Personalmangel: Pflichtschullehrer dürfen keine Auszeit nehmen
An den Neuen Mittelschulen (NMS) in Salzburg herrscht offenbar ein akuter Personalmangel. Darauf lässt ein Urteil des Landesverwaltungsgerichts (LVwG) schließen. Eine Lehrerin hatte gegen den Bescheid der Landesregierung berufen, der ihr ein Sabbatical (längere Dienstfreistellung unter gekürzten Bezügen, Anm.) untersagte. Obwohl die Frau auch gesundheitliche Beschwerden als Grund für die Auszeit anführte, gab das Gericht der Landesregierung recht: Eine Nachbesetzung der Stelle sei aufgrund zu weniger Absolventen an der Pädagogischen Hochschule (PH) nicht möglich, ihre Abwesenheit daher nicht vertretbar.
Karl Premißl, als Leiter des Referats Öffentliche Pflichtschulen beim Land Salzburg für die NMS-Lehrer zuständig, bestätigt den Personalmangel. "Wir sind im Bereich der Neuen Mittelschulen an der Grenze angelangt.". Sorge bereitet dem Referatsleiter vor allem die Altersstruktur der 2230 Lehrer an den 72 Salzburger Mittelschulen. In den kommenden Jahren sollen alleine 80 bis 90 Lehrer in Pension gehen – pro Jahr. "Es werden aber vermutlich noch mehr werden. Da sind die noch nicht dabei, die wegen gesundheitlicher Gründen ausfallen." Aus der PH seien dagegen jährlich nur rund 50 Absolventen zu erwarten, wie auch das LVwG den Entscheid begründete.
Die Chancen auf ein Sabbatical sind für NMS-Pädagogen in Salzburg daher denkbar schlecht. "Alle Lehrer, die wir im System haben, müssen wir mittelfristig zum Einsatz bringen", meint Premißl. Alleine im laufenden Schuljahr seien 20 Anträge für eine Pause abgelehnt worden.
Mehr Krankenstände
Bei Personalvertreter Anton Polivka (FCG) sorgt das Vorgehen des Landes für Unverständnis. Viele Lehrer würden sich aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit nehmen. "Das kommt jedenfalls günstiger als Krankenstände. Die werden sich mit Sicherheit häufen, weil das Personal überlastet ist", meint der Gewerkschafter. Er fordert daher eine bundesweite Regelung, wonach Lehrer über 50 Jahre ein Sabbatical gewährt werden muss.
Verschärft habe sich die Personalsituation mit der Umstellung von Haupt- auf Neue Mittelschulen, die einen höheren Lehrerbedarf haben. Mit einer Entspannung sei frühestens ab 2021 zu rechnen, meint Karl Premißl. Dann werden die ersten Absolventen der reformierten Ausbildung fertig. Ab Herbst soll das Bachelorstudium für NMS-Lehrer nicht wie bisher sechs, sondern acht Semester dauern. Darauf folgt ein viersemestriges Masterstudium, das die Studenten berufsbegleitend beginnen können. Premißl befürchtet, dass dadurch vorübergehend weniger Studenten zu unterrichten beginnen könnten, weil die meisten zuerst ihr Studium beenden wollen.
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