Nach der Ankunft der Österreicher am Dienstag wurden sie von den türkischen Behörden zunächst zur Hilfe in der Stadt Osmaniye zugewiesen. "Dort waren wir fast zwei Tage im Einsatz. In dieser Gegend war aber keine Lebendrettung mehr möglich", erzählt Grabner-Strobach.
Darum ging es weiter in die Stadt Kahramanmaras, wo die Helfer Donnerstagabend eintrafen und sofort ihre Arbeit in einem zugewiesenen Sektor aufnahmen. "Das ist hier eine ganze Straße mit mehrstöckigen Häusern. Wir sind hier im Wohngebiet. Diese Häuser wurden zum Teil schwer oder vollkommen zerstört."
Bei einem dieser Gebäude suchten die Österreicher mit Hunden und technischer Ortung nach Lebenszeichen. Tatsächlich waren Geräusche zu hören. „Die Wärmebildkamera hat dann ein bis zwei Personen angezeigt.“ In der Nacht konnte dann schon eine erste Person gerettet werden. Am Morgen dann Mutter und Tochter.
„Wir wünschen uns sehr, dass es beide schaffen und wieder gesund werden.“
Wir haben schon so viel Leid gesehen
"Wir haben schon so viel Leid gesehen", erklärt Grabner-Strobach, warum dieses Erfolgserlebnis so gut getan hat. „Wir hoffen natürlich sehr, dass wir noch den ein oder anderen lebend herausbringen können. Dafür sind wir da und dafür geben wir auch alles."
Man arbeite im Schichtdienst 24 Stunden durch. "Aber wir wissen natürlich und sind auch realistisch, dass wir ein gewisses Zeitfenster einfach haben. Die Temperaturen sind am Abend unglaublich kalt. Alleine, dass die Menschen, die wir heute am Morgen retten konnten, überlebt haben, ist wirklich ein Wunder. Wir sind auch so dankbar, dass wir dieses Wunder erleben durften."
Zeitfenster schließt sich
Das Zeitfenster, in dem Menschen nach einem Erdbeben lebend aus Trümmern gerettet werden können, beträgt erfahrungsgemäß 100 Stunden. Der Samariterbund hat fünf Erdbebenrettungsexperten des SA-RRT entsandt - eine Ärztin, eine Notfallsanitäterin, technische Rettungsspezialisten und Hundeführer mit drei Suchhunden.
"Wir sehen natürlich verheerende Bilder und trauernde Menschen", erzählt Grabner-Strobach. Auf den Schuttkegeln würden Menschen mit bloßen Händen nach ihren Angehörigen graben. Und die Hilfe der Profis ist mehr als willkommen: "Die Hilfsbereitschaft von den Menschen vor Ort ist grenzenlos. Ich habe das noch nie erlebt. Wir werden so gut versorgt von der örtlichen Bevölkerung."
Der Samariterbund und das Team aus Vorarlberg werden voraussichtlich noch bis Mitte nächster Woche im Land bleiben. Noch geben sie die Hoffnung nicht auf.
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