Immer mehr Selbstbedienungskassen in Österreich

Zwei Personen bedienen eine Selbstbedienungskasse in einem modernen Geschäft mit Regalen im Hintergrund.
Immer öfter werden herkömmliche Kassen in Wien mit Selbstbedienungskassen ausgetauscht. Das bringt Vorteile, aber auch Nachteile – vor allem für ältere Menschen.

Zusammenfassung

  • Selbstbedienungskassen nehmen im Wiener Handel, besonders in großen Ketten, stetig zu.
  • Sie bieten Vorteile wie Zeitersparnis und Entlastung bei Einkaufsspitzen, verändern aber das Berufsbild im Handel.
  • Ältere Menschen empfinden die Kassen oft als Herausforderung und vermissen soziale Interaktion beim Einkauf.

Ihr Nährboden ist der Wiener Handel. Daraus sprießen sie hervor wie Pilze. In kaum einer größeren Geschäftskette kann man sich vor ihnen retten, fast überall stehen sie schon – die Selbstbedienungskassen. Und es werden immer mehr.

Neben dem Lebensmittelhandel haben längst auch Drogerien, Modegeschäfte oder große Buchläden die Kassen ohne Personal für sich entdeckt. Wird irgendwo saniert oder umgebaut, kann davon ausgegangen werden, dass es anschließend Selbstbedienungskassen gibt.

Hunderte Terminals

Dass deren Einsatz zunimmt, bestätigt auch die Wirtschaftskammer Wien (WKW). „Die ersten Geräte wurden bereits Anfang der 2010er-Jahre eingeführt“, wird berichtet. Genaue Zahlen, wie viele dieser Kassen es derzeit gibt, sind allerdings nicht vorhanden. Jedes Unternehmen entscheide selbst, ob der Einsatz von Selbstbedienungskassen für das eigene Geschäft sinnvoll ist. Zentral erfasst wird das nicht. Insgesamt könne man aber von „mehreren Hundert Selbstbedienungsterminals im Wiener Handel ausgehen“, berichtet die Wirtschaftskammer. „Tendenz weiter steigend“.

Der Einsatzbereich beschränke sich aber auf große Geschäfte und Ketten. Für kleinere Betriebe würden sich die Investitionskosten sowie der technische Aufwand meist nicht lohnen.

Zeitersparnis

Für größere Betriebe aber bieten die Selbstbedienungskassen vor allem einen Vorteil, berichtet die WKW. Nämlich Zeitersparnis. Kleine Einkäufe sowie Zahlungen mit Karte werden häufig an diesen Kassen erledigt. Lange Warteschlangen sowie Einkaufsspitzen lassen sich dadurch abfedern, heißt es.

Die Einsparungen bei den Personalkosten dagegen seien „gering“. Es werde weiterhin Personal für Aufsicht, Alterskontrollen und Hilfestellung benötigt. Eine Veränderung des Berufsbilds im Handel sei durch die Selbstbedienungskassen aber schon eingeleitet worden: „Kassiertätigkeiten werden durch technische Unterstützung erleichtert, wodurch Beschäftigte mehr Zeit für Kundenservice, Beratung und organisatorische Aufgaben gewinnen“, heißt es von der WKW.

Aber nicht alle singen Loblieder auf die Personal-freien Kassen. Der Österreichischer Seniorenbund kann die Vorteile des modernen Bezahlsystems zwar nachvollziehen, übt aber gleichzeitig Kritik: „Für viele Junge ist das praktisch, weil der Einkauf rasch bezahlt werden kann. Für zahlreiche Seniorinnen und Senioren sind solche Kassen aber eine Herausforderung.“ Öfter würden ältere Menschen darüber berichten, dass sie sich im Umgang mit den Kassen „unsicher“ fühlen. Statt eines zügigen Einkaufs käme häufig Stress auf sowie das Gefühl, im Alltag nicht mehr mitzukommen, berichtet der Seniorenbund.

Fehlende Interaktion

Dazu kommt, dass der Einkauf für ältere Menschen auch deshalb von Bedeutung sei, weil er mit sozialer Interaktion verbunden ist. „Wenn klassische Kassen stetig weniger oder nur noch eingeschränkt besetzt sind, entsteht der Eindruck, nicht mehr erwünscht zu sein“, heißt es vom Seniorenbund.

Von der WKW heißt es dazu, dass Selbstbedienungskassen aber ohnehin nur als „Ergänzung“ von klassischen Kassen verstanden werden.

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