Wetterdienste sehen Potenzial für großes Hochwasser
Mit starkem Regen verabschiedete sich der meteorologische Frühling am Freitag aus Österreich, und mit starkem Regen fängt am Samstag auch der meteorologische Sommer an. „Das Potenzial für ein größeres Hochwasser ist vorhanden“, warnt Stefan Eisenbach vom Wetterdienst Ubimet vor den nächsten Tagen. „Über Mitteleuropa konnte sich noch kein stabiles Hochdruckgebiet ausbreiten. Dadurch kommen vom Atlantik dauernd Regenfronten zu uns.“
Laut Wettervorhersage sind bis Sonntagabend besonders an der Nordseite der Alpen, von Vorarlberg bis ins Mostviertel, starke Niederschläge zu erwarten. In Niederösterreich waren schon am Freitag einige Feuerwehren im Einsatz (siehe unten). Im Laufe des Tages stabilisierten sich die Pegel dann auf hohem Niveau. Auch für Vorarlberg wurde Warnstufe Rot gegeben. Dort sollen im Rheintal, am Bodensee und im Bregenzerwald 150 bis 200 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen – so viel wie normalerweise in einem Monat.
Überflutete Keller und Muren
Durch den sehr nassen Mai können die Böden nicht mehr viel Wasser aufnehmen. In Egg im Bregenzerwald ging eine Mure im Bereich eines Wanderwegs nieder, es wurde niemand verschüttet.
Im Salzburger Flachgau musste die Feuerwehr in Henndorf, Elixhausen und Mattsee einige überflutete Keller auspumpen. Für das Wochenende werden Muren- und Überflutungen befürchtet. Für Samstagnachmittag wird ein Temperaturanstieg vorhergesagt, durch die damit verbundene höhere Schneefallgrenze kann sich die Situation verschärfen.
Hochwasserschutz an der Donau in NÖ
Am Freitag wurden in vorerst drei niederösterreichischen Bezirken die Feuerwehren gefordert. Etwa 300 Mann waren am frühen Nachmittag aufgeboten, berichtete Franz Resperger vom Landeskommando. Einsätze gab es in den Bezirken Amstetten, Melk und Krems.
Weil die Prognosen noch nicht ganz eindeutig sind, wird die Feuerwehr in Krems, Niederösterreich, vorerst lediglich die Durchgänge der Hochwasserschutzmauer an der Donaulände verschließen. Thomas Murth, Kommandant der Feuerwehr Spitz, hat mit seinen Männern bereits begonnen, den Hochwasserschutz für gefährdete Bereiche aufzustellen. „Ich habe das Gefühl, dass einiges auf uns zukommt“, sagte Murth.
„Beunruhigt“
„Ich bin beunruhigt, wie sehr die Donau ansteigt“, erklärte der Bürgermeister von Weißenkirchen in der Wachau, Anton Bodenstein. Auch in Weißenkirchen begannen die Vorbereitungen für das Aufstellen der mobilen Schutzwand.
Im Bezirk Melk ging eine Mure auf die L7290 ab, die Verbindung musste zwischen Nöchling und Niederndorf gesperrt werden. Schwere Regengüsse ließen im Mostviertel zahlreiche Bäche und Flüsse über die Ufer treten. Vor allem im Bezirk Amstetten waren 150 Einsatzkräfte gefordert. Im Marktort Ybbsitz drohte die Kleine Ybbs aus den Ufern zu treten. Sandsäcke wurden geschlichtet, mobiler Hochwasserschutz aufgebaut.
Haus bedroht
In den Gemeinden St. Georgen am Ybbsfeld, Euratsfeld und Aschbach mussten Landesstraßen gesperrt werden. Am Nachmittag trat die Donau im Augebiet bei Ardagger über die Ufer. Auch dort mussten Verkehrsverbindungen gesperrt werden.
Keine Entspannung bis Montag
Laut Resperger wird eine prognostizierte zwischenzeitliche Regenpause kaum Entspannung bringen. Vielmehr sei damit zu rechnen, dass die Donau am Samstag ebenfalls weiter steigen werde.
