Politiker als Retusche-Opfer

Suchbild: Finden Sie den Fehler? Das Original mit SPÖ-Vize Reschreiter im Hintergrund, auf dem Bild unten ist er wegretuschiert worden.
SPÖ-Vizebürgermeister wurde "aus ästhetischen Gründen" von einem Foto entfernt.

Walter Reschreiter, SPÖ-Vizebürgermeister in Hallein, wurde am Donnerstag unfreiwillig zum Protagonisten eines Bildrätsels. Von einer Spatenstichfeier für eine neue Wohnanlage mit Baulandesrat Hans Mayr und ÖVP-Vize Josef Rußegger gibt es zwei identische Bilder. Der Witz: Auf dem einen marschiert Reschreiter im Hintergrund vorbei, auf dem anderen nicht. Auf den zweiten Blick erkennt man, dass dem Haus im Hintergrund auch eine Fensterreihe fehlt.

Politiker als Retusche-Opfer
Hallein Vizebürgermeister Reschreiter wegretuschiert
„Das war einer dieser lustigen Politikertermine, wo man sich einen Spaten schnappt und gemeinsam in die Kamera lächelt“, erinnert sich Reschreiter. „Nur wollte man mich als Baustadtrat offenbar nicht dabei haben. Nach dem offiziellen Bild haben sie ein weiteres machen lassen, und da bin ich im Hintergrund vorbeigelaufen.“

Es stellte sich heraus, dass eine Mitarbeiterin des Stadtamts ihn aus „ästhetischen Gründen“ wegretuschiert hatte, weil er nicht in die Kamera geschaut habe. Das Original postete sie gleich nach der Veranstaltung auf Facebook, das Geschönte später auf der Homepage der Stadt.

„Jetzt könnte man sagen, ich bin ang’rührt, aber das ist keine Lappalie, das hat System“, sagt der SPÖ-Vize. Es sei nämlich bereits die zweite Retuschen-Affäre in Hallein: Im Februar 2012 ließ der damalige ÖVP-Bürgermeister und jetzige Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl zwei SPÖ-Männer von einem Foto entfernen. Stöckl steht dazu. Er sagte damals, die Roten hätten sich „dazugeschwindelt“.

„Ausgrenzung“

Im Halleiner Gemeinderat dürfte es seit längerer Zeit brodeln: So spricht Reschreiter von einer „Ausgrenzung“ durch die ÖVP, die bei der Wahl 2009 die absolute Mehrheit erlangt hat. Die SPÖ hat seither nur noch sechs Mandate.

Der Baustadtrat glaubt, dass die weisungsgebundene Mitarbeiterin auf Zuruf der ÖVP gehandelt hat. Das bestreitet Bürgermeister Gerhard Anzengruber. Er spricht von einer „depperten Sache“ und will sich bei Reschreiter entschuldigen.

Der geht aber noch weiter: „Die Praktik, unliebsame Menschen von Fotos verschwinden zu lassen, kennt ein geschichtskundiger Mensch vom Stalinismus und Nationalsozialismus – ohne dass ich inhaltliche Vergleiche ziehe. Es sollte den Herrschaften klar sein, in welche Tradition sie sich da einreihen.“

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