In Österreich gibt es rund 1.100 Seilbahnen, doch nur die wenigsten haben ein vergleichbares System wie jene Bahn, die auf den Mottarone führte, nur rund 50 nämlich. Etwa bei der Untersbergbahn in Salzburg oder jener auf den Dachstein-Gletscher, wenn auch dort das System ein moderneres als in Italien ist. In Österreich sind eher Umlauf- oder Kabinenbahnen üblich, die anders aufgebaut sind: Pendelbahnen funktionieren mit jeweils einem Zug-, Trag- und Gegenseil, sie haben nur zwei Kabinen, eine fährt rauf, eine im Gegenzug hinunter, ein Pendelverkehr sozusagen. Abgesichert werden sie durch Bremsbacken an den Kabinenrollen: Sie schließen, sobald das Zugseil es hält die Kabinen in Bewegung locker wird.
Umlaufbahnen haben ein anderes Prinzip: Sie befördern mehrere Kabinen mit meist nur einem Seil, das als Zug- und Tragseil fungiert. Die Sicherung funktioniert ebenfalls mit Bremsen an den Kabinen. Doch seit der Errichtung der ersten Seilbahn 1926 sei noch nie ein Seil ohne äußeres Zutun gerissen, versichern Experten. In Sölden verlor 2006 ein Hubschrauber einen 750 Kilogramm schweren Betonkübel direkt über der Bahn, das Seil riss, neun Menschen starben.
Engmaschiges Kontrollnetz
„Seilbahnen gehören zu den sichersten Verkehrsmitteln“, betont Christian Felder, das liege auch am intensiven Prüf- und Kontrollaufwand: Alle fünf Jahre ist eine Überprüfung durch externe Gutachter vorgeschrieben. Dabei werden Teile ausgebaut, das Material unter anderem mittels Ultraschall kontrolliert. Jedes Jahr muss ein Seilbahnunternehmen eine Hauptrevision durchführen, wo unter anderem Trag- und Zugseile auf Mängel untersucht werden. Diese Kontrollen dauern jeweils mehrere Wochen, die Seilbahn steht in der Zeit still. Im täglichen Betrieb fallen laut Felder Kontrollen vor Betriebsbeginn, während des Betriebs und nach Betriebsschluss an. „Das ist ein sehr engmaschiges Netz.“
Dieses Kontrollnetz gab es auch in Italien, wie die Südtiroler Herstellerfirma Leitner dokumentierte. An der Seilbahn Stresa-Mottarone wurden die Seile im November 2020 überprüft, die Bremsen Anfang Mai. Dabei seien „keine Unregelmäßigkeiten“ festgestellt worden: „Wir sind in Gedanken bei Opfern und Hinterbliebenen dieses schrecklichen Unglücks“, versicherte Vorstandsvorsitzender Anton Seeber.
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