Nur die Köttbullar sind noch nicht heiß

Nur die Köttbullar sind noch nicht heiß
Der Andrang am Samstag war groß, doch Ikea war gewappnet. Die Masken wurden mit der hauseigenen Fleischzange übergeben

Lebst du noch? Wer sieben Wochen lang nichts tut, außer die eigene Wohnungseinrichtung zu betrachten, der kommt auf viele Ideen. Ikea einen samstäglichen Besuch abzustatten, zum Beispiel.

Die Hemmschwelle ist gering, die Schmerzgrenze hoch: Ikea, das ist auch in Friedenszeiten am Samstag eine Herausforderung. Was kann da – an jenem Tag, an dem die Ausgangsverbote gelockert werden – schon Überraschendes passieren?

Der Andrang dürfte dann selbst die Organisationsprofis des schwedischen Möbelhauses überrascht haben. Als die Filiale in der Shopping City Süd öffnete, bildeten sich Menschenschlangen.

Ein Bild, das man selbst von starken Einkaufssamstagen nicht kenne, sagt Store Managerin Galina Sulzberger im Gespräch zum KURIER.

Sie trägt vorschriftsmäßig Maske, so wie alle. Ikea hat im Vorfeld 13 Regeln aufgestellt, an die sich Kunden und Mitarbeiter zu halten haben.

Die Maskenpflicht ist eine davon. Händeschütteln ist nicht erlaubt. (Geduzt wird weiterhin.) Gruppenbildungen sollen vermieden werden. (Ebenfalls kein Problem: Den Pärchen, die hier ihr neues Schlafzimmer vermessen, wollte man auch bisher nicht zu nahe kommen.)

Aber Ikea wäre nicht Ikea, hätte man sich nicht ein ausgeklügeltes System überlegt: Nur der Haupteingang ist geöffnet. Der Ausgang, der von geübten Kunden immer als Abkürzung zur Markthalle genutzt wird, wird von einem Sicherheitsdienst bewacht. Man versuche, die Kundenströme noch besser zu lenken, sagt Sulzberger.

Nur die Köttbullar sind noch nicht heiß

Es scheint zu klappen. Am Eingang wird an alle, die keine eigene haben, eine Maske verteilt. Natürlich stilecht aus einer Ikea-Box und mittels „Hjälte“-Fleischzange aus dem hauseigenen Sortiment. Dann geht es zum Ständer mit Desinfektionsmittel. Mehrere hundert Liter hat man auf Vorrat. Alle 15 Minuten muss nachgefüllt werden.

Ist man drinnen, wirkt alles wohltuend normal. Ein Paar lässt sich erklären, wie viele unterschiedliche Armlehnen für sein Sofa erhältlich sind. Ein anderes diskutiert über die Farbe eines Seifenspenders.

Nur eines ist anders: Die Mitarbeiter stehen an den Info-Schaltern hinter Plexiglas. Und: Das Restaurant hat geschlossen. Wer Köttbullar will, muss sie sich tiefgefrorenen kaufen (die Sauce gibt es aus dem Packerl dazu) oder das Rezept, das Ikea vor einigen Tagen online gestellt hat, lesen.

Möbel und Terrassenböden

Der größte Ansturm ist zu Mittag bereits vorbei. Nach gut vier Stunden habe man bereits fast so viele Kunden wie normal an einem gesamten Tag gehabt, sagt die Store Managerin.

Das Sortiment sei in den vergangenen Wochen zwar online abrufbar gewesen, aber „das Geschäft zu besuchen hat den Leuten gefehlt. Die Dinge zu sehen und anzugreifen, das ist etwas anderes“. Gekauft werde fleißig, sagt sie. Möbel, vor allem aber sommerliche Bodenbeläge für die Terrasse.

Und – was sonst? – Servietten und Kerzen. Die Sehnsucht nach Normalität ist groß.

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