Österreich schleust Forscherin aus Afghanistan aus - und lässt sie sitzen
Es war eine engagierte Aktion von Forschern der Universität Graz, der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und des Grazer Kulturzentrums Forum Stadtpark für eine geschätzte und bedrohte Kollegin aus Afghanistan.
Als dort die Taliban die Macht übernahmen, wurden Frauen an Universitäten zum Feindbild. Also lud man Amena Karimyan, 25-jährige Astronomin und Frauenrechtlerin, zu einer Reihe von Vorträgen und Diskussionsrunden ein – stellte einen Forschungsaufenthalt für drei Monate zusammen.
"Hochqualifizierte Kollegin"
„,Sie ist eine hochqualizierte, anerkannte Kollegin. Und für uns hier war es auch, eine einmalige Gelegenheit, aus erster Hand etwas über die Situation der Wissenschaft in Afghanistan zu erfahren“, meint Monika Mokre von der ÖAW, eine der Organisatorinnen der Aktion, zum KURIER.
Auch die Regierung in Wien war von der Idee offensichtlich überzeugt. Man stellte also einen offiziellen Schutzbrief für die Forscherin aus. So schaffte diese es – wenn auch unter schwierigsten Umständen – raus aus Afghanistan und bis in die pakistanische Hauptstadt Islamabad.
Abgelehnt
Dort wandte sich Karimyan an die Botschaft des Landes, das sie eingeladen und bisher auch beschützt hatte: Österreich. Sie stellte ihren Antrag auf ein Visum bei der Botschaft, nur um kurz darauf eine fürs sie völlig unerklärliche Antwort zu bekommen: Ablehnung. Seither sitzt Karimyan in Islamabad fest, muss sich mit Hilfe von akademischen Kollegen aus Österreich irgendwie über Wasser halten.
"Heimreise nicht garantiert"
Das Außenministerium zieht sich auf einen formalen Standpunkt zurück. Die Voraussetzungen für die Erteilung des Visums seien nicht gegeben gewesen, insbesondere sei die Heimreise Karimyans nicht garantiert. Die Wissenschafterin, die übrigens ihren Antrag erst nach einem Monat in Islamabad eingereicht hatte, könne ja immer noch eine Einreise aus humanitären Gründen beantragen.
„Ein wirklich unverantwortliches Vorgehen“, zeigt sich Monika Mokre von der ÖAW schockiert. Ganz ähnlich die Organisation SOS-Mitmensch, Karimyan sei in Pakistan in einer „äußerst prekären Lage. Österreich hat ihr einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen.“ Die Forscherin, so die NGO, habe "ihr Leben riskiert, um aus Afghanistan zur österreichischen Botschaft in Pakistan zu gelangen. Auf dem Weg ist sie zwischenzeitlich von Taliban verhaftet und geschlagen worden. "Ohne ein rasches Visum läuft sie jetzt Gefahr, mittellos und ohne Ausweg auf der Straße zu landen.
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