Thayatal: Im Reich der Wildkatze

in Aussichtsplatz bietet einen grandiosen Blick auf die Thayaschlinge.
Der KURIER stellt die österreichischen Nationalparks, ihre Vielfalt, die Besonderheiten und ihr Angebot vor.

Die Besuchergruppe schließt dicht auf und folgt Christian Übl in der Dämmerung am Rand einer Wiese in den angrenzenden Wald. Gespannt spähen die Teilnehmer zu den nahen Bäumen, in der Hoffnung, einen der pelzigen Räuber zu erspähen, für die die Region bekannt ist. Zur nächtlichen Wildkatzenwanderung im niederösterreichischen Nationalpark Thayatal, dem kleinsten Österreichs, haben sie sich zusammengefunden. Er ist die erste Station der KURIER-Serie "Erlebnis Nationalpark".

Thayatal: Im Reich der Wildkatze
Biologe Übl, der bereits während der Gründungsvorbereitungen im Jahr 1999 für den kleinsten österreichischen Nationalpark arbeitete, versucht, den Menschen nicht nur Informationen, sondern auch ein Gefühl dafür zu geben, wie wertvoll der weitgehend unberührte Lebensraum an der Thaya ist.

Vermittlung

Deshalb entwickelt er Vermittlungsprogramme. Eines davon ist der Wildkatzensommer mit verschiedenen Veranstaltungen zum "Wappentier" des Nationalparks.

"Dass hier eine Wildkatzenpopulation lebt, ist nachgewiesen. Das bestätigen Wildkamerafotos ebenso wie genetische Proben. Derzeit untersuchen wir, ob es Verbindungen zu anderen Populationen, beispielsweise in Bayern, gibt", erklärt Übl, als die Gruppe den sogenannten "Lockstock" erreicht hat.

Thayatal: Im Reich der Wildkatze
Nationalpark Thayatal Biologe Christian Übl am Lockstock mit Baldrianfläschen
Das ist einer von zahlreichen Holzpfählen, die über den Nationalpark verteilt aus dem Boden ragen. Im Holz steckt ein durchlöchertes Kunststoff-Fläschen, dessen Inhalt nach Baldrian duftet. "Wir sprühen auch das Holz mit Baldrianöl ein", sagt Übl.

Die meisten Katzen – und auch manche Füchse – können dem Duft nicht widerstehen. Sie reiben sich genüsslich am Holz und auf einer eigens montierten Drahtbürste. Überwacht wird der Platz von einer Kamera. Regelmäßig untersuchen Ranger die Holzoberfläche. Sie müssen oft gegen das Licht schauen, um die feinen Haare zu entdecken, die auf der rauen Oberfläche zurückbleiben. Die werden eingepackt und kommen zur gentechnischen Untersuchung ins Labor. Treffer sind aber wegen der heimlichen Lebensweise der Tiere selten. Oft müssen die Forscher sich ein Jahr oder länger gedulden, bis es wieder einen Erfolg gibt.

Thayatal: Im Reich der Wildkatze
Nationalpark Thayatal - Wildkatzen im Gehege
Ideal für Wildkatzen ist das Gebiet, weil die winterliche Schneedecke nicht zu dick wird und nicht zu lange geschlossen bleibt. "Weil sie sonst keine Mäuse erwischen." Das alles erklärt Übl den interessierten Besuchern. Eine der scheuen Katzen in freier Wildbahn zu erspähen ist selbst den Nationalpark-Mitarbeitern kaum je gelungen. Doch dann kommen alle auf ihre Kosten: Bei der Nachtfütterung von Frieda und Karlo im Gehege. Mitarbeiter verstecken Futter auf dem Gelände.

Lautlose Räuber

Dann werden die Katzen eingelassen und suchen das große Gehege in gedämpftem Scheinwerferlicht nach den Leckerbissen ab. Zur Freude der Beobachter, die die eleganten und lautlosen Bewegungen der zarten Räuber bewundern können.

Thayatal: Im Reich der Wildkatze
Nationalpark Thayatal Besucherin Kathrin Freitag aus Reinprechtspölla mit Kindern ist begeistert
"Ich finde die Programme gut, komme öfter mit meinen Kindern her, weil alles so kindgerecht gemacht wird. Die werden eingebunden, können auch selbst etwas machen", lobt Kathrin Freitag aus Reinprechtspölla die Veranstalter.

Biologe Übl liebt die Landschaft des Nationalparks und findet sie faszinierend, obwohl er als passionierter Bergwanderer die spektakuläreren Höhen der Alpen schätzt. Deshalb wandert er mit Besuchern manchmal auch auf sonst verbotenen Pfaden an der Thaya zu besonderen Plätzen. Beispielsweise zu Trockenwiesen mit speziellen Nelke, über die erst kürzlich herausgefunden wurde, dass es sich um eine spezielle, sehr seltene Art handelt.

Klein

Im Jahr 2000 wurde der Nationalpark an der Thaya gegründet. Auf österreichischer Seite umfasst er eine Fläche von 1330 Hektar und ist damit deutlich kleiner als der angrenzende tschechische Park.

Natur

Er umfasst ein Durchbruchstal der Thaya mit steilen Felswänden, Laubwäldern und Trockenrasen. Schwarzstorch, Wildkatze und Smaragdeidechse gehören zu den seltensten Tierarten.

Angebot

Die jeweils nächsten Wildkatzen-Nachtwanderungen finden am 16. (speziell für Kinder) und 19. Juli statt. Am 30. Juli kann man mit Reblaus-Expresszug und

Fahrrad zur Wildkatze anreisen. Mehr: www.np-thayatal.at

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