Der KURIER hatte zuletzt über die bevorstehende Einigung mit Tirol und Vorarlberg in Bezug auf Finanzierungsfragen berichtet. Die Einführung eines bundesweiten Tickets um 1.095 Euro (umgerechnete 3 Euro pro Tag), mit dem alle Öffis genutzt werden können, soll für die Länder kostenneutral sein.
In den Verkauf kann das Ticket – die erste Stufe des „1-2-3-Tickets“ – aber erst gehen, wenn Ministerin Leonore Gewessler auch mit den übrigen sechs Bundesländern handelseins wird. Am schwierigsten dürfte das, aus verschiedensten Gründen, mit Niederösterreich und dem Burgenland werden.
Gewessler meinte nichtsdestotrotz: „Nächster Halt Österreichticket.“ Noch im Februar soll das nächste Bundesland an der Reihe sein. Welches das ist, verriet die Ministerin aber noch nicht.
Oberösterreich könnte folgen
Wie der KURIER jedoch aus Verhandlerkreisen erfuhr, könnte als nächstes Oberösterreich auf den Zug aufspringen. Aus dem Büro von Oberösterreichs Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) heißt es dazu auf Anfrage: „Es wird Ende dieses Monats eine größere Runde geben, wo Bund und Land zusammenkommen und unter anderem das 1-2-3-Ticket und die geplante Stadtbahn Thema sein werden.“
Bei letzterer drängen Land und Stadt Linz auf Unterstützung vom Bund. Ein gutes Beispiel für den mächtigen Hebel, den Gewessler mit ihrem Milliardenbudget bei den Verhandlungen für das Österreichticket hat: kein Bundesland, dass nicht Begehrlichkeiten gegenüber dem Bund bei Verkehrsprojekten hat.
Was noch für eine rasche Einigung mit Oberösterreich spricht: Dort steuert man auf den Landtagswahlkampf zu. Erfolgsmeldungen im öffentlichen Verkehr und günstige Tickets lassen sich in der Regel gut verkaufen.
Mit jedem neuen Partner, den Gewessler gewinnen kann, steigt indes der Druck auf die Nachzügler. Das glaubt zumindest Vorarlbergs Verkehrslandesrat Johannes Rauch, der im KURIER meinte: „Das Gute am Föderalismus ist, dass sich eine Art Wettbewerb entwickelt.“
Zuletzt ortete er in allen Bundesländern, anders als noch im vergangenen Sommer, „massive Bewegung“ und gab sich überzeugt: „Es wollen jetzt alle. Und es wissen alle: Das wird jetzt kommen.“
Das Wann hängt aber offenbar nicht nur an den noch ausstehenden Umsetzungsverträgen. Zeigte man sich vergangene Woche auf Anfrage im Verkehrsministerium noch „sehr zuversichtlich“, dass das Österreich-Ticket Mitte 2021 an den Start geht, vermied es Gewessler am Freitag, auch nur einen vagen Termin zu nennen. Sie sprach mehrmals lediglich von „noch in diesem Jahr“.
Fraglich ist, wie sinnvoll das Angebot ist, so lange die Mobilität der Österreicher durch die Corona-Pandemie massiv eingeschränkt ist. Derzeit fahren – abseits des Pendlerverkehrs – leere Züge durch das Land. Der Reise- und Ausflugsverkehr, beides potenzielle Zusatzmotivationen für den Kauf eines Klimatickets, liegt brach.
Dazu heißt es von Gewessler erneut, dass die österreichweite Stufe „noch in diesem Jahr an den Start gehen“ soll. Der Nachsatz macht klar, wohin die Reise geht: „Damit wir dann, wenn wir alle hoffentlich wieder unbeschwert und frei mobil sein können und dürfen, von einem günstigen und bequemen Ticket profitieren können.“
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