Hundezüchter fordern Gütesiegel

Das Geschäft mit den Vierbeinern: Ein Steirer gab "Ost-Welpen“ als Rassehunde aus
Ein Steirer verkaufte rund 100 Billig-Welpen als Rassehunde. Er muss ins Gefängnis.

"Da gibt’s keinen Kompromiss“, klärt der Tierarzt auf. „Entweder der Hund ist reinrassig oder ein Mischling.“ Schwerer Betrug ist es allerdings dann, wenn der aus Ungarn importierte Mischlingshund als reinrassig, gesund, geimpft und gechipt verkauft wird: Ein Steirer, 43, saß deshalb Donnerstag in Graz vor Gericht. 150 Fälle waren angeklagt. Seit 2007 soll der Mann Billig-Welpen gekauft und in Österreich weiterverkauft haben: Angeboten im Internet, übergeben auf Tankstellen. Impfpässe und Tierarztstempel waren gefälscht.

Es handelt sich um ein Musterbeispiel für illegalen Welpenhandel. Das Geschäft mit osteuropäischen Billig-Hunden blüht. Aufklärungskampagnen und Warnungen ändern daran nichts. Die Praxis zeigt, dass die Botschaften nicht ankommen – oder bewusst überhört werden. Freilich: Selbst wenn sich kaufwillige Herrchen und Frauchen einen Vierbeiner aus einer „sauberen“ Zucht zulegen wollen, lässt sie der Gesetzgeber im Stich. Seriöse Züchter sind offiziell nicht registriert.

„Orientierungshilfe“

Hundezüchter fordern Gütesiegel
Präsident, Kynologenverband, Dr. M. Kreiner

Dieses Manko hat der Österreichische Kynologenverband (ÖKV) längst erkannt. „Wir fordern ein Gütesiegel für ,empfohlene Hundezucht’“, sagt ÖKV-Präsident Michael Kreiner. „Eine Orientierungshilfe für Käufer“, natürlich begleitet von strengen Kontrollen.

Derzeit sind Käufer auf sich allein gestellt. Viele beherzigen die Grundregeln eines seriösen Hundekaufs (siehe unten) nicht. Im zuständigen Gesundheitsministerium verweist man auf zweierlei: Erstens gilt für Züchter das Tierschutzgesetz. Zweitens handle es sich um den Kauf einer Sache, der privatrechtlich geregelt ist.

Derzeit kann auch in Österreich jeder züchten, der will: Laut Tierschutzgesetz müssen die Zuchttiere bei der Bezirksbehörde gemeldet werden. Im ÖKV sind ausnahmslos Hobby-Züchter Mitglieder. „Das ist reine Liebhaberei, ohne Gewerbe-Absicht“, sagt Kreiner. Der Verkaufspreis decke den Aufwand für Futter, Ausbildung und Arztrechnungen.

Der Steirer bot zu Dumpingpreisen an. Nur 70 bis 220 Euro soll er je nach Rasse gezahlt, 300 bis 500 Euro kassiert haben. Geschäft sei das aber eh keines gewesen, beteuerte der Arbeitslose. „Ich hab’ einen Bullmastiff um 120 gekauft, um 220 weiter.“ Ein paar seiner Abnehmer sagten gestern aus. Einige waren zufrieden, obwohl ihre als Staffordshire Terrier oder Bulldogge nun doch Mischlinge sind. „Mein Hund ist so herzig, den geb’ ich nicht her“, versicherte ein Grazer. Eine Tirolerin hatte weniger Glück. Ihr 300-Euro-Bullterrier war schwer krank. „Ich hab’ mich schon gefragt, wieso der so günstig ist. Normal zahlst einen Tausender dafür“, erinnert sich die junge Frau.

Der Richter reduzierte die Schadensfälle schließlich auf 100, da der 43-Jährige auch eine angemeldete Zucht gehabt hatte. Das nicht rechtskräftige Urteil: 30 Monate Haft, zehn davon unbedingt.

Hunde in Zahlen

  • 630.000 Hunde gibt es laut Österreichischem Kynologenverband in Österreich.
  • 100.000 heimische Hunde sind reinrassig, der Rest Mischlingshunde.
  • 500 Millionen Hunde gibt es laut Schätzung weltweit. 75 Prozent davon sind frei lebend.
  • 52.000 Mitglieder hat der Österreichische Kynologenverband. ER vereint Hundevereine, die sich mit Haltung, Erziehung, Zucht, etc. beschäftigen.

Sind die Fragen beantwortet, bleibt noch eine übrig: Wie finde ich einen seriösen Züchter? Dabei gibt es eine ganz simple Checkliste, die Laien beachten sollten.

Ganz oben auf der Liste: Es zählt der erste Eindruck. Das Areal sollte sauber sein. Wichtig ist es auch, das Muttertier samt ihrem „Nest“ und den anderen Welpen zu sehen. Hier hat das Jungtier seine ersten Wochen verbracht und die wichtige soziale Prägung erhalten. Der Hund muss mindestens acht Wochen alt, geimpft, entwurmt und gechipt sein.

Prinzipiell sollte sich der Hundezüchter für den Käufer interessieren. „Er sollte nochmals abklären, ob der Käufer genug Zeit hat, ob er sich den Hund leisten kann“, erklärt Michael Kreiner vom Österreichischen Kynologenverband. „Der Käufer sollte spüren, dass dem Züchter etwas am Welpen liegt.“ Ein verantwortungsbewusster Verkäufer stellt Fragen, etwa wie der Hund gehalten wird (Haus mit Garten oder Wohnung).

Ein Kauf wird vertraglich fixiert. Das Vorzeigen von Impfpässen und Papieren sowohl für den Welpen und das Muttertier sind selbstverständlich. Bei Inseraten in Zeitungen und auf Internetportalen ist große Vorsicht geboten.

Bei weiteren Fragen zum Thema hilft der KURIER-Tiercoach.

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