ÖGK: KI lässt die Patienten länger auf ihr Geld warten

Künstliche Intelligenz soll den Menschen künftig das Leben leichter machen. Ob das auch für den medizinischen Bereich gilt, darüber wird aktuell in der Fachwelt eifrig diskutiert. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hat jedenfalls einen Versuch gestartet, damit die Rückerstattung von Wahlarzt-Honoraren automatisch funktioniert.
Das Ergebnis: Warteten die Betroffenen früher schon Wochen auf ihr Geld, sind es nun mitunter Monate. Verschiedenste Therapeuten sprechen von zunehmenden Ärger ihrer Patienten. Bei manchen hat die ÖGK bereits Außenstände im vierstelligen Bereich.
Hunderttausende Anträge werden mittlerweile pro Monat von dem System KAI verarbeitet. Bis Ende 2022 sollte damit jede Rechnung in ganz Österreich innerhalb von zwei Wochen beglichen werden, lautete das Versprechen der Kasse im vergangenen Jahr. Sogar im Jahresbericht ist von einem durchschlagenden Erfolg die Rede, die Wartezeit betrage angeblich nur noch ein paar Tage.
Doch die Realität ist eine andere. Der KURIER hat die Rückerstattung eines Wiener Patienten ausgewertet, der monatlich mindestens eine Wahlarzt-Rechnung (elektronisch als PDF) einreicht:
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Menschen schneller als die KI
2021 wurden fünfzehn Rechnungen geschickt, zwischen Behandlungsende und Überweisung vergingen durchschnittlich 27 Tage.
Heuer gab es 17 Einreichungen, die im Schnitt 54 Tage benötigten.
Die Künstliche Intelligenz benötigt also doppelt so lang wie die Mitarbeiter der ÖGK, die zumindest in drei von fünfzehn Fällen schneller als die angepeilte zweiwöchige Frist waren. Das System KAI schaffte dies hingegen kein einziges Mal, die kürzeste Zeit waren mehr als sechs Wochen – gegenüber drei Tagen als Bestleistung bei händischer Bearbeitung.
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Vier Monate Wartezeit
Im längsten Fall ließ die Künstliche Intelligenz sogar stolze 117 Tage vergehen. Der langsamste menschliche Kassenprüfer schaffte das fast in einem Drittel der Zeit.
Michaela Glauninger von der ÖGK meint dazu: „Es ist ein lernendes System, das sich laufend verbessern muss. Diesbezüglich gibt es bereits Erfolge, es wird aber künftig noch besser werden. Im Jahresverlauf kommt es immer wieder zu saisonalen Schwankungen bei der Bearbeitung von Kostenerstattung. Dies hängt in erster Linie mit der steigenden Anzahl der eingereichten Rechnungen zusammen. Wir arbeiten intensiv an der Optimierung des Prozesses, um die Bearbeitungsdauer nachhaltig zu senken.“
Ziele verschoben
Derzeit gebe es in Wien Wartezeiten von maximal 48 Tagen, heißt es. Ziel der ÖGK sei es nun, für 2024 die Bearbeitungsdauer soweit zu kürzen, dass sie tatsächlich bei den angepeilten vierzehn Tagen liegt.
Auskünften eines Insiders, wonach die Anträge von einer KI in Tschechien bearbeitet wird, tritt die ÖGK aber entschieden entgegen. Es sei gar nicht erlaubt, österreichische Gesundheitsdaten ins Ausland zu schicken.
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