Insgesamt wurden 15 Personen ausgeforscht - damit könnte man schon ein Fußballteam aufstellen. Manipuliert wurde in Fußballmannschaften im Burgenland, Niederösterreich und Wien. Alle Spieler sind aktuell vom Fußballverband suspendiert.
Die Beschuldigten nagen dabei größtenteils keineswegs am Hungertuch. Manche geben während des Prozesses an, ein Einkommen von rund 2.500 Euro netto zu verdienen. Nur wenige verdienen knapp über der Geringfügigkeitsgrenze. Ein Angeklagter befindet sich aktuell auf eigenen Wunsch in verlängerter Therapie gegen Spielsucht.
Auch fußballerisch sind die Kicker zum Teil exzellent ausgebildet. Mehrere Angeklagte gaben an, die Frank-Stronach-Akademie in Hollabrunn absolviert zu haben.
Ein Beschuldigter arbeitet bei der Wiener Berufsfeuerwehr und ist in zwei Fällen angeklagt. Die Staatsanwaltschaft fordert harte Strafen für alle Beschuldigten, egal wie stark sie involviert waren: "Jede Maschine ist nur so gut, wie das kleinste Rädchen funktioniert."
Vater taucht unter, Söhne vor Gericht
Nicht erschienen ist der Erstangeklagte Jozo M. Er manipulierte nicht selbst am Feld, sondern gab verschiedenste Zeichen, wenn eine Wette erfolgreich platziert wurde. Jozo M. wird mittels europäischem Haftbefehl gesucht und befindet sich weiterhin auf der Flucht.
Seine zwei Söhne Marjan M. und Dragan M. müssen sich jedoch heute vor dem Gericht verantworten. Auch Danijel M., ein Cousin der Söhne, wird wegen schweren Betrugs angeklagt.
Zwei Angeklagte befinden sich aktuell noch in Untersuchungshaft. Sie wurden mit Handschellen von insgesamt vier Polizisten in den Gerichtssaal geführt. Auch eine Bewährungshelferin, sowie zwei Übersetzerinnen sind anwesend.
Mit Waffe zum Gericht
Nicht dabei ist auch Ratko B. Laut seinem Verteidiger habe er via E-Mail von der Fremdenpolizei die Anweisung bekommen, auszureisen. Sein aktueller Aufenthaltsort ist unbekannt. Ebenfalls kurios: Ein Verteidiger erschien am Vormittag mit einer Faustfeuerwaffe beim Gericht. Weil er so nicht durch die Sicherheitskontrolle durfte, musste er die Waffe verstauen und kam leicht verspätet in den Saal.
"Mein Mandant ist zu ehrlich"
Etwas ungeschickt stellte sich Marjan M. an. Er sei laut Anklage an neun Spielen beteiligt gewesen. Der gelernte Mechatroniker kam aus der U-Haft und verstieß gegen die Weisung des Kontaktverbots zu Mitangeklagten. Das gab er selbst bei der Polizei an. "Da haben sie sich ein Eigentor geschossen, oder?", musste der zuständige Richter Erik Nauta lachen. Der Anwalt des Beklagten erklärte, sein Mandant sei "zu ehrlich".
Für den Prozess mit Schöffen sind drei Tage anberaumt. Viele Beklagte zeigen sich zum Teil voll oder umfassend geständig.
Eigentore abseits des Platzes
„Ihr Vater bekam Überweisungen via Western Union aus Serbien, die Summen passen ziemlich genau und es würde ein kleines Geld für ihn übrig bleiben“, beharrt Staatsanwalt Hansjörg Bacher darauf, dass der Erstangeklagte Jozo M. beteiligt war. Insgesamt 9.600 Euro in zwei Teilüberweisungen, welche zuvor in serbische Dinar gewechselt wurden, seien am Konto des Vaters aufgetaucht. Sohn Marjan belastete seinen Vater im Prozess nicht.
Doch nicht immer gingen die Protagonisten geschickt vor. Einmal habe man versehentlich auf das falsche Spiel gesetzt. Statt 5.000 Euro Gewinn für die beteiligten Kicker wurden es nur 300 bis 500 Euro. Auch sonst agierte manch Angeklagter nicht nur am Rasen etwas ungeschickt.
Zwei verstießen gegen erteilte Weisungen. Ein Angeklagter nahm Kontakt zu einem anderen Beschuldigten auf, ein weiterer setzte sich einen Tag nach seiner Enthaftung an den Computer und spielte eine Sportwette an.
Differenzen bei Schadenssumme
In den zumindest zwei weiteren Prozesstagen wird noch die Schadenssumme ein Streitthema werden. Fraglich ist, ob nur die Differenz zwischen Einsatz und Auszahlung als Schaden deklariert wird oder die Gesamtsumme. Die Staatsanwaltschaft geht von einer Schadenssumme von fast 200.000 Euro bei Wettanbietern aus.
Der Verteidiger von Ratko B. ist der Meinung, der geleistete Einsatz müsse von der Schadenssumme abgezogen werden. "Was ich an Geld setzte kann kein Schaden sein. Wenn man den Versuch abzieht und dann noch den Einsatz, dann wird aus dem großen Verfahren ein kleineres. Bei meinem Mandanten geht es um 40.000 Euro und er ist unbescholten. Er bekennt sich vollgeständig", so der Verteidiger.
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