Neue Schulreife-Kriterien in der Testphase

17.000 Kinder wären in Wien alt genug für den Volksschulbesuch.
Die Einschreibungsfrist an rund 3000 Volksschulen hat am Montag begonnen. Für die Schulreife gibt es neue Kriterien.

Für rund 86.000 Kinder könnte im kommendem Herbst der viel zitierte Ernst des Lebens beginnen. An den bundesweit etwa 3000 Volksschulen ist seit Montag und noch bis 25. Jänner die Einschreibung für das Schuljahr 2019/20 möglich. Im Zuge der Anmeldung wird auch die Schulreife der Kinder überprüft. An 100 österreichischen Schulen erstmals nach einem einheitlichen Kriterienkatalog.

Bis dato liegt es an den Schulleitern, zu beurteilen, ob ein Kind dem Unterricht in der ersten Schulstufe folgen kann oder nicht. Dafür sind soziale, emotionale, kognitive, sprachliche und motorische Kriterien zu bewerten. Ein altersgemäßes Sprachverständnis wird ebenso vorausgesetzt wie eine altersgemäße sprachliche Ausdrucksfähigkeit. Hier werde von den Verantwortlichen „professionell und mit großen Erfahrungswerten gearbeitet“, betont Wiens Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ).

Sollte ein Kind geistig oder körperlich überfordert sein, wird es in einer Vorschulklasse oder im Klassenverband mit Kindern anderer Schulstufen ein Jahr intensiv gefördert.

„Keine Selektion“

In Zukunft sollen Überprüfung und Beurteilung der Schulreife aber nicht mehr den einzelnen Schulen überlassen bleiben. Der Bund legt einheitliche Kriterien dafür fest. Vorerst werden diese an 100 Schulen getestet.

Drei davon befinden sich in Wien (wo 17.000 Kinder alt genug wären, um eine der 292 Volksschulen zu besuchen) – und zwar am Keplerplatz und in der Ada-Christen-Gasse in Favoriten sowie in der Odoakergasse in Ottakring. Die anderen verteilen sich auf Niederösterreich, das Burgenland, Oberösterreich und die Steiermark. Der flächendeckende Einsatz ist ab Jänner 2020 geplant.

Beurteilt werden sollen in Zukunft schulische „Vorläuferfähigkeiten“, wie Feinmotorik, zahlenbezogenes Vorwissen, Aufmerksamkeit sowie Konzentrationsfähigkeit. Die benötigten Diagnostikverfahren seien in Entwicklung und würden den Schulen zur Verfügung gestellt, heißt es im Unterrichtsministerium.

Bei der Maßnahme gehe es nicht um Selektion oder Konkurrenz, betont Minister Heinz Faßmann (ÖVP). Man wolle lediglich „zur Unterstützung für Schulleiter und Eltern Parameter schaffen, um objektiver und einheitlicher festzustellen, wo das Kind steht“. Auch gehe es nicht darum, „zu überprüfen, ob Kinder etwa den kleinen Zahlenraum oder das Alphabet in Wort und Schrift beherrschen oder welches Kind bei Schuleintritt schon schreiben kann“ – das zu unterrichten bleibe Aufgabe der Schule. Im Fokus stehe, „das Zusammenspiel von sozialer, körperlicher und geistiger Reife zu überprüfen“.

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