Neue Züge: Von Graz öfter und schneller in Richtung Adria

Neue Züge: Von Graz öfter und schneller in Richtung Adria
Moderne Niederflurzüge der slowenischen Bahn verbinden mehrfach täglich die Hauptstadt der Steiermark mit Ljubljana.
Von Uwe Mauch

Endlich mal was Erfreuliches von der Südbahn südlich von Graz! Was sich Urlauber und Pendler in diesem Teil der EU schon seit Jahren wünschen, nämlich ohne Umsteigen und lange Grenzwartezeiten Bahn zu fahren, wird in Ansätzen nun angeboten. Der KURIER ist mit dem neuen Zug der slowenischen Bahn (Slovenske Železnice) von Zidani Most nach Graz gefahren – und war auf der Fahrt in Richtung Norden über weite Strecken angetan.

Erste positive Überraschung auf dem Hauptbahnhof in Ljubljana: Jene 50 Jahre alten Waggons, die an das ehemalige YU und dessen Marschall Tito erinnern, stehen heute auf anderen Bahnsteigen bereit, etwa für die Destinationen Villach oder Zagreb.

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Barrierefrei einsteigen

Der D 155 ist ein elektrischer Dreisystem-Triebzug von einem namhaften Hersteller aus der Schweiz (Firma Stadler, beliefert unter anderem auch die österreichische WESTbahn). Der weiß-blau lackierte Zug erlaubt seinen Fahrgästen, barrierefrei einzusteigen. Er bietet ausreichend Platz für Fahrräder, eine funktionierende Klimaanlage, 235 relativ harte Schalensitze und WLAN (zumindest in Slowenien).

Die Niederflur-Garnitur (Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h) verkehrt laut Auskunft der ÖBB seit einigen Wochen vier Mal pro Tag zwischen Graz und Ljubljana. Über zu intensive Bewerbung vonseiten der beiden benachbarten Bahngesellschaften muss sie sich nicht beschweren.

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Die Anzeige im Zug mit aktuell „minus 1min“ verblüfft leidgeprüfte Bahnfahrer in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens. Bis dato wurde ihnen in den Zügen nichts angezeigt. Über die regelmäßigen Verspätungen wurden sie – wenn überhaupt – von wenig motivierten Schaffnern in Uralt-Uniformen informiert.

Auch modetechnisch nehmen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Bahngesellschaft des EU-Lands Slowenien inzwischen eine zeitgemäßere Sonderstellung ein. Einzig punkto Auskunftfreudigkeit besteht noch Luft nach oben.

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3 Stunden 13 laut Fahrplan

Der moderne neue D-Zug hält nur in den Bahnhöfen Zidani Most, Celje, Pragersko, Maribor, Spielfeld-Strass und Leibnitz. Das reduziert seine Fahrtzeit auf 3 Stunden 13 laut Fahrplan.

Hilfreich sind da auch die nur sechs statt zwanzig Minuten Aufenthalt im Grenzbahnhof Spielfeld-Strass. Die Technik erlaubt das ja schon seit vielen Jahren. Dennoch müssen bei den EC-Zügen immer noch die Lokomotiven gewechselt werden.

Mit einer Minute Vorsprung kommt der D 155 auch am Ziel in Graz an. Was für eine neue Erfahrung! Dass man den Railjet zur Weiterfahrt nach Wien an diesem Donnerstag auf Gleis 1 vergeblich sucht, passt ganz gut. 100 Prozent gut ist noch immer wenig auf der österreichischen Südbahn. Erfahrene Zugfahrende regt das (nicht mehr) auf.

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Kroatien weiterhin außen vor

Von Graz können übrigens Adria-Sehnsüchtige mit dem neuen Zug bis Zidani Most fahren und dort in einen lokalen Zug in Richtung Kroatien umsteigen. Da wird es dann allerdings mühsam.

Die Direktverbindungen von Wien nach Zagreb wurden erst Anfang des Jahres aufgrund der jahrelangen Verfehlungen der kroatischen Bahn (täglich Verspätungen, schlechtes Service, verschmutzte Waggons) vonseiten der ÖBB gekappt. Der KURIER berichtete.

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Für Kopfschütteln sorgt die Information der ÖBB-Fahrplan-Plattform „Scotty“, von Dobova zum kroatischen Grenzbahnhof Harmica 50 Minuten lang zu Fuß zu gehen (!). Geraten werden kann das ernsthaft nicht.

Der Weg entlang der Schienen führt 2,5 km lang über eine viel befahrene Landstraße, teilweise ohne Gehsteig.

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