Weitere Bundesländer fahren OPs zurück

Weitere Bundesländer fahren OPs zurück
Vorarlberg steht vor der Verschiebung gewisser operativer Eingriffe. Auch in Kärnten wurde eine Operation verschoben.

Dienstag vergangene Woche gab Oberösterreich als erstes Bundesland bekannt, geplante operative Eingriffe zu verschieben. Tags darauf zog Wien nach: "In den nächsten Tagen" soll damit begonnen werden, selektive Eingriffe zu verschieben, so Gesundheitsstadtrat Peter Hacker im Ö1-MorgenjournalDamit solle Platz für die Betreuung von Corona-Patienten geschaffen werden.

Und nun werden auch in drei Vorarlberger Krankenhäusern Operationen zurückgefahren bzw. schrittweise reduziert. In Feldkirch, Bregenz und Dornbirn sollen Ambulanzen nur noch für Patienten mit einer Zuweisung geöffnet sein, Selbsteinweisungen sind nicht mehr möglich.

Auch in Kärnten wurde heute, Dienstag, eine Operation abgesagt.

"Angespannte Lage"

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner sprach mit Blick auf die Intensivbetten-Kapazität von einer "angespannten Lage". Aktuell befinde man diesbezüglich zwar noch in "guter Verfassung", die Situation könnte sich aber schon in den nächsten zwei Wochen deutlich verschärfen. "Es wird alles unternommen, die Kapazitäten zu sichern und die Infektionskurve nach unten zu bringen", unterstrich der Landeshauptmann.

Von 1.900 Spitalsbetten stehen in Vorarlberg 430 für Covid-19-Patienten bereit. Stand Dienstagmittag waren 106 dieser 430 Betten belegt. Von landesweit 51 Intensivbetten wurden aber schon 26 - also mehr als die Hälfte - von Corona-Patienten benötigt. Zwar könne man die Kapazität auf 104 Intensivplätze erhöhen, dennoch würde man schon Ende November auch an diese Grenze stoßen, sollten die Infektionszahlen nicht eingebremst werden können, hieß es.

Kapazitäten bis Ende des Monats erschöpft

Mediziner Wolfgang List, der Koordinator für die intensivmedizinische Behandlung von Corona-Patienten, untermauerte diese Prognose eindrücklich mit Zahlen. "Aktuell sind in Vorarlberg rund 3.000 Personen mit dem Coronavirus infiziert. Unseren Erfahrungen zufolge benötigen in etwa zehn Tagen acht Prozent davon ein Spitalsbett, wiederum 15 bis 20 Prozent dieser Patienten kommen auf die Intensivstation", so List. Das würde bedeuten, dass - sofern keine Trendwende eintritt - die Kapazitäten bis Ende des Monats erschöpft sind. "Dann stünden eventuell keine Intensivbetten für Patienten mit Schlaganfällen, Herzinfarkten, Hirnblutungen zur Verfügung", machte List klar.

Noch sei es nicht notwendig, das Notversorgungszentrum auf dem Messegelände in Dornbirn erneut aufzubauen, so Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. Im Frühjahr wurden dort zwei Stationen mit jeweils 100 Betten installiert. Man könne aber jederzeit den Startschuss dazu geben, so die Landesrätin. Die Aufbauzeit betrage zwei Wochen. Zur Reduktion der OP-Kapazitäten in den Krankenhäusern Feldkirch, Bregenz und Dornbirn konnte Rüscher noch keine Details nennen, diese würden gerade ausgearbeitet.

Wallner wollte aber auch etwas Optimismus walten lassen: Er halte es für möglich, die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen, unterstrich er. "Wir brauchen dazu aber die strikte Einhaltung von Hygiene-Maßnahmen und die Rücknahme von sozialen Kontakten", so der Landeshauptmann. Wenn man sich überlege, ob man einen Besuch noch machen soll oder nicht, "dann lassen Sie ihn weg", sagte Wallner. Rüscher stellte fest, dass es jetzt im Herbst viel mehr Menschen als im Frühjahr gebe, "die versuchen, jede Gesetzeslücke zu finden, um sich nicht an die Regeln halten zu müssen. Das schadet uns am meisten".

Kärnten

Mit zehn Corona-Patienten auf Intensivstationen werden die Ressourcen in Kärnten knapper. "Wir haben heute schon einen Eingriff abgesagt, der eines Intensivbetts bedurft hätte", konkret eine Herzoperation, sagte der für den Intensivbereich zuständige Primar Rudolf Likar auf APA-Anfrage. Am Klinikum Klagenfurt seien aktuell fünf Intensivbetten frei, drei für weitere Covid-19-Patienten, zwei für Unfallopfer oder zum Beispiel einen Patienten mit Schlaganfall.

Das weitere Vorgehen, ob weitere Eingriffe verschoben werden, hänge einfach von der Auslastung ab. Wenn jemand komme, der eines brauche, bekomme der Patient ein Intensivbett, versicherte Likar. Er erklärte, dass die Auslastung der Intensivkapazitäten ohnehin über 90 Prozent liege, wobei man derzeit wegen Quarantänen Personalprobleme beim Pflegepersonal habe. Likar hat die Hoffnung, dass nun im Lockdown weniger Intensivpatienten nach Freizeit- oder Verkehrsunfällen eingeliefert werden.

Am Klinikum Klagenfurt gibt es insgesamt 53 Intensivbetten für Erwachsene, 130 in ganz Kärnten. Zusätzlich gebe es Aufwachräume, in die man Beatmungsgeräte stellen könne, sagte Likar. Knapp sei aber eben das Personal, das für den Intensivbereich speziell geschult sein muss.

Von den in den vergangenen Tagen und Wochen gestorbenen Coronapatienten wurden zuvor fast keine intensivmedizinisch behandelt, erklärte der Primararzt. Es habe sich um multimorbide Patienten gehandelt. Likar: "Ein Patient kommt nur auf die Intensivstation, wenn er das will. Der Patientenwille ist das höchste Gut." Bei Patienten mit schwersten Erkrankungen, dürfe der Arzt gar keine Intensivbehandlung anordnen, wenn er keine Chancen auf Verbesserung des Zustandes sieht. "Bei Patienten, die schon viele Organschäden haben, darf man die Therapie nicht machen."

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