OÖ: In einigen Spitälern Kapazitätsgrenzen schon erreicht

Thromboserisiko muss genau beobachtet werden.
Am Freitag gab es in den oö. Spitälern einen neuen Höchstwert an Hospitalisierungen. In den kommenden Tagen könnte sich die Lage noch weiter zuspitzen.

Einige oberösterreichische Spitäler sind jetzt schon an ihrer Kapazitätsgrenze, wie die Oberösterreichischen Nachrichten berichteten. Jutta Oberweger, Sprecherin der oö. Gesundheitsholding, bestätigte das dem KURIER und gab einen Ausblick auf die nächsten Tage. Besonders gut dürfte es momentan nicht aussehen. Denn mit 400 Hospitalisierungen von Corona-Patienten am Freitag wurde ein neuer Höchstwert im Bundesland erreicht. Vor allem was die Auslastung der Intensivbetten in den Spitälern betrifft, rechnet man damit, dass sich die Lage weiter verschärft.

Ein Fünftel kommt auf Intensivstation

"Aus Erfahrung wissen wir, dass sich bei etwa 15 bis 20 Prozent der Corona-Patienten zwischen dem fünften und dem siebten Tag ihres Krankenhausaufenthalts der Gesundheitszustand verschlechtert und sie auf die Intensivstation verlegt werden müssen", erklärt Oberweger. Mit Stand Freitag sind Intensivbetten in den oö. Spitäler im landesweiten Schnitt zu 70 Prozent ausgelastet. Bei einer Auslastung von 80 bis 85 Prozent spricht man laut Oberweger bereits von einer Vollauslastung. "Grund dafür ist, dass wir immer Betten für ungeplante Ereignisse, wie schwere Unfälle, Schlaganfälle, Herzinfarkte freihalten müssen", sagt die Sprecherin zum KURIER. Es gebe aber auch regionale Unterschiede, so der Hinweis aus Oberösterreich. Einige Spitäler in Linz wären schon jetzt an der Kapazitätsgrenze, "dort liegt die Auslastung bereits bei über 80 Prozent", sagt Oberweger.

Auslastung in Österreich um vier Prozent gestiegen

Laut den am Freitag veröffentlichten Indikatoren zur Risikoeinstufung für die Corona-Ampel ist die Auslastung der Intensivbetten in Österreich innerhalb einer Woche um vier Prozentpunkte gestiegen. Am Mittwoch der Vorwoche waren 7,3 Prozent der Betten belegt, diesen Mittwoch waren es 11,2 Prozent. In absoluten Zahlen nahm der Belag durch Covid-19-Intensivpatienten in diesem Zeitraum von 147 auf 224 zu. Die höchste Auslastung gab es mit 21,6 Prozent in Vorarlberg. Im westlichsten Bundesland legte der Anteil an besetzten Intensivbetten damit innerhalb einer Woche um 7,9 Prozentpunkte zu. Nach Angaben von Gerald Fleisch, Direktor der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft, herrscht aber hinsichtlich der Kapazitäten in den Krankenhäusern des Landes „noch keine dramatische Situation“.

In Wien betrug die Auslastung diesen Mittwoch 15,9 Prozent, nach 12,6 Prozent in der Vorwoche. In Oberösterreich waren 13,6 Prozent der Intensivbetten belegt, ebenfalls ein deutliches Plus zu sieben Tagen zuvor, als 7,8 Prozent ausgewiesen wurden.

Krankenpflegeverband befürchtet "maximale Überlastung"

Angesichts stetig steigender Zahlen von Corona-Patienten haben der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) und die Bundesarbeitsgemeinschaft für Intensiv- und Anästhesiepflege am Freitag vor einer „maximalen Überlastung“ der Krankenhäuser gewarnt. Das heimische Gesundheitssystem sei nicht auf eine Pandemie ausgelegt. Das Hauptproblem sei nicht ein Mangel an Intensivbetten oder Beatmungsgeräten, sondern fehlende pflegerische und ärztliche Fachkräfte. So auch die Info aus Oberösterreich. Grund für den drohenden Personalmangel sei, dass man auf einer Covid-Station etwa um 50 Prozent mehr Personal als auf einer anderen Station brauche, erläuterte Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Linzer Kepler Uniklinikum (KUK) - das habe vor allem mit der Schutzausrüstung zu tun.

Operationen werden verschoben

Um regionale Unterschiede auszugleichen, bemüht man sich in Oberösterreich die Patienten spitalsübergreifend zu verteilen. Der drohenden Verknappung von Intensivbetten will man durch Verschiebungen von Operationen entgegenwirken. "Bei einigen schweren Operationen wissen wir schon vorab, dass die Patienten danach auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Diese geplanten Eingriffe fahren wir herunter, um Intensivbetten freizuhalten", sagt Oberweger.

Auch in Tirol "ernste Lage"

Auch aus Tirol hieß es schon vor einigen Tagen, dass die Lage „durchaus ernst“ sei, so Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und der Infektiologe und Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin, angesichts steigender Zahlen an Covid-19-Patienten in den Spitälern. „Wir müssen mit aller Kraft verhindern, dass sich das Virus allen voran in älteren Bevölkerungsgruppen und bei Risikopersonen ungebremst ausbreiten kann, um unser Gesundheitssystem nicht an den Rand des Machbaren zu bringen“, erklärte Weiss. Während Ende letzter Woche noch 107 Corona-Infizierte stationär behandelt wurden, acht davon auf der Intensivstation, so waren es am Dienstag bereits 152 Personen, davon 18 intensivmedizinisch.

NÖ und Kärnten erhöhen Bettenzahl

Die Zahl der Intensivpatienten habe sich in den nö. Landeskliniken innerhalb der vergangenen Woche von 23 auf 46 verdoppelt. Wie der Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) am Freitag mitteilte, seien derzeit 266 an Covid-19 erkrankte Personen in Niederösterreich hospitalisiert. Der Höchststand während der sogenannten ersten Welle hatte bei 217 gelegen. Pernkopf will nun weitere Bettenkapazitäten in den Spitälern schaffen. Auch er weist jedoch auf den „limitierenden Faktor“ des ausgebildeten Spezialpersonals, das man dabei brauche, hin.

Auch in Kärnten sollen die Spitalskapazitäten erhöht werden. Statt zuvor gemeldeten 100 verfügbaren Normalbetten sollen mit spätestens Montag 133 zur Verfügung stehen.

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