genommen. Möglich, dass er in ein Krankenhaus gebracht wurde. um ihn umfassend zu untersuchen. Das Kind leidet an Herzproblemen.
Bub spricht kein Deutsch
Doch die Familie ist in großer Sorge. Der Bub wuchs in dem Gefangenenlager auf, kennt nichts anderes. Er spricht nur Arabisch und Englisch. Seine Großmutter setzt alle Hebel in Bewegung, das Kind zu sich holen zu dürfen. Doch wo sich der Enkelsohn aktuell befindet, wurde ihr bis dato nicht mitgeteilt.
Eine dritte junge Frau mit Kind - sie stammt aus Graz -, die sich ebenfalls in einem Gefangenenlager befand, dürfte im Vorjahr geflüchtet sein. Über ihren aktuellen Aufenthaltsort ist nichts bekannt.
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