Pride-Verdächtige: Belgischer Kontakt plante Anschlag und Ausreise
Brisante Erkenntnisse zu mutmaßlichen Kontaktmännern jener 15-, 18- und 20- jährigen jungen Männer, die im Verdacht stehen, einen Anschlag auf die Wiener Pride-Parade im Sommer 2023 geplant zu haben, zeigen Chatauswertungen eines 16-jährigen Belgiers, der sich in einer vom damals noch 14-jährigen Wiener ins Leben gerufenen Chatgruppe befand. Gegenüber einem jungen Ukrainer äußerte er Pläne, in Belgien einen Bombenanschlag durchzuführen und später in IS-Gebiete auszureisen.
Handyauswertungen
Zu den dreien bisher bekannt war, dass auf ihren Handys IS-Propaganda gefunden wurde. Der Jüngste soll entsprechendes Material auch selbst angefertigt, mehrere Bombenbau-Anleitungen besessen sowie einen "Terror-Kanal" auf einem Messenger-Dienst gegründet haben. Von einem 16-jährigen Belgier, der Mitte Februar in seinem Heimatland festgenommen wurde und der Mitglied der Chatgruppe war, liegen der Staatsanwaltschaft St. Pölten nun Handyauswertungen vor. Zwar zeigen diese keine direkten Chats des Belgiers mit einem der drei Verdächtigen aus Österreich, jedoch mit einem jungen Ukrainer, mit dem sich auch der damals 14-jährige Wiener separat in einem Chat ausgetauscht haben soll. Einige der Chats dürften jedoch gelöscht worden sein, vermuten die belgischen Ermittlungsbehörden.
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Pläne für Anschlag in Belgien
Laut den Handyauswertungen, die neben der APA auch Puls 24 vorliegen, soll der 16-Jährige gegenüber dem Mann aus Osteuropa Pläne geäußert haben, in Belgien einen Anschlag zu verüben. Die beiden diskutierten daraufhin mögliche Orte, Modi Operandi, Zeiten und Ziele. Der Belgier ließ seinen Chatpartner demnach wissen, auf der Suche nach einer gebrauchten Autobatterie zu sein, da er diese zur Herstellung von Sprengstoff benötige. Nachdem ihm das nicht gelang, äußerte er auch die Möglichkeit einzubrechen, um an Geld für die Materialien zu kommen.
Seinem ukrainischen Chatpartner schickte der Belgier nicht nur ein Video, das eine Hinrichtung zeigt und zur Begehung terroristischer Straftaten aufruft, sondern gab ihm konkrete Tipps zur Umsetzung eines Anschlags. Auch eine Ausreise des Belgiers ins Gebiet des Islamischen Staats Provinz Khorasan (ISPK) wird diskutiert, wobei sie auch auf die Schwierigkeiten - Geldnöte und Alleinreisen als 16-Jähriger - eingehen. Der Belgier deutet daraufhin an, zuerst einen Anschlag in Belgien verüben und dann ausreisen zu wollen. Später teilt er seinem Chatpartner mit, Ausreisen sei "keine Option mehr", weil er keinen Reisepass mehr habe. Stattdessen wolle er in Belgien eine "Märtyrermission" verüben.
Suche nach Chemikalien im Netz
Auswertungen seines Handys zeigen, dass der Jugendliche auf verschiedenen Internetseiten nach Chemikalien suchte, mit denen man Bomben herstellen hätte können, sowie auf Websites Kaufinteresse an Selbstmordgürteln bzw. Repliken davon und Schreckschusspistolen bekundete. Auch erkundigte er sich, wie man als Minderjähriger in Regionen, die zum Territorium des IS bzw. ISPK gehörten, gelangen könnte. Interesse zeigte er auch an Hotelzimmern in der Türkei und Flixbus-Verbindungen dorthin.
Auch auf Koranverbrennungen in Schweden wurde in den Chats Bezug genommen. Konkret sprachen die Jugendlichen darüber, darauf "reagieren" zu wollen. Auch eine mögliche Reise nach Stockholm wurde besprochen. Der Ukrainer brachte ins Spiel, eine Synagoge anzugreifen.
Ein direkter Chat zwischen dem Belgier und einem der drei österreichischen Verdächtigen findet sich in den Handyauswertungen nicht. Von "österreichischen Brüdern" spricht jedoch wiederholt sein ukrainischer Chatpartner.
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Festgestellt werden konnte jedoch ein Kontaktverhältnis des 15-jährigen Wieners zu einem 17-jährigen Niederländer, gegen den die dortigen Behörden ebenfalls ermitteln. So sollen die beiden in mehreren radikal islamistischen Chatgruppen gewesen sein. Die vollständigen Chats dieser Gruppen liegen jedoch nicht vor. Einen Medienbericht des Kölner Stadt Anzeiger von vergangener Woche, wonach ein mutmaßlich geplanter Anschlag auf die Wiener Pride-Parade von deutschen ISPK-Anhängern "abgesegnet" worden sein soll, belegen diese jüngsten Erkenntnisse vorerst nicht.
Erstmals bekannt wurden die vermeintlichen Anschlagspläne der drei jungen Männer am Tag nach der Pride-Parade, als die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) die Öffentlichkeit in einer eilig einberufenen Pressekonferenz darüber informiert hatte, einen Anschlag vereitelt und mehrere Hausdurchsuchungen bei den Verdächtigen durchgeführt zu haben. Auf die drei aufmerksam gemacht wurde die DSN von einem ausländischen Partnerdienst. Gegen die drei jungen Männer wird im Zusammenhang mit den mutmaßlichen Anschlagsplänen wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation ermittelt. Alle drei Verdächtigen befinden sich inzwischen wieder auf freiem Fuß.
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