Verbot in Wiener Neustadt
Tatsächlich dürfte es beispielsweise im Bezirk Wiener Neustadt eine sehr strenge Auslegung seitens der Bezirksbehörde gegeben haben. Kommuniziert wurde das über die Polizei, die die Reitställe dazu eigens aufsuchte. "Sie haben uns gesagt, dass es kein Ausreiten gibt und daran haben wir uns natürlich auch gehalten", berichtet Gerhard Baumgartner, Reitstallbesitzer in der Gemeinde Bad Erlach.
Am Stadtrand von Wien, im Bezirk Mödling, sah die Sache dagegen ganz anders aus. Christina Kopeszki vom Reitklub Wienerwald hat sich extra sowohl bei Polizei als auch Wirtschaftskammer informiert: "Mir wurde gesagt, dass eigentlich nichts gegen das Ausreiten an sich spricht – und das habe ich dann meinen Einstellern auch so mitgeteilt."
So wie vielen anderen Reitstallbesitzern sind ihr aber die fehlenden beziehungsweise widersprüchlichen Informationen ein Dorn im Auge. Das betrifft auch die neuen Maßnahmen, die ab 1. Mai in Kraft treten sollen. "Dann ist zumindest klar definiert, dass man ausreiten darf. Was aber noch unklar ist, sind zum Beispiel Details zum Reitschulbetrieb", fasst Kermer zusammen.
Vizekanzler Werner Kogler hatte unlängst angekündigt, dass Reitunterricht wieder möglich sei, wenn die entsprechenden Abstands- und Hygienevorschriften beachtet würden. Was noch fehlen dürfte, ist der genaue Plan für die Umsetzung in der Praxis. Dieser ist aber entscheidend für die Vereine und Reitställe.
Der burgenländische Weg
Anders als im Bezirk Wiener Neustadt gibt es im Burgenland keine explizite Verordnung, wonach das Ausreiten verboten ist. Die Maßnahmen der Bundesregierung werden von jedem Reitstall beziehungsweise -verein aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen etwas anders ausgelegt, sagt Matthias Rendl, Obmann des Reit- und Fahrvereins St. Margarethen: "Bei uns hat zum Beispiel jeder sein Pferd zu Hause stehen. Das ist eine ganze andere Situation, als wenn alle Pferde gemeinsam in einem Stall untergebracht sind."
Die diversen Verordnungen würden eben nicht alle Lebensbereiche abdecken, was zu unterschiedlichen Auslegungen führe.
Wie es im Burgenland ab 1. Mai im Trainingsbetrieb weitergeht, weiß Rendl nicht. "Noch ist das Schnitzel nicht paniert, bis zum Essen schaut’s sicher ganz anders aus", lacht er. Erwartbar sei allerdings, dass jene Pferdefreunde, die lange auf ihr Hobby verzichten mussten, die Reitställe stürmen werden. "Anfangs wird die Nachfrage sicher groß sein", vermutet Rendl.
Von angezeigten Reitern im Burgenland hat er noch nichts gehört, wohl aber von Fällen aus anderen Bundesländern. Entscheidend ist für ihn, dass "alle mit einem gewissen Hausverstand an die Lockerungen herangehen – dann sollte alles gut gehen. Wenn jeder nur auf das eigene Ego pocht, dann nicht."
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