Polizeieinsatz gegen Urlauber in Almhütte
Urlaubsfreuden auf einer einsamen Berghütte im Kärntner Skigebiet Turrach. Die wollte kürzlich eine dreiköpfige deutsche Urlauberfamilie genießen. Doch mit der Idylle war es vorbei, als Polizeibeamte die Hütte räumten. Weil behördliche Auflagen nicht erfüllt worden sein sollen, wurde ein Benutzungsverbot ausgesprochen.
Der Polizeieinsatz am 3. Jänner 2017 war der vorläufige Höhepunkt eines seit Jahren gärenden Streits zwischen den Eigentümern der Berghütte und der zuständigen Gemeinde Reichenau. Und wie meist in solchen Fällen gibt es zwei Versionen:
Hausbesitzer Bruno Bredl behauptet, Reichenaus Bürgermeister Karl Lessiak (SPÖ) habe benachbarte Parzellen im Landschaftsschutzgebiet der Nockberge in Bauland umgewidmet und damit seine Hütte von der bestehenden Quellwasserversorgung abgeschnitten. Danach habe Lessiak beanstandet, dass in der Herberge keine Trinkwasserversorgung bestehe. Die Gemeinde wolle so die Besitzer vergraulen, um Bauvorhaben zu realisieren, sagt Bredl. Lessiak kontert: "Sämtliche Vorwürfe sind aus der Luft gegriffen." Vielmehr hätten die Eigentümer der Unterkunft im Zuge von Renovierungsarbeiten bauliche Auflagen nicht erfüllt: Einreichpläne gingen demnach nicht konform mit dem tatsächlichen Umbau. Und aus diesem Grund hätte er im Frühjahr 2016 ein Benutzungsverbot ausgesprochen, so Lessiak.
"Meine Ehefrau und ich haben dies beeinsprucht. Laut unserem Rechtsverständnis ist damit die Vermietung der Hütte möglich", sagt Bredl. Lessiak sah die Sache anders – und "Gefahr im Verzug". "Das Benutzungsverbot blieb aufrecht. Als ich erfuhr, dass die Hütte bewohnt ist, habe ich die Polizei zur Nachschau auf den Berg geschickt. Die Touristen wurden über die Sachlage aufgeklärt und sind abgereist", schildert der Bürgermeister den Vorfall vom 3. Jänner.
Bredl legt Wert auf eine andere Wortwahl: "Lessiak hat die Hütte zwangsräumen lassen. Eine völlig unbedarfte Familie aus Hamburg – zwei Erwachsene und ein Kind – musste in einer Nacht- und Nebelaktion den Urlaub abbrechen und in die Heimat zurückfahren. Wir haben den Bürgermeister wegen Amtsmissbrauchs angezeigt."
Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt bestätigt, dass Ermittlungen aufgenommen wurden. "Allerdings laufen sie aktuell noch gegen unbekannte Täter", teilte Sprecherin Tina Frimmel-Hesse mit.
Angezeigt wurden folgende Tatbestände: Amtsmissbrauch, Sachbeschädigung hinsichtlich des Zuschüttens einer Quelle, vorsätzliche und fahrlässige Beeinträchtigung der Umwelt (es besteht der Verdacht, dass der Zustand des Bodens durch Rodungen beeinträchtigt wurde) sowie Gefährdung der körperlichen Sicherheit durch Steinschlag.
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