Neue Jobs: Wem die Flüchtlinge helfen

Hannah Rigger ist eine von 500 neuen Mitarbeitern beim Arbeitersamariterbund.
Bei Hilfsorganisationen entstanden viele Dienststellen. Auftragslage bei involvierten Firmen verbessert.

Hannah Rigger ist ein "Troubleshooter", sagt sie. Die 26-Jährige arbeitet als Flüchtlingshelferin des Arbeitersamariterbundes (ASB) im Wiener Ferry-Dusika-Stadion. Sie weiß, wann der Arzt kommt, koordiniert Helfer und Dolmetscher und behält den Überblick über die Halle. Der ASB "entdeckte" Hannah am Wiener Hauptbahnhof, wo sie täglich Geflüchteten geholfen hatte. Seit Dezember ist die 26-Jährige nun beim ASB angestellt: "Ich habe mein Potenzial erkannt und will weiter im Sozialbereich tätig sein", sagt Hannah.

Aber für wen hat sich die Flüchtlingsbewegung in Österreich noch positiv ausgewirkt? Für jene, die dadurch einen (neuen) Job gefunden haben, für die Bus-Unternehmer, Security- und Containerfirmen und die privaten Quartiergeber: Denn die Auftragslage ist jetzt besser.

Neue Jobs: Wem die Flüchtlinge helfen
ABD0071_20151106 - - : ZU APA0650 VOM 5.11.2015 - Ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes beim abziehen eines Einweg-Bettüberzuges am Freitag, 6. November 2015, im Transitquartier auf dem Asfinag-Gelände in Salzburg. Das Transitquartier war am Donnerstagabend völlig überfüllt. Rund 2.000 Menschen haben sich auf dem Gelände aufgehalten, das Quartier ist jedoch nur für 1.300 Menschen ausgelegt. -. - FOTO: APA/BARBARA GINDL
Die Hilfsorganisationen nahmen (und tun es noch) wegen der hohen Flüchtlingszahlen viele neue Mitarbeiter auf. Der Samariterbund stellte österreichweit 500 zusätzliche Kräfte an. Darunter Ärzte, Krankenschwestern, Sozialarbeiter, Dolmetscher und Sicherheitspersonal. Auch bei der Caritas hat sich die Zahl der Mitarbeiter im Flüchtlingsdienst um knapp 500 erhöht. Das Rote Kreuz stockte sein Personal für die Betreuung von Flüchtlingen um 340 Personen auf, bei der Diakonie waren es 243.

Doch während die Hilfsorganisationen keine Gewinne einfahren dürfen, profitieren private Quartiergeber durchaus von der Beherbergung der Asylwerber. Die Schweizer Firma ORS, die etwa für Verpflegung und Unterkunft der Asylwerber im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen zuständig ist, wies 2014 einen Bilanzgewinn von einer Million Euro aus. Zwischen zwölf Euro (Selbstversorgung) und 19 Euro (Vollpension) beträgt der Tagsatz, den die Quartiergeber für die Betreuung eines Asylwerbers erhalten.

Geld und Gefühl

Niederösterreichs größter Asylquartiergeber, die SLC Europe, gründete zur Flüchtlingsbetreuung eigens eine Tochterfirma, die SLC Asylcare. 2000 Asylwerber beherbergt sie mittlerweile. "Wir sind in so einem Tempo gewachsen, dass wir uns jetzt neu strukturieren müssen," sagt Geschäftsführer Christian Kogler. Der Personalstand wurde erhöht, laufend werden neue Gebäude angeschafft. Wie viel die Firma verdient, will Kogler nicht sagen: "Sie wissen, ich hab’ ein großes Herz, aber natürlich muss man auch die wirtschaftliche Seite sehen."

Kogler war Bürgermeister von Puchenstuben (NÖ), wo seit mehr als zehn Jahren Geflüchtete beherbergt werden. Die Zusammenarbeit mit den NGOs funktioniere gut, sagt Kogler und das sagen auch die NGOs. Man müsse halt das Risiko für die Unternehmer sehen, meint Kogler: Planen könne man in diesem Bereich nicht. "Es kann sich jeder denken, dass man damit nicht reich wird."

Verbesserte Auftragslage

Für einige Unternehmen hat sich aber die Auftragslage verbessert: Die Firma Containex etwa durfte allein ans Innenministerium Container im Wert von 4,2 Mio. Euro liefern. Die Security-Firma Se2 Solutions hat "deutlich" mehr Personal und mehr Aufträge. Beim Busunternehmen Dr. Richard hatten die Flüchtlingstransporte "positive Impulse auf die Auslastung der Fahrzeuge in der Nebensaison", sagt Ludwig Richard. Auch neue Mitarbeiter wurden eingestellt. "Es ging uns nicht primär um den wirtschaftlichen Aspekt, sondern darum, zu helfen." Und die Tiroler Firma Geo-Alpinbau vermietet den Grenzzaun in Spielfeld für sechs Monate um 300.000 Euro.

Die ÖBB geben an, an der Flüchtlingskrise nichts verdient zu haben. Vielmehr habe die Einstellung der Zugverbindung zwischen Salzburg und München täglich 70.000 Euro gekostet.

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