Rekord, aber kein Weltmeister-Titel

Bernd Wachter von der Caritas, Günther Lutschinger vom Fundraising Verband Austria und Gabriela Gebhart von der Stiftung Kindertraum präsentierten den Spendenbericht 2016
625 Millionen Euro spendeten die Österreicher 2015 / Neue Hürden bei Absetzbarkeit

178 Euro. So hoch war die durchschnittliche Spende der Kärntner und Steirer heuer. Das ist der höchste Wert in ganz Österreich. Die Wiener liegen mit knapp 106 Euro durchschnittlicher Spendenhöhe an vorletzter Stelle – vor den Oberösterreichern mit 97 Euro.
Das geht aus dem Spendenbericht 2016 des Fundraising Verbands Austria hervor. Für dieses Jahr erwartet der Verband ein Spendenvolumen von insgesamt 625 Millionen Euro. Das ist so viel wie 2015.

Im viel zitieren „Jahr der Flüchtlinge“ erreichte die Spendentätigkeit der Österreicher ein Rekordniveau. Denn ursprünglich waren für 2015 nur 600 Millionen Euro an Spenden erwartet worden. „Die Menschen waren von der Situation der Flüchtlinge und von Naturkatastrophen wie dem Erdbeben in Ecuador berührt“, sagt Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbandes. Allein 20 Millionen Euro spendeten die Österreicher für Flüchtlinge; zehn Millionen für Kunst- und Kulturinitiativen (Spenden dafür sind seit Anfang des Jahres absetzbar).

Kinder und Tiere

Ob das Ergebnis des Vorjahrs aber auch heuer erreicht werden kann, hängt vor allem von der Spendentätigkeit in den kommenden Wochen ab. Denn die Spenden in der Weihnachtszeit machen in der Regel zwischen 25 und 30 Prozent des jährlichen Gesamtvolumens aus. Knapp drei Viertel der Bevölkerung spendeten 2016. Im österreichweiten Durchschnitt sind es zwei Drittel. Die meisten Spender gibt es in Niederösterreich und dem Burgenland.

Und wofür wird gespendet? Das hat das Institut Public Opinion in einer Befragung herausgefunden: Am liebsten spenden die Österreicher Geld für Kinder (29 Prozent), für Tiere (22 Prozent), bei Katastrophen im Inland (16 Prozent) und für Obdachlose und Bettler (15 Prozent). Die beliebteste Art zu spenden ist nach wie vor die Altkleidersammlung. Das gaben 36 Prozent der Befragten an.

Rekord, aber kein Weltmeister-Titel
Dass sie überhaupt spenden, liegt für einen Großteil, nämlich 62 Prozent der Befragten, daran, dass sie sicher sind, dass ihre Spende auch ankommt. Auch die Organisationen sind ihnen sympathisch. 57 Prozent gaben an, aus Solidarität zu spenden. 55 Prozent, weil sie die Not anderer betroffen macht. 53 Prozent haben einfach Mitleid. „Das zeigt, dass die Schwächeren in dieser Gesellschaft willkommen sind“, sagt Bernd Wachter, Generalsekretär der Caritas Österreich.

Weltmeister im Spenden – wie oft behauptet wird – sind die Österreicher übrigens nicht. Zwar ist das Spendenvolumen seit dem Jahr 2014 gestiegen, allerdings liegt es pro Kopf noch immer deutlich unter jenem anderer Länder: Während das Spendenaufkommen in Österreich pro Einwohner bei knapp 72 Euro liegt, befindet sich jenes der Schweizer bei 200 Euro und der Deutschen bei 86 Euro. „Damit befinden wir uns im europäischen Mittelfeld“, sagt Lutschinger.

Neue Regel ohne Info

Jede dritte gespendete Euro wird übrigens steuerlich abgesetzt. Doch das sollen ab 2017 nicht mehr die Spender selbst, sondern die Organisationen machen. Dafür müssen die Spender ihr Geburtsdatum und ihren Namen den Organisationen melden – und zwar so, wie er im Zentralen Melderegister gespeichert ist. Für die Organisationen, vor allem für die kleinen, bedeutet das einen erheblichen Mehraufwand: „Wir wissen nicht, wie viel mehr Arbeitsaufwand das ist und wie hoch die Kosten sind, die da auf uns zukommen“, sagt Gabriela Gebhart von der Stiftung Kindertraum.

Außerdem bestehe die Gefahr, dass anonyme Spenden wegfallen. Und: die Bürger seien noch gar nicht über die neue Regelung informiert. „Wir fordern eine Info-Kampagne für die Bevölkerung und eine Kostenbeteiligung des Finanzministeriums“, sagt Günther Lutschinger.

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