Politik zeigt Freiern die Rote Karte

Mit mehr Strafen durch die Polizei müssen ab Herbst auch die Prostituierten am Innsbrucker Straßentstrich rechnen
Noch gehört Straßenprostitution zum Innsbrucker Stadtbild. Dass Strafen für Kunden wirken, zeigt das Wiener Modell.

Die nächtliche Straße ist wie leergefegt. Die Wohnhäuser am Innsbrucker Mitterweg und der Umgebung gelten als typisches Schlafviertel am Innsbrucker Stadtrand. Eine Lokalszene gibt es nicht. Nur vor einem inzwischen berüchtigten Wohnblock herrscht Hochbetrieb. Fünf Frauen in eindeutigen Outfits bandeln vor dem Hauseingang mit Kunden an.

"Ich komme einmal im Monat her", erzählt ein Koch aus dem Unterland ungefragt. Dass Straßenprostitution in Tirol illegal ist, kümmert ihn wenig. Der im Vergleich zu offiziellen Bordellen niedrigere Preis für die Sexarbeit der Frauen hier am Strich reicht für den Mann als Grund, sich eine Stunde ins Auto zu setzen.

Doch ab Herbst wird der Koch als Kunde des illegalen Gewerbes seine Ausflüge ins Rotlicht nicht mehr so auf die leichte Schulter nehmen können. Derzeit ist, wie berichtet, eine Reform das Landespolizeigesetzes in Begutachtung. Das sieht vor, dass künftig nicht nur Prostituierte am Straßenstrich mit Strafen rechnen müssen, sondern auch die Freier. "Wenn so ein Brief nach Hause kommt, dann kann das recht lustig werden", sagte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) in Hinblick auf die erhoffte Abschreckung. Auch oben erwähnter Koch müsste sich dann vielleicht vor seiner Frau rechtfertigen. Dass die Rechnung der Landesregierung aufgehen könnte, zeigt die Entwicklung in Wien.

Abschreckung wirkt

Das dort 2011 erlassene Prostitutionsgesetz sieht ebenfalls eine Freierbestrafung vor und diente als Vorbild für die Tiroler Reform. Laut Wolfgang Langer von der Wiener Polizei hat sich die Regelung bewährt: "Seit der Einführung der Bestrafung für Freier wurden im ersten Jahr circa 300 Freier bestraft. Nachdem diese Maßnahme allgemein bekannt wurde, hat sich die Zahl der Bestrafungen auf circa 100 pro Jahr eingependelt."

Anlass für die Tiroler Reform waren nicht zuletzt die Zustände am Innsbrucker Mitterweg. Dort hatte sich mitten im Wohngebiet ein Straßenstrich etabliert. Nach mehreren Schwerpunktaktionen der Polizei haben die Prostituierten wieder das Feld geräumt – abgesehen von dem einen Haus, das ein regelrechtes illegales Bordell zu sein scheint.

Die Standplätze konzentrieren sich jetzt wieder auf den Südring, die vierspurige Ost-West-Querung Innsbrucks. Politik und Polizei betonen, dass sich das Vorgehen am Straßenstrich nicht gegen die Frauen selbst richtet. "Wir wollen die Abhängigkeit von den Zuhältern wegbringen", sagt etwa Platter.

Zuletzt wurden mehrere Fälle von der Polizei aufgedeckt, bei denen Frauen von Zuhältern mit Gewalt zur Prostitution gezwungen wurden. Wie gefährlich der Straßenstrich ungeachtet dessen ist, zeigt ein weiterer Ermittlungserfolg auf. Vor wenigen Wochen wurden zwei Männer ausgeforscht, die zwei Sexarbeiterinnen brutal attackiert haben.

Innsbrucks Stadtpolizeikommandant Martin Kirchler sieht die Reform positiv: "Dadurch ist durchaus mehr Handhabe für die Polizei gegeben." Aber nicht nur gegen Freier, sondern auch gegen Prostituierte. Die konnten bisher nach einem festgestellten Delikt, sofort wieder auf den Strich und mussten erst nach Abschluss des Verfahrens mit einer neuen Strafe rechnen. Nun gibt es sofort die nächste Strafe.

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