Eine Entspannung der Wetterlage ist dagegen nicht in Sicht - noch bis Sonntag ist vor allem nördlich des Alpenhauptkamms mit Starkregen von bis zu 150 Liter pro Quadratmeter zu rechnen. Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sei mit Muren und Überschwemmungen zu rechnen. Im Laufe des Montags wird der Regen schwächer.
Warnstufe "rot" für Vorarlberg
Für Teile des "Ländles" besteht laut aktuellen Prognosen sogar extreme Gefahr. Die größten Regenmengen werden im Rheintal, am Bodensee und im Bregenzerwald erwartet. Unter Vorsitz von Landeshauptmann Markus Wallner fand am Freitag eine Lagebesprechung zur aktuellen Wetter- und Gewässersituation in Vorarlberg statt. Wallner: „Im Landhaus wurde ein Einsatzstab vorsorglich eingerichtet, die angeordnete Bereitschaft der Behörden und Organisationen ist gewährleistet.“ Die Niederschlags- und Abflusssituation an den Gewässern werde weiterhin aufmerksam beobachtet, so der Landeshauptmann. Die Gemeinden werden zudem von der Landeswarnzentrale über mögliche regionale Gefahrenpotenziale informiert.
Laut Prognose der ZAMG in Bregenz sollten dort bis Sonntag 150 bis 200 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. Zum Vergleich: Das langjährige Mai-Monatsmittel für Bregenz liegt bei 164 Litern - es könnte also in drei Tagen so viel regnen wie normalerweise in einem Monat. Weil die Böden vom sehr nassen Mai bereits gesättigt sind, können sie nicht mehr viel Wasser aufnehmen.
Schnee über 1300 Meter
Mit Starkniederschlägen wurde vor allem in der Nacht auf Samstag und am Samstag gerechnet. Am Sonntag werde es zwar noch Regen geben, allerdings nicht mehr so intensiv wie davor, hieß es. Ein wenig gedämpft wird die Hochwasser-Gefahr durch die niedrigen Temperaturen - oberhalb von 1300 Meter sollte es nämlich schneien.
Wie heftig die Niederschläge östlich von Vorarlberg ausfallen, ist laut ZAMG in Wien auf der Hohen Warte vorerst schwierig zu prognostizieren. "Die Front zieht weiter. Es gibt auf jeden Fall ein West-Ost-Gefälle. Wahrscheinlich wird es auch im Tiroler Oberland sehr stark regnen. Wieweit dann auch Salzburg betroffen sein wird, lässt sich nicht genau sagen", erklärte ein Meteorologe.
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Der Mai 2013 gehört zu den drei nassesten Mai-Monaten der letzten 156 Jahren. Österreichweit gesehen gab es doppelt so viel Niederschlag wie im Mittel. Trotz einiger Sommertage war der Mai 2013 insgesamt gesehen auch zu kühl und lag um 0,8 Grad unter dem vieljährigen Mittel. Beim Sonnenschein gab es österreichweit ein Minus von rund 20 Prozent, auf den Bergen sogar bis zu 50 Prozent. Diese Bilanz zog die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Freitag.
Die höchste Temperatur wurde mit 29,1 Grad am 19. Mai in Waidhofen an der Ybbs (Niederösterreich) registriert, die tiefste, minus 15,7 Grad, in Tirol am Brunnenkogel in 3.340 Metern Seehöhe am 24. Mai. Am selben Tag sank die Quecksilbersäule in Mariazell (Steiermark) auf den Gefrierpunkt und fand in die Statistik als niedrigste Temperatur des Monats an einem bewohnten Ort Eingang. Den meisten Sonnenschein - 235 Stunden - gab es in Neusiedl am See (Burgenland). Der absolut wärmste Ort im gesamten Mai war mit einem Monatsmittel von 16 Grad Andau (Burgenland), der absolut kälteste bewohnte Ort war Obergurgl (Tirol), wo das Monatsmittel recht frische 3,9 Grad betrug.
Regen, Regen, noch mehr Regen
Der überdurchschnittliche nasse Mai schafft es durch den Starkregen zum Monatsende sogar in Rekordnähe. "Seit regelmäßige Messungen des Niederschlags in allen Regionen Österreichs durchgeführt werden, also seit dem Jahr 1858, gab es in einem Mai nur noch zweimal ähnlich viel Niederschlag wie heuer, 1962 und 1965. Die Regenmengen in den letzten Stunden in diesem Mai entscheiden, welchen Rang der Mai 2013 einnimmt. Österreichweit gesehen fiel fast doppelt so viel Niederschlag wie im vieljährigen Mittel 1981-2010“, erklärte ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik.
