NS-Zeit: "Überprüfung von Straßennamen zu langsam"
Seit Monaten werden in der Stadt Salzburg immer wieder Straßenschilder beschmiert. Betroffen sind vor allem die Josef-Thorak- und zuletzt auch die Clemens-Krauss-Straße. Die Vandalenakte sollen in Zusammenhang mit der NS-Vergangenheit der beiden stehen: Thorak galt als Hitlers "Lieblingsbildhauer". Dem Dirigenten Krauss wird ein Naheverhältnis zu Hitler nachgesagt. Die Stadt hat angekündigt, im kommenden Jahr sämtliche Straßennamen auf der Stadt-Seite rechts der Salzach durch einen Historiker-Beirat zu überprüfen (2016 noch soll die linke Seite abgeschlossen werden, Anm.).
Der Neos-Fraktion im Salzburger Gemeinderat geht das zu langsam. "Es ist traurig, dass es so ewig lang dauert, historisch belastete Straßennamen zu ändern oder mit Erläuterungstafeln zu versehen", sagt Neos-Kultursprecherin Kornelia Thöni. Man müsse das Rad nicht neu erfinden. Schließlich gebe es in Wien seit 2013 mit dem Bericht einer Historikerkommission, die die Straßennamen bis 1860 zurück untersucht hat, eine entsprechende Vorlage. Etlichen Personen, denen auch in der Stadt Salzburg Straßen und Plätze gewidmet sind, seien auch in Wien vorgekommen. Es wäre daher ausreichend, wenn sich der Beirat nur mit den Salzburg-spezifischen Straßennamen befassen würde, meint Thöni.
Schnelleres Handeln, gerade in Bezug auf die Josef-Thorak-Straße, forderte bereits vor einigen Wochen Ingeborg Haller, Gemeinderätin der grünen Bürgerliste. Die Verbindungen Thoraks zum NS-Regime seien längst bekannt. Die Straße solle daher zügig umbenannt werden.
"Politische Sticheleien"
Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) weist die Kritik als "kommunalpolitische Sticheleien" zurück. Die Ergebnisse der Wiener Historikerkommission zu übernehmen, schließt er unter Verweis auf einen Gemeinderatsbeschluss aus. "Wir haben uns eine systematische Aufarbeitung vor Ort auferlegt", sagt Schaden.
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