Plantschen im Pool auf Firmenkosten

Plantschen im Pool auf Firmenkosten
Was sich Chefs einfallen lassen, um gute Mitarbeiter im Betrieb zu halten.

Kleine Kinder planschen gemeinsam mit ihren Müttern im Pool. Drei Männer lassen ebendort Wasserbälle fliegen. Ab und zu geht jemand zum benachbarten Container und holt ein Getränk aus einem der beiden Kühlschränke. Das alles wirkt wie in einem öffentlichen Freibad, nur gibt es keine Eintrittsgebühr und die Erfrischungen sind gratis. Denn es handelt sich um einen Garten, der zu Harry Schindleggers neuer Firmenzentrale in Palt, Bezirk Krems, gehört. Den Pool hat er eigens für seine Mitarbeiter gebaut.

Das mag ein Extrembeispiel sein, aber immer mehr Unternehmer – auch klein- und Mittelbetriebe – lassen sich inzwischen einiges einfallen, um gute Mitarbeiter zu bekommen und dann auch zu halten.

Gute Leute

„Meine Mitarbeiter ermöglichen mir, das Leben zu führen, das ich liebe, nämlich Projekte zu entwickeln“, erzählt Schindlegger, der im Raum Krems in NÖ mit rund 100 Mitarbeitern mehrere Restaurants, ein Cateringservice und einen Ausrüstungsverleih für Wirte betreibt. Ständig experimentiert er mit neuen Ideen und schreckt auch vor Großveranstaltungen mit bis zu 1000 Gästen nicht zurück. „Dafür brauche ich gute Leute. Mit meinem Stammteam, das schon viele Jahre bei mir ist, kann ich jeden Krieg gewinnen“, scherzt er. Ihre Zufriedenheit hat für ihn Wert. „Das braucht Wertschätzung. Deshalb zahle ich jedem Mitarbeiter eine Privatpension ein“, ergänzt Schindlegger .

Wertschätzung ist auch für Andreas Lahner, stellvertretender Bundesinnungsmeister der Metalltechniker in der Wirtschaftskammer NÖ, ein Thema: „Niemand hat etwas davon, wenn Mitarbeiter mit langem Gesicht zur Arbeit kommen. Geld motiviert nicht allein. Natürlich freuen sich Mitarbeiter über einen Bonus. Aber wenn ich jemandem aus besonderem Anlass einen Thermengutschein schenke, reden er und seine Partnerin das ganze Wochenende davon“, betont Lahner, der in Brunn am Gebirge, Bezirk Mödling, eine Metallbeschichtungsfirma mit etwa 30 Mitarbeitern führt.

Er hat aber auch schon für Mitarbeiter mit Gerichten verhandelt, wenn ihnen eine Exekution wegen Schulden drohte. Die positive Einstellung der Familie eines Mitarbeiters zum Arbeitgeber ist ihm ebenfalls wichtig. Und wenn jemand ein familiäres Problem zu bewältigen habe, sei es in Ordnung, wenn der einmal eineinhalb Stunden weg geht und Kollegen für ihn die Arbeitsleistung übernehmen. Oder im Notfall auch Urlaub bekommt, selbst wenn er keinen mehr stehen hat.

Auch kleine Firmen lassen sich einiges einfallen: Carmen Steingruber, die in St. Pölten und Krems je ein Feinkostgeschäft für Essig und Öl in den Fußgängerzonen betreibt, hat für ihre Mitarbeiter Parkplätze gemietet. Ihre Begründung: „Mir ist einfach wichtig, dass die Mitarbeiter ohne Parkplatzsuche entspannt zur Arbeit kommen können.“

Vorbildlich

Schindlegger ist übrigens auch ein Kandidat für ein brandneues Projekt, das der Chef des AMS in Krems, Erwin Kirschenhofer initiiert hat. Er will zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Er möchte Gastronomiebetriebe verschiedener Regionen Österreichs zusammen spannen, damit die sich Mitarbeiter teilen, um die Arbeitszeiten an Saisonen anzupassen. „Einerseits sind dann Gastronomiefachkräfte nicht monatelang ohne Arbeit. Andererseits werden wir dabei Firmen bevorzugt behandeln, von denen wir wissen, dass sie, gemessen an bestimmten Kriterien, besonders faire Arbeitgeber sind“, betont Kirschenhofer.

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