In Vorarlberg, in Teilen Nordtirols, in Salzburg, Oberösterreich, Kärnten, in der östlichen Steiermark und in großen Teilen Niederösterreichs summierte sich um 75 bis 125 Prozent mehr Niederschlag als im klimatologischen Mittel. Im unteren Murtal, im Flachgau und im oberen Gail- und Drautal fiel bis zu 175 Prozent mehr Regen. Die höchsten absoluten Niederschlagsmengen in diesem Mai werden sich aller Voraussicht mit bis zu 380 Millimetern im Bregenzer Wald aufsummieren. Dem Mittel entsprechende Regenmengen gab es in diesem Mai nur rund um den Neusiedler See.
Die Sonnenscheindauer hat an keinem Ort die klimatologischen Mittelwerte erreicht. Österreichweit fehlten 22 Prozent auf den Normalwert. Am dichtesten gelangte Seibersdorf (NÖ) an das klimatologische Mittel heran. Mit 222 Sonnenstunden fehlten hier nur drei Prozent auf den Normalwert.
„Gestern hatten wir eine Bühne kurzerhand in eine Halle des Kraftwerks verlegt. Ansonsten ist die Stimmung gut, die Leute lassen sich vom Wetter nicht unterkriegen“, sagt Susanna Schlöglhofer, Sprecherin des Tomorrow-Festivals, das seit Donnerstag am Gelände des Atomkraftwerks Zwentendorf über die Bühne geht.
Vor der Hauptbühne, wo Freitagabend die Brit-Rocker Kaiser Chiefs konzertierten, wurden vorsorglich Hackschnitzel gestreut, um zu verhindern, dass der gesättigte Boden zur Schlamm-Piste mutiert.
„Sag, gibt es hier in St. Pölten irgendwo ein Hallenbad?“, fragt Michi aus der Steiermark. Zwei Jacken, die Kapuze über den Kopf gezogen, sitzt er im verregneten St. Pölten und träumt von einer Runde Whirlpool. Dabei hatten seine Kumpels aus Bayern und er sich so auf das Beatpatrol gefreut.
„Reinster Horror“
Doch Festivalstimmung mag bei dem nass-kalten Wetter nicht aufkommen. Die jungen Männer nippen schon in den Morgenstunden demotiviert am Bier und schauen zu, wie die Gatschsuppe rund um sie stündlich höher steigt. Die Nacht auf Freitag sei der reinste Horror gewesen. „Ich bin voll angezogen im Schlafsack gelegen. Trotzdem war es saukalt“, stöhnt Vincent.
Nicht der Regen sondern Schneefall brachte gestern die traditionelle Oldtimer-Bergrallye des Skiklubs auf das Hochkar (NÖ) an den Rand eines Abbruchs. Da ab 1200 Meter Seehöhe zehn Zentimeter Neuschnee lag, war die Bergstraße unpassierbar. Die 260 Starter, darunter Ski-Asse wie Klaus Kröll oder Andreas Buder, durften daher nur die halbe Strecke auf das Hochkar bewältigen. Die Piloten der historischen Rennautos und Bikes wurden zudem aufgefordert, aus Sicherheitsgründen auf eine Tempojagd zu verzichten. Den Spaß ließen sich die Teilnehmer durch das Wetter nicht verderben.
Als unerschütterliche Optimisten erweisen sich die Veranstalter des Narzissenfestes in Bad Aussee. So verlautbarten sie am Freitag: „Wenn es regnet, regnet es nirgendwo so schön wie bei uns.“ Am Festprogramm wird unverändert festgehalten. Höhepunkt bleibt der Boots- und Autokorso am Sonntag. Mut macht ihnen der lokale Wetterkenner Michael Hampl, der auf das „Gundlseer Sonnenloch“ verweist: „Das Ausseer Land hat schon oft dem Regen getrotzt – dank dem Toten Gebirge, das Wetterfronten fernhält.“
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