Petition: Radler wollen weiter durch die untere Lobau fahren

Petition: Radler wollen weiter durch die untere Lobau fahren
Die Stadt Wien hat die Wege für Radler gesperrt. Wie eine Initiative gegen dieses Fahrverbot kämpft.

Das Telefon von Wolfram Böhme steht an diesem Tag nicht mehr still. „Am Donnerstag war schon um 11 Uhr in der Früh mein Handyakku leer“, erzählt er im KURIER-Gespräch. Jeder Anrufer will mit ihm nur über ein Thema reden: das Radfahrverbot in der unteren Lobau.

Böhme ist Ortsvorsteher des kleinen Orts Mühlleiten, der zur Gemeinde Groß-Enzersdorf (NÖ) gehört, und direkt an die Lobau grenzt. Die Mühlleitner sind häufig durch die Au Richtung Wien geradelt – manche sind so zur Arbeit gependelt, für manche war es eine schöne Freizeitbeschäftigung.

Damit ist jetzt Schluss: Wer Richtung Wien fahren will, muss auf die Landesstraße ausweichen. Verantwortlich für die Sperre ist der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien, vormals Forstamt Wien. Denn die Stadt ist Grundeigentümerin der Lobau.

Petition: Radler wollen weiter durch die untere Lobau fahren

Bis auf dem Eurovelo 6 darf in der unteren Lobau nirgends geradelt werden

Beschwerden

Warum man sich zu der Maßnahme entschlossen hat, erläutert Alexander Faltejsek, Leiter der Forstverwaltung Lobau: „Es landeten bei uns immer mehr Beschwerden über rücksichtlose Radfahrerinnen und Radfahrer – fast genau so viel wie über Hundebesitzer .“ Eine Kampagne, mit der um mehr Rücksichtnahme geworben wurde, habe nichts geholfen.

Doch es seien nicht nur die Klagen über Verkehrsrowdys, die zu der Entscheidung geführt hätten, so Faltejsek: „Immer mehr Menschen ziehen in die Nähe der Lobau, weshalb sie von immer mehr Ausflüglern besucht wird. Besonders bei der unteren Lobau haben wir schon immer darauf geachtet, dass sie weniger frequentiert wird – weshalb es dort weder Mistkübel noch Tische oder Jausenstationen gibt wie in der oberen Lobau, wo an ausgewiesenen Strecken Radeln erlaubt ist. Wir wollen die Au für zukünftige Generationen erhalten.“

6000 Unterzeichner

Auch Böhme plädiert für einen sorgsamen Umgang mit der Natur. „Das haben wir in der Präambel unserer Petition festgehalten, die wir an Wiens Bürgermeister Michael Ludwig senden werden.“ Titel des Ansuchens: Rücknahme des umfassenden Radfahrverbots in der unteren Lobau. Bei Redaktionsschluss gab es 6000 Unterzeichner.

Weder die Radlerinnen und Radler noch Böhme verstehen aber, dass nicht einmal Forststraßen benutzt werden dürfen – selbst in solchen Flächen, die auf niederösterreichischem Gebiet liegen, aber der Stadt Wien gehören. Böhme präzisiert: „Wir verstehen, dass man nicht überall radeln darf – doch geeignete Strecken sollten als Korridore durch die Lobau für Radfahrer wieder freigegeben werden.“ Etwa ein Weg zum Eurovelo 6, der den Atlantik mit dem Schwarzen Meer verbindet: ein Teilstück ist der Machfelddamm.

Teurer Trip

Das Verbot zu ignorieren, kann Radler teuer kommen, wie Nikolaus Authried, Leiter der ÖAMTC-Rechtsberatung erläutert. Wer im Wald angetroffen wird, kann mit einer Strafe von bis zu 150 Euro rechnen. Auf Forststraßen kann es noch teurer werden – bis zu 730 Euro. Gestraft wird mittlerweile, wie Authried weiß: „Ich weiß von mindestens einem Fall, der bei uns gelandet ist.“

Derzeit stehen Forstbeamte und Polizisten an den gesperrten Wegen und kontrollieren. Wird ein Radler angetroffen, könnte bei Böhme bald wieder das Telefon klingeln – weil sich ein Radfahrer über die Strafe ärgert.

Kommentare