NS-Vergangenheit: Tratzist kein Ehrenbürger mehr

Museumsleiter Eduard Paul Tratz wurde 1963 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Salzburg verliehen.
Ehrenbürgerschaft wegen nationalsozialistischer Vergangenheit aberkannt.

Dem früheren Leiter des Hauses der Natur, Eduard Paul Tratz wird wegen dessen nationalsozialistischer Vergangenheit die Ehrenbürgerschaft aberkannt. Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) hat am Freitag den Gemeinderatsfraktionen einen entsprechenden Amtsbericht geschickt. Die Grüne Bürgerliste hatten diesen Schritt bereits 2007 gefordert. Damals wurde aber argumentiert, dass die Ehrenbürgerschaft mit dem Tod von Tratz im Jahr 1977 ohnedies erloschen sei.

Heute sieht man das anders: Die juristische Expertise der Magistratsdirektion stellt fest, dass "bei Personen, die nachweislich keine Ehre über eine Stadt oder Gemeinde brachten, der symbolische Akt der Aberkennung ein entsprechendes Signal ist".

Auslöser für die neuerliche Diskussion in der Stadtpolitik war die Universität Salzburg, die Tratz kürzlich das 1973 verliehene Ehrendoktorat aberkannt hatte.

Tratz hatte im Haus der Natur während des Nationalsozialismus das "Ahnenerbe" der SS integriert. Seine wissenschaftlichen Beiträge hatten rassistisch-biologistische Grundzüge, die sich an SS-Leitbildern orientierten. Sein Naturverständnis wurde als Rechtfertigung für die Ermordung von "lebensunwerten Leben" interpretiert.

Angesichts der jüngsten Serie rechtsextremer Straftaten in der Landeshauptstadt sei es umso wichtiger, dass die Stadt deutliche Signale zur Abgrenzung von Nationalsozialismus aussende, hält Bürgerlisten-Gemeinderätin Ingeborg Haller am Freitag fest. Gerade deshalb mache eine Aberkennung auch 69 Jahre nach Kriegsende noch Sinn.

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