Ortschefs müssen aus Spargründen auf Brautschau

Himmel, Ortsschild: Fredrik von Erichse/dpa, 07.07.2011 Roter Strick: Julia Schrenk (von Pressbaum-Ortsschild übernommen)
Die Zahl der Gemeinden soll durch Fusionen sinken. Doch die Bürgermeister zieren sich. In Zwaring-Pöls und in Dobl wird derzeit eifrig vermessen. Wer hat den Größten, wer den Längsten?

Es ist das Wege- und Straßennetz, das unter solch strenger Beobachtung steht. „Wir schauen uns jeden Kilometer an, asphaltiert oder Schotterweg, egal“, sagt Ernst Gödl, ÖVP-Bürgermeister von Zwaring-Pöls. Seine Zwaringer wären als Gemeinde zwar lieber solo, ergab eine Umfrage. Aber wenn es denn schon eine Hochzeit sein muss, dann mit Dobl. Also werden Budgets ver­glichen, Ausgaben, Mitarbeiterstand und und und.

Viele kleine Orte

An kleinstrukturierten Gemeinden ist die Steiermark reich wie kein anderes Bundesland: 196 Ortschaften haben weniger als 1000 Bewohner, das ist ein gutes Drittel aller Gemeinden. Geht es nach SPÖ und ÖVP im Land, sollen sie ab 2015 Geschichte sein: Letztlich könnte es auf eine Halbierung der Zahl von derzeit 542 Gemeinden hinauslaufen, das lässt sich aus einer Studie das Forschungsinstitutes Joanneum Research im Landesauftrag ablesen. Es wurden fünf Varianten durchgerechnet, die Anzahl der restlichen Gemeinden schwankte zwischen 145 bis 300. Allen gemeinsam ist, dass die Kleinstgemeinden unter 1000 Einwohnern verschwinden.
Die jüngste Version der Studie geht von 255 Kommunen aus, das brächte eine Ersparnis von 40,9 Millionen Euro jährlich.

Wenig fixe Zusagen

Doch das Land hat die Rechnung ohne die Bürger(meister) gemacht: Zwar haben sich 450 Gemeinden gemeldet, um die Analysephase mitzumachen. Wirklich fixe Fusionen gibt es aber erst in Buch-Geiseldorf und St. Magdalena am Lemberg, die 2013 zu Buch-St. Magdalena mutieren. Trofaiach wächst um Gai und Hafning; der vierte Partner, Vordernberg, scherte nach negativem Bürgervotum aus. Ab 2015 fusioniert Anger mit drei Umlandgemeinden. Andererseits gab es schon rund 30 Volksbefragungen gegen Fusionen.

Die Landeschefs geben sich dennoch optimistisch. „Die Reform läuft gut“, betont ÖVP-Vizelandeshauptmann Hermann Schützenhöfer. Gestern endete die Frist für die Gemeinden, sich freiwillig zu melden. Jetzt werde analysiert, heißt es aus dem Land. Bis spätestens Ende Jänner 2013 soll ein Expertenvorschlag vorliegen. Ob es dann auch Zwangsfusionen geben könnte, ist offen.

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