Österreichs Pokerparadies steht vor dem Aus

Viele Menschen spielen Poker in einem belebten Casino.
Spätestens zu Jahresende müssen die Cardrooms sperren – vielleicht sogar noch früher.

Die Tage, als Österreich das internationale Pokerparadies war, gehen langsam zu Ende. Die Freunde der Spielarten Texas Holdem und Omaha, die zu Tausenden in die Cardcasinos strömen, werden sich neue Spielstätten suchen müssen. Mit Jahreswechsel sollen in den 12 Concord Card Casinos, dem Montesino und vielen anderen Kartenräumen die Lichter ausgehen.

Laut KURIER-Informationen soll der „Pokerkönig Peter Zanoni vergangene Woche seinem engsten Kreis mitgeteilt haben, dass der Kampf nun endgültig vorbei ist. Viele Pokerfans hatten gehofft, dass Zanoni doch noch etwas einfallen würde. Doch er selbst ist mittlerweile auf Tauchstation gegangen und beantwortet offenbar auch keine Medienanfragen mehr.

Wie der Pokerkönig den Staat austrickste

Über 25 Jahre lang hatte der „Pokerkönig“ dem Staat Schnippchen geschlagen. Zanoni hat beträchtlichen Anteil daran, dass dieses Kartenspiel in Österreich boomt. Dafür gründete er Dutzende Firmen und Gewerbe und schob den Betrieb hin und her.

Sein (Karten-)Trick war so genial wie einfach: Laut alten Gesetzen aus der k.u.k.-Zeit sind nur Spiele verboten, bei denen es eine Bank gibt. Zanoni aber bietet de facto nur Gastronomie an und die Dealer müssen sich an den Tischen einkaufen. Sie werden dann etwa durch Trinkgelder der Spieler bezahlt. Eine Bank (wie etwa beim Roulette) gibt es nicht.

Pokerspieler sitzen an einem Tisch im Casino Austria und spielen Texas Hold'em.

Ab 2020 nur mehr bei Casinos Austria legal

Am Ende stolperte der „ Pokerkönig“ über die Glücksspielabgabe. Die Finanz war der Meinung, dass von jeder einzelnen Spielrunde Steuern abzuführen sind. Zanoni ging bis zu den Höchstgerichten, doch er blitzte ab. Insgesamt soll es um mehr als 300 Millionen Euro gegangen sein – eine Summe, die nicht aufzubringen war. Er betonte aber stets, alle Sozialabgaben pünktlich abgeliefert zu haben.

Warum die Pokerszene vielleicht in den Untergrund geht

Die Finanzprokuratur stellte daraufhin Konkursanträge gegen mindestens sieben Unternehmen Zanonis. Nun wurden zahlreiche Einsprüche gegen die Insolvenz abgewiesen, bestätigt auch der Gläubiger-Schutzverein Creditreform. Ab sofort entscheiden verschiedene Masseverwalter, ob der Betrieb überhaupt noch bis zum Jahreswechsel weiterläuft.

Offenbar wurde auch verhindert, dass der Spielbetrieb auf andere Firmen übertragen wird. Das war Zanonis letzter Kniff , mit dem er nach jedem Konkurs einer Firma den Spielbetrieb de facto zu einem anderen Unternehmen verlegte.

Eine Gruppe von Leuten spielt Poker an einem grünen Tisch.

Eröffnung des neuen Pokersalons in Wien war im Oktober

Neben Zanonis Betrieben sind auch zahlreiche kleinere Anbieter betroffen. Sie müssen spätestens ab Jänner ihre Pokerräume schließen.

Was nach dem Tag X passiert, darüber rätselt die Pokerszene seit Monaten. Viele rechnen damit, dass sich ein Teil in den Untergrund verlagert. Die im September ausgehobene Bingo-Hölle in Wien-Favoriten könnte erst der Anfang sein.

Casinos Austria als einzige legale Alternative

Die einzige legale Alternative werden die Casinos Austria sein. Sie betreiben etwa in Wien aktuell nur vier Pokertische. Zum Vergleich: Die Cardcasinos bieten in Wien derzeit rund 100 Tische an. Außerdem wird bei Casinos Austria um etwas höhere Einsätze gespielt. Dennoch hofft man, dass die Pokergemeinde umzieht.

„2020 starten wir unsere Pokeroffensive“, sagt Casinos-Pokermanager Niklas Sattler. Dass es in absehbarer Zeit wieder so große Turnier wie die WPT oder die EPT in Österreich gibt, ist aber eher unwahrscheinlich.

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