Plattform "Armut hat Platz" kritisiert Stadt-Wahlkampf

1350 Bettler kommen jährlich nach Salzburg. Das Kontingent an Notschlafstellen reicht nicht aus.
Neue Notschlafstellenwerden gebraucht. Stadtparteien streitenstattdessen erneut über Bettelverbot.

"Ein Roma ist mit einer Strafverfügung von 100 Euro wegen aggressiven Bettelns zu mir gekommen. Was er gemacht hat? Er hat ‚Bitte’ gesagt und einen Pappbecher hingehalten." Mit dieser Anekdote lässt Virgil Steindlmüller, Prior des Stiftes St. Peter in Salzburg, aufhorchen. Das Stift, das Diakoniewerk, die Caritas und einige andere Sozialorganisationen haben gemeinsam die Plattform "Armut hat Platz" gegründet und stellen die kritische Frage: "Wie geht die Festspielstadt mit den Armen um?"

Aktuell sucht die Caritas nach einem neuen Quartier für den nächsten Winter. Die Notschlafstelle in Mülln muss ab April geschlossen werden. Den "Luxus" eines warmen Betts und einer Mahlzeit könne man Hilfesuchenden schon jetzt nicht ausreichend bieten, sagt Johannes Dines, Direktor der Caritas in Salzburg. Der Bedarf liege bei etwa 120 Plätzen. Mit dem Land sei man bereits in Gesprächen.

Wahlkampf-Getöse

Einer sachlichen, lösungsorientierten Diskussion, wie sie die Plattform fordert, könnten aber die Gemeinderatswahlen in die Quere kommen. Die Stadt-ÖVP prangert im Wahlkampf "Bettlerbanden" an, Eduard Mainoni vom Team Salzburg verteilt "Aufklärungsblätter". Die Liste Bürger für Salzburg möchte ein Kontingent festlegen. Nur mit "Lizenz" sollen Arme künftig um Kleingeld bitten dürfen, schlägt Obmann Christoph Ferch vor. Die FPÖ drängt weiter auf ein Bettelverbot in der Altstadt. Bisher hat es dafür keine Mehrheit im Gemeinderat gegeben. SPÖ und Grüne sind dagegen.

Jährlich kommen etwa 1350 Bettler nach Salzburg, 80 Prozent davon sind aus Rumänien. "Daran kann man sie nicht hindern, die Not ist da. Die Frage ist, wie gehen wir damit um?", sagt Caritas-Direktor Dines. "Mit den Vorschlägen mancher wird nicht die Armut bekämpft, sondern die Armen."

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