Pflicht beim Neubau: Mehr Strom vom Dach

Pflicht beim Neubau: Mehr Strom vom Dach
ÖVP und SPÖ wollen Wohnbauträger zur Errichtung von Fotovoltaikanlagen bewegen, ebenso Betreiber von Supermärkten.

„Die Sonne haben wir immer noch gratis. Jetzt liegt es an unserer Intelligenz, sie entsprechend zu nützen“, überlegt der steirische Wohnbaulandesrat Hans Seitinger. Einer dieser intelligenten Wege beginnt für den ÖVP-Politiker auf dem Dach: Er will Wohnbauträger verpflichten, bei Neuerrichtungen Fotovoltaikanlagen zu bauen. Und zwar in solchen Dimensionen, dass damit der durchschnittliche Jahresstromverbrauch einer Wohnung gedeckt wäre.

Rund 1.500 Wohnungen werden pro Jahr in der Steiermark gebaut und mit Landesmitteln gefördert. Es wäre möglich, diese neue Bedingung in die Förderrichtlinien aufzunehmen. Seitinger stellt sich eine durchschnittliche Anlagenleistung von einen Kilowattpeak pro Wohneinheit vor. Das ergäbe pro Jahr etwa 1.000 Kilowatt Strom und somit ungefähr den Stromverbrauch eines durchschnittlichen Haushaltes. Dieser Ansatz sei neu in der Klimaschutzpolitik, betont Seitinger und gehe über das bisherige Fördermodell für solche Anlagen hinaus.

Vitrinen kühlen

Zusätzlich will die Landespolitik auch die Firmen in die Pflicht nehmen. Auf der Hälfte der Dachflächen von bestehenden Büro-, Gewerbe- und Industriegebäuden sollen Fotovoltaikmodule installiert werden. Das mache vor allem für Supermärkte Sinn, die viel Strom zur Kühlung brauchen, glaubt Seitinger. „Ein Supermarkt hat die Energie am Dach und braucht sie drei Meter weiter unten. So jemanden nicht zu so einer Anlage zu verpflichten, würde ich nicht für vernünftig halten.“

Noch heuer soll das Vorhaben „thematisch aufgesetzt werden“, versichert Seitinger. Allerdings werde sich ein Beschluss in der laufenden Legislaturperiode nicht mehr ausgehen: In der Steiermark wird am 24. November gewählt – ein halbes Jahr früher als regulär vorgesehen. Doch trotz des Streits um die Neuwahlen steht Schwarz wie Rot zu dem Öko-Projekt: SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz präsentierte die Ideen zur neuen Wohnbauförderung am Montag gemeinsam mit dem ÖVP-Landesrat. Schwarz sähe gerne das Land selbst als Vorreiter. Auf Gebäuden im Landesbesitz ließe sich, so es die Statik erlaube, der Bau von Fotovoltaikanlagen rasch umsetzen.

Pflicht beim Neubau: Mehr Strom vom Dach

SPÖ-Schwarz (li.), ÖVP-Seitinger: Einig trotz Koalitionskrachs

Einige weitere Änderungen in der steirischen Wohnbauförderung sind bereits Ende des Monats beschlussreif. Die Einkommensgrenzen für geförderte Wohnungen werden um zehn Prozent erhöht (auf 40.800 Euro pro Jahr für Ein-Personen-Haushalte). Sie wurden seit 2008 nicht mehr angepasst, weshalb viele Steirer um eine geförderte Wohnung umfielen. Aus Klimaschutzgründen wird die Landesunterstützung für die Sanierung von Gasbrennwertkesseln gestrichen.

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