Polizei ließ Online-Betrügernetzwerk hochgehen

Internetbetrüger agieren aus dem Ausland
Über Internet-Plattformen wurden Kunden zu Geldanlagen verleitet und um Millionen gebracht.

Es waren klingende Namen wie Golden Markets, Optionstars und Cryptopoint, die ihren Kunden das große Geld versprachen. Doch hinter den Online-Trading-Plattformen für binäre Optionen, Devisenhandel und Kryptowährungen steckte ein riesiges Betrugskartell.  Der Trick dabei: Den Anlegern wurde suggeriert, dass bei den Transaktionen kaum Risiko bestehe und ab einem gewissen Investment Versicherungen gegen einen Kapitalverlust in Kraft treten würden. Tatsächlich wuchs das virtuelle Depot rasant an, allerdings wurde den Kunden, die über aggressives Online-Marketing und eigens geschaffenen Callcentern angeworben wurden, eine Auszahlung der Rendite ausgeredet, beziehungsweise wurden diese nach inszeniertem Totalverlust zu neuen Einzahlungen verleitet.

Im Frühjahr 2019 konnten – wie berichtet – das Bundeskriminalamt gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Niederösterreich unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Feldkirch, später der Wirtschafts-und Korruptionsstaatsanwaltschaft, eine internationale Tätergruppe zerschlagen, die alleine in Österreich 1.330 Menschen betrogen haben soll. Der Schaden in Österreich beläuft sich alleine in nur einem Ermittlungskomplex auf rund 2,6 Millionen Euro, weltweit dürfte er Ermittlern zufolge mehr als 100 Millionen Euro betragen.

Dubiose Machenschaften

Die Hintergründe zu dem spektakulären Fall lesen sich wie ein Krimi. Es geht um einen mysteriösen Todesfall, Verdächtige mit Verbindungen zum israelischen Geheimdienst und um eine unvorstellbar große Summe Geld.

Die Hauptfigur in dem Fall, Gal B., wurde im vergangenen September  zu vier Jahren unbedingter Haft verurteilt.  Er legte bei dem Prozess ein Teilgeständnis ab, Fahnder konnten in Bulgarien Vermögenswerte in der Höhe von rund 2,5 Millionen Euro sicherstellen.  Seine Frau Marina soll ebenfalls in die dubiosen Machenschaften verwickelt sein, sie sieht sich mit dem Vorwurf des schweren gewerbsmäßigen Betruges und der Geldwäsche konfrontiert. Die Anklage wurde vor wenigen Tagen rechtskräftig.

Polizei ließ Online-Betrügernetzwerk hochgehen

Stück für Stück wurde  in den vergangenen Monaten von Fahndern das Netzwerk der Gruppe zerschlagen. In Serbien und Bulgarien erfolgten weitere Festnahmen, Mitte Juli wurde am Flughafen in Athen ein flüchtiger israelischer Staatsbürger verhaftet.

Verschwörungstheorien

Doch auch in Österreich  waren die Ermittler aktiv.  Sie konnten Uwe L. schnappen, dem weltweit eine Schadenssumme von mehr als 50 Millionen Euro vorgeworfen wurde. Vor Gericht muss sich L. allerdings nicht verantworten. Anfang Juli 2020 wurde er tot in seiner Zelle in der Justizvollzugsanstalt Saarbrücken gefunden. Während in sozialen Medien Verschwörungstheorien rund um seinen Tod blühen, geht die Justiz von Selbstmord aus. KURIER-Informationen zufolge weist das toxikologische Gutachten auf eine Überdosis Medikamente hin.

Im Visier der österreichischen und deutschen Ermittlungsbehörden steht auch Ilan T. Er gilt als echte Größe in der Online-Trading-Szene und hatte über eine Software 240 Brands mit einem Volumen von 710 Millionen Euro betrieben. Er soll zudem Angehöriger des israelischen Armee und auch im dortigen Nachrichtendienst gewesen sein. Auch er soll zahlreiche Österreicher abgezockt haben, die von viel Geld träumten, aber schließlich ein böses Erwachen hatten.